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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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bemerken.«
    »Haben Sie Blut- und Urinproben, die Sie auf Drogen untersuchen können?«
    Denby nickte. »Ich werde mich darum kümmern, dass das gemacht wird.«
    »Wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Meine Assistenzärztin, Dr. Blessing. Ich glaube, Sie oder einer Ihrer Kollegen haben gleich zu Anfang mit ihr gesprochen.«
    »Ja, ich weiß, dass Dr. Blessing uns angerufen hat. Aber wie kam sie darauf?«
    Denby setzte ein Grinsen auf. Carol mochte ihn noch weniger als zuvor. »Ich will nicht eitel klingen, aber Dr. Blessing meinte, wenn ich nicht feststellen könnte, was mit Mr. Bishop los ist, dann müsste es etwas ganz Außergewöhnliches sein. Sie gab die Symptome in unsere Online-Datenbank ein, und eine Rizinvergiftung war das Einzige, was passte. Sie teilte mir ihre Schlussfolgerung mit, und ich ordnete den Standardtest an. Das Ergebnis war eindeutig positiv. Es kann wirklich kein Zweifel bestehen, Chief Inspector.«
    Carol schloss ihr Notizbuch. »Danke, dass Sie das so gut erklärt haben. Sie sagten, Sie hätten sich über Rizin informiert. Wäre es möglich, für mich und meine Mitarbeiter eine Art Kurzbericht zusammenzustellen?«
    »Ich werde Dr. Blessing gleich damit beauftragen.« Er stand auf und deutete damit an, dass die Befragung aus seiner Sicht zu Ende sei.
    »Kann ich ihn sehen?«, fragte Carol.
    Denby fuhr sich mit dem Daumen übers Kinn. »Es gibt nicht viel zu sehen«, meinte er. »Aber natürlich, ich bringe Sie hin. Seine Eltern sind vielleicht wieder zurückgekommen, sie waren im Aufenthaltsraum für Angehörige. Ich musste ihnen die Nachricht mitteilen, und sie waren verständlicherweise schockiert und erschüttert. Ich bat sie dort zu bleiben, bis sie sich ein wenig beruhigt hätten. Es hilft dem Team auf der Intensivstation nicht gerade, wenn Leute in der Nähe der Patienten in einem aufgewühlten Gemütszustand sind.« Er klang herablassend, als sei der reibungslose Betrieb auf einer Krankenstation unendlich viel wichtiger als die Angst von Eltern, die dabei sind, einen Sohn zu verlieren.
    Carol folgte ihm zu Robbie Bishops Bett. Die beiden Stühle der Eltern waren leer. Carol stand am Fußende des Betts und betrachtete die verschiedenen Monitore, Schläuche und Apparate, die Robbie Bishop auf seiner kurzen Reise in den Tod so gut wie möglich stabilisieren würden. Seine Haut war wächsern, auf Wangen und Stirn ein leichter Glanz von Schweiß. Sie wollte sich sein Bild einprägen. Dies würde aus verschiedenen Gründen ein Alptraum einer Ermittlung werden, und sie wollte sicher sein, dass sie den Menschen, der im Mittelpunkt stand, nicht aus den Augen verlieren würde. Die Medien würden Antworten auf ihre Fragen verlangen, die Fans würden einen Kopf fordern, und Carols Vorgesetzte würden eifrig versuchen, sich mit dem Ruhm zu schmücken, den sie der Lage womöglich abgewinnen konnten.
    Carol war entschlossen herauszufinden, wer Robbie Bishop zugrunde gerichtet hatte und warum. Aber um ihrer selbst willen musste sie darüber im Klaren sein, dass sie den Mörder aus den richtigen Gründen verfolgte. Jetzt, da sie Robbie gesehen hatte, konnte sie sich dessen viel sicherer sein.

    Detective Constable Paula McIntyre kannte sich mit Schock und Kummer aus. Sie hatte zahllose Beispiele dafür gesehen und war selbst noch dabei, sich von einer extremen Erfahrung mit beidem zu erholen. So las sie aus Martin Flanagans Verhalten nichts anderes heraus, als dass er offensichtlich bis ins Mark erschüttert war von der Nachricht, die Dr. Blessing ihm überbracht hatte.
    Seine Reaktion war Betätigungsdrang und Erregung. Er konnte nicht stillhalten. Das überraschte Paula nicht. Sie hatte das schon öfter erlebt, besonders bei Männern, deren Beruf mit körperlichen Tätigkeiten zu tun hatte, ob das nun auf einer Baustelle oder einem Sportplatz war. Flanagan schritt ruhelos auf und ab, warf sich dann in einen Sessel, wo er nervös mit Fingern und Füßen herumzappelte, bis er die Beengtheit nicht mehr ertragen konnte. Dann stand er wieder auf und ging im Zimmer hin und her. Paula saß einfach da, der ruhende Pol seiner rastlosen Welt.
    »Ich kann es nicht fassen«, wiederholte Flanagan. Seit Paula gekommen war, hatte er das dauernd gesagt, der kurze Satz hing wie ein wiederkehrendes Trennungszeichen zwischen all den anderen Dingen, die er berichtete. »Er ist immer wie ein Sohn für mich gewesen, wissen Sie. Ich kann es nicht glauben. So etwas passiert doch keinem Fußballspieler. Sie brechen

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