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Schleier der Täuschung

Schleier der Täuschung

Titel: Schleier der Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Luceno
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nicht die Stimme der äußeren Systeme, Havac«, entgegnete Palpatine. »Wenn Sie mir schon einen Ehrentitel geben wollen, wie wäre es dann mit Stimme der Republik? Vergessen Sie nicht, worum es hier geht. Falls Sie nur in Schubladen denken – ›die inneren Systeme‹ gegen ›die äußeren System‹, die Sternensektoren gegen die Ränder –, dann wird es nie Einigkeit geben. Anstelle einer Gleichberechtigung aller würde die Republik in Anarchie verfallen und auseinanderbrechen.«

14. Kapitel

    Als er den Jedi-Tempel durch das östliche Tor verließ, überlegte Qui-Gon, wohin er gehen sollte. Es war ein warmer, wolkenloser Tag – außer im Norden, wo mikroklimatische Stürme um die Spitzen von Coruscants höchsten Gebäuden wirbelten –, und er hatte nichts zu tun.
    Schließlich ging er ohne festes Ziel los, und als er in den Sonnenschein hinaustrat, blitzten Erinnerungen an die Kindheit vor seinem inneren Auge auf, als seien es flüchtige Bilder auf Sabacc-Karten, die gerade von einem Geberdroiden gemischt werden. Er sah sich, wie er im Tempel meditierte, lernte, übte, Freunde fand und verlor, und dann war da natürlich auch die Erinnerung an jenen Tag, als er sich in einen der Türme hinaufgeschlichen und zum ersten Mal die faszinierende Stadtlandschaft Coruscants gesehen hatte. Der Anblick hatte in ihm den Wunsch geweckt, den Stadtplaneten von der tiefsten Schlucht bis zum höchsten Turm zu erforschen. Seine gesamte Jugend hindurch hatte dieser Wunsch ihn begleitet, und auch heute noch war er nicht vollends erfüllt.
    Nur selten war es den Schülern gestattet, den Tempel zu verlassen, und bei diesen Gelegenheiten wanderten sie in Gruppen umher wie Touristen, stets begleitet von einer Aufsichtsperson. Sie besuchten den Galaktischen Senat, das Gerichtsgebäude, das Magistratsgebäude … Doch bereits bei diesen frühen Ausflügen war Qui-Gon klar geworden, dass Coruscant nicht der wundervolle, perfekte Ort war, für den er ihn anfangs gehalten hatte. Das Klima des Planeten war mehr oder weniger reguliert, seine ursprüngliche Topografie seit Jahrtausenden eingeebnet oder unter Grundmauern begraben, und das bisschen Natur, das noch auf dieser Welt existierte, befand sich im Innern der Gebäude, wo es gestutzt und kontrolliert werden konnte.
    Weil sie in allem Leben existierte, war die Macht auf Coruscant in gewisser Weise besonders deutlich spürbar. Man nahm sie hier jedoch anders wahr als auf Welten, die noch in ihrer ursprünglichen Form existierten. Dort schuf die natürliche Verbindung allen Lebens zarte Muster und Verschiebungen in der Macht. Während man sich dieser Energie auf vielen Planeten nur als sanftes Flüstern bewusst wurde, war sie auf Coruscant ein lautes Brüllen – ein beständiges Rauschen empfindungsfähigen Lebens.
    Qui-Gon dachte an nichts anderes, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die große Holokarte im Turm des Hohen Rates zeigte Hunderte weit entfernter Krisenherde und Notfälle an, doch noch hatte der Rat der Schlichtung ihm und Obi-Wan keinen davon als neuen Auftrag zugewiesen, und allmählich fragte er sich, ob Yoda vielleicht wütend über seine scheinbare Besessenheit von Captain Cohl war.
    In Qui-Gons Augen taten die Ratsmitglieder Cohl viel zu leichtfertig als ein Symptom schwieriger Zeiten ab, wo er doch ganz eindeutig viel mehr als nur das war. Überrascht hatte ihre Entscheidung ihn aber nicht. Der Rat neigte dazu, sich stärker auf die Folgen einer Entscheidung, auf zukünftige Ereignisse zu konzentrieren als auf die Gegenwart. Obwohl gerade Yoda zu sagen pflegte, dass die Zukunft in ständiger Bewegung war, benahmen er und Mace Windu sich bisweilen so, als wäre alles schon in Stein gemeißelt.
    Wussten sie vielleicht von einem großen, alles verändernden Ereignis, das am Horizont lauerte?, fragte sich Qui-Gon. Würde er es auch noch erkennen, oder würde er im Unwissen bleiben, bis er darüber stolperte? Solange er keine Antwort auf diese Frage hatte, wollte er die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Meister des Hohen Rates etwas wussten, was er noch nicht einmal ahnte.
    Im Moment gab es nur eines, dessen er sich ohne jeden Zweifel sicher war: Die Macht war weit mysteriöser, als selbst die Jedi es sich vorzustellen vermochten.
    Er war noch keine fünfhundert Meter vom Tempel entfernt, als plötzlich Adi Gallia auftauchte und neben ihm in Schritt fiel.
    »Bist du auf der Suche nach etwas Bedeutsamem, Qui-Gon, oder hoffst du nur, auf etwas zu stoßen,

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