Schleier der Täuschung
das deine Aufmerksamkeit verdient?«
Er lächelte sie an. »Ich habe schon etwas gefunden – dich.«
Sie lachte, dann warf sie ihm einen tadelnden Blick zu.
Ihre Fingernägel waren lackiert, und dasselbe blaue Kosmetikum, das ihre dunkelblauen Augen umrandete, zeichnete die Knochen auf ihrem Handrücken nach. Sie war schon seit über einem Jahrzehnt ständiges Mitglied im Hohen Rat, und noch sehr viel länger Jedi-Meisterin. Ihre Eltern waren corellianische Diplomaten, doch wie Qui-Gon war sie im Tempel aufgewachsen. Adi war seit jeher von Coruscant fasziniert gewesen, und sie kannte den Planeten so gut wie kaum eine Zweite. Im Verlauf der Jahre hatte sie zudem eine enge Freundschaft mit dem Obersten Kanzler Valorum und einigen Abgeordneten der Kernwelten aufgebaut.
»Wo ist dein junger Schüler?«, fragte sie, während sie weiter dahinschritten.
»Er schärft seinen Verstand.«
»Dann gibst du ihm tatsächlich hin und wieder eine Verschnaufpause von deiner strengen Bevormundung?«, neckte sie ihn.
»Ich brauche mindestens ebenso sehr eine Verschnaufpause von meiner strengen Bevormundung wie er«, entgegnete Qui-Gon.
Adi lachte, dann wurde sie ernst. »Ich habe Neuigkeiten, die dich zweifelsohne interessieren werden. Es scheint, dass du recht hattest: Cohl hat die Explosion des Föderationsfrachters offenbar überlebt.«
Qui-Gon erstarrte mitten in der Bewegung. Die beiden Jedi waren gerade dabei, eine Himmelsbrücke zu überqueren, und Droiden und Fußgänger schoben sich nun an ihnen vorbei.
»Wurde er gesehen?«
Adi lehnte sich über das Geländer der Brücke und blickte zurück zum Tempel. »Das Dorvallanische Raumkorps hat ein Shuttle verfolgt, das der Beschreibung und der Antriebssignatur entspricht, die wir von dir und Obi-Wan erhalten haben. Das Schiff ist abgestürzt und auf der Planetenoberfläche explodiert, nicht weit von der Stelle entfernt, wo Cohl eine provisorische Basis eingerichtet hatte.«
Qui-Gon nickte. »Ich kenne diesen Ort.«
»Nach dem Absturz war nicht mehr viel übrig, was man noch untersuchen konnte, aber es wurden drei Leichen geborgen und als Komplizen von Cohl identifiziert. Und jetzt kommt der interessante Teil: Das Shuttle war offenbar unterwegs zu einem Rendezvous mit Cohls eigenem Schiff.«
»Die Fledermausfalke .«
»Sie setzte ganz in der Nähe der Absturzstelle auf, flog aber kurz darauf schon wieder los und schoss sich einen Weg durch den dorvallanischen Luftraum frei. Mehrere Patrouillenboote wurden dabei zerstört.«
»Cohl war an Bord seines Schiffes«, sagte Qui-Gon.
»Bist du dir da wirklich so sicher?«
»Das bin ich.«
Adi nickte. »Der Pilot eines Patrouillenbootes berichtete, dass zwei oder drei Mitglieder von Cohls Bande es womöglich lebend zur Fledermausfalke geschafft haben.«
»Wurde das Schiff seitdem gesichtet?«
»Es sprang in den Hyperraum, sobald es Dorvalla hinter sich gelassen hatte. Aber alle von Cohls bekannten Verstecken wurden unter verstärkte Beobachtung gestellt. Falls er wirklich überlebt hat, wird man ihn früher oder später finden und mit ein wenig Glück auch fangen.«
»Adi, besteht die Möglichkeit, dass Obi-Wan und ich …«
»Cohl ist nicht länger euer Problem«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Der Oberste Kanzler Valorum will die Systeme entlang der Rimma-Handelsroute ermutigen, selbst gegen die terroristischen Akte in ihren Sektoren vorzugehen. Falls die Jedi sich dort einmischen, würde man das vermutlich als indirekte Unterstützung der Handelsföderation deuten.«
Qui-Gon runzelte die Stirn. »Diese Entscheidung erscheint mir kurzsichtig. Viele Welten entlang der Handelsroute unterstützen die Nebelfront, die einen mehr, die anderen weniger. Von dort bezieht die Organisation einen Großteil ihrer neuen Rekruten, außerdem Credits, Informationen und mehr.«
Adi warf ihm einen langen Blick zu. »Qui-Gon, hättest du etwas dagegen, Kanzler Valorum persönlich über diese Dinge Bericht zu erstatten?«
Qui-Gon nickte. »Das ist eine gute Idee.«
»Dann ist es also beschlossen. Ich bin gerade ohnehin auf dem Weg zu ihm, und je früher wir uns um diese Angelegenheit kümmern, desto besser.«
»Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.«
In seinen Gemächern unter der Senatsrotunde lehnte Valorum sich im Stuhl zurück. Mit einem erschöpften Seufzen streckte er die Arme über den Kopf. Nun, da seine morgendlichen Aufgaben erledigt waren, musste er sich den Abgeordneten stellen, die keinen Termin bekommen
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