Schleier der Traeume
kümmerte.«
Aufgrund der Liebe seiner Eltern hatte Drew mit seiner Fähigkeit immer sorglos gelebt. Sogar als er erfahren hatte, wie an ihm und den anderen Takyn herumgepfuscht worden war, hatte er angesichts dessen, was einige Takyn vermochten, das Gefühl, das freundliche Ende der DNA -Doppelhelix erwischt zu haben. Einen seiner ältesten Freunde bei den Takyn, den er unter dem Namen Paracelsus kannte, plagten Visionen der Vergangenheit oft so realistisch, dass sie ihm mehrmals fast den Verstand geraubt hätten. Und seine neue gute Freundin Jessa Bellamy konnte die dunkelsten Geheimnisse ihres Gegenübers erkennen, indem sie es berührte.
Und dann war da Rowan.
Beim Gedanken an sie setzte Drew sich an seinen Laptop und öffnete das Programm, mit dem er im Netz ihre Bewegungen verfolgte. Sie wusste nicht, dass er vor ihrem Abschied in Savannah einen GPS -Sender an ihrem Motorrad angebracht hatte. Matthias – der älteste Takyn und einst ein römischer Soldat, der zweitausend Jahre im Eis begraben gewesen war – hatte ihn nicht darum gebeten, doch Drew hatte es für eine gute Idee gehalten, Miss Unabhängigkeit im Auge zu behalten. Matthias hatte diesen Vorschlag als kluge Maßnahme begrüßt.
Drew hatte ihre Reise von Savannah Richtung Boston verfolgt, wo sie für einen Takyn-Freund arbeiten wollte. Das Signal verriet ihm nicht, was sie tat, sondern nur, wo sie sich aufhielt, und doch tröstete ihn dieses Wissen. Rowan mochte hart wie Stahl sein, doch sie war auch jung und ganz auf sich allein gestellt – und sie litt.
Jessa hatte seinen Verdacht bestätigt. »Ich glaube, Rowan hat uns verlassen, weil sie in Matthias verliebt war. Es wäre schwer für sie gewesen, mich und Matthias weiter zusammen zu sehen, vor allem, wo ich nun schwanger bin.«
»Wie geht es Maximus Junior?«, hatte Drew gefragt.
»Er tritt mir gerade ein Loch in die Milz«, hatte Jessa trocken erwidert. »Aber das ist besser als die Übelkeit morgens. Hör mal, ich weiß, dass Rowan stolz ist und ihren eigenen Weg gehen muss, aber sie ist noch so jung. Falls sie dich anruft –«
»Rede ich mit ihr«, hatte er ihr versichert. »Keine Sorge. Und der zeitliche und räumliche Abstand helfen ihr bestimmt allmählich darüber hinweg.«
An diesem Abend nun erwartete er, dass sie New York hinter sich gelassen hatte und bereits tief in Connecticut war, aber laut GPS -Signal befand sie sich noch immer an der Grenze von New Jersey und New York.
»Was machst du da? Bagels in dich reinstopfen?«, brummte er, zoomte heran und sah das kleine, helle Licht den Hudson queren. »Du hättest mit mir nach Kalifornien kommen sollen, Mädchen. Dann hätte ich dir surfen beigebracht.« So schnell, wie er es damals gelernt hatte.
Drew nahm sein Handy und rief Matthias auf dessen Farm in Tennessee an. Jessa war am Apparat und rief ihn nach dem Austausch einiger Höflichkeiten ans Telefon.
»Alles in Ordnung?«, war Matthias’ erste Frage.
»Stinklangweilig ist mir. Das neue Sicherheitssystem von GenHance konnte ich noch immer nicht knacken, vermutlich weil ich die Leute zu gut ausgebildet habe«, sagte er, denn er hatte die Computerabteilung dort geleitet. »Gibt’s was Neues von Rowan?«
»Sie hat uns nicht angerufen. Dich auch nicht?«
»Nein, aber ich verfolge ihr Signal. Sie treibt sich irgendwo in New York rum.« Er runzelte die Stirn, als das Licht plötzlich flackerte und erlosch. »Mist.« Er hämmerte auf die Tastatur ein, um das Signal wieder zu empfangen – vergeblich. »Sie ist gerade vom Schirm verschwunden.«
»Was soll das heißen?«
»Dass es kein GPS -Signal mehr gibt. Vielleicht hat sie den Sender gefunden und in den Hudson geworfen. Ich rufe sie besser an. Bleib am Apparat.« Drew nahm sein Wegwerfhandy, wählte Rowans Nummer und drückte die Freisprechtaste.
»Das bin nicht ich«, kam Rowans Stimme. »Das ist digitaler Blödsinn, der tut, als wäre ich es. Hinterlassen Sie nach dem Ton Name und Rufnummer, oder Sie hören nichts von mir.«
»Ro, David hier. Ruf bitte sofort zurück.« Er schaltete das Wegwerfhandy aus und sagte ins Mobiltelefon: »Rowans Anrufbeantworter springt sofort an.«
»Vielleicht hat sie sich über den Sender geärgert.«
»Ja.« Drew sah finster auf den Stadtplan am Bildschirm. »Wahrscheinlich. Ich werde auf ihren Rückruf warten.«
In der ersten Nacht an einem neuen Ort schlief Rowan immer schlecht, doch wenigstens glotzte sie diesmal nicht bis zum Morgengrauen Dauerwerbesendungen. Sie hatte den
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