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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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anderes. All die siedende Feindseligkeit hätte andere zum Narren halten können, aber nicht Rowan. Meriden wusste nicht, dass sie eine Art Doktortitel darin besaß, Leute zu verärgern.
    Sie erhob sich und kam um den Pick-up herum zum Büro. Auf den ersten Blick sah es dort so aufgeräumt aus wie in der Werkstatt; also konzentrierte sie sich auf den Mann, der hinter dem Schreibtisch stand. Er schob Rechnungen zwischen zwei Stapeln hin und her, trank dabei aus einem Becher, der schon bessere Tage gesehen hatte, und blickte sie nicht an, doch Rowan sah seine gestrafften Schultern zucken und seine Armmuskeln sich spannen.
    Es brachte nichts, um den heißen Brei herumzureden, nicht bei Meriden. »Haben Sie ein Problem mit mir?«
    »Ich warte auf Ersatzteile.« Er nahm einen Stapel Rechnungen und stopfte sie achtlos in einen Ziehharmonika-Ordner. »Ihr Motorrad ist in ein, zwei Wochen fertig. Und tschüss.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.« Sie trat an seinen Tisch. »Was habe ich Ihnen getan? Warum sind Sie so kratzbürstig zu mir?«
    Endlich sah er sie an. »Bleib mir vom Acker, Törtchen.«
    »Sehen Sie, nun vermasseln Sie es wieder.« Rowan setzte sich auf den Besucherstuhl und verschränkte die Hände hinterm Kopf. »Immer nehmen Sie alles persönlich. Ich will Ihnen nicht auf die Pelle rücken. Mir liegt bloß an netter Nachbarschaft. Wie geht’s? Schönes Wetter heute! An mehr nicht. Jedenfalls nicht an dem, was Sie grünes Licht für eine Probefahrt durch meine Kondomschachtel nennen dürften.«
    Er klatschte die restlichen Papiere auf den Tisch, kam zu ihrem Stuhl und baute sich vor ihr auf. »Sie haben eine verdammt große Klappe.«
    Rowan sah zu ihm hoch und legte den Kopf schief. »Und Sie haben ein Hirn da oben, ja? Oder sind in Ihrem Schädel auch nur Muskeln?«
    Er wandte sich ab. »Sie wissen, wo die Tür ist.«
    »Wissen Sie was? Ich habe nicht angefangen mit diesem Mist. Sie sind es, der mich lausig behandelt.« Sie wäre liebend gern aufgestanden und hätte sich an ihn geschmiegt, aber würde sie jetzt klein beigeben, hätte er für immer die Oberhand. »Also, hier bin ich, Großer. Wenn Sie mir die Meinung geigen wollen: nur zu! Bringen Sie es hinter sich, denn ich habe es
satt
, Sie wie ein rohes Ei zu behandeln.«
    Er musterte sie lange. »
Sie
behandeln mich wie ein rohes Ei?«
    »Ich bewege mich wie auf einem Minenfeld«, versicherte sie ihm. »Wenn ich aufs Klo muss, würde ich am liebsten ein SEK als Verstärkung rufen.«
    Seine Lippen wurden schmal, und sie fürchtete kurz, er würde sie verprügeln. Dann drang ein Grollen aus seiner Brust, und sie begriff, dass er lachte – oder es doch versuchte. Und sie lachte mit ihm, lachte, bis ihr Tränen in die Augen traten und sie sich zurücklehnen und sich die schmerzenden Seiten halten musste.
    »Das ist nicht witzig«, sagte er und gluckste noch immer.
    »Ach nein? Versuchen Sie mal, mit zusammengepressten Schenkeln durch ein Schlüsselloch zu lauschen.« Sie hielt sich den Mund zu, um ein letztes Kichern zu ersticken, und wischte sich mit der Handkante die Augen. »Mein Gott, das hab ich gebraucht.«
    »Ja«, pflichtete er ihr leise bei. »Ich auch.«
    Sie schaute zu ihm hoch. Ohne seinen finsteren Blick sah er weniger bedrohlich aus; seine Augen wirkten nahezu warm und freundlich. »Sind wir jetzt also Sean und Rowan oder weiter Bauerntölpel und Törtchen?«
    »Rowan.« Er sprach ihren Namen so tastend aus, als gehörte er zu einer fremden Sprache. »Ich habe viel am Hals. Tut mir leid, dass ich das an Ihnen ausgelassen habe.«
    »Spendieren Sie mir einfach bei Gelegenheit ein Bier.
Sean
.« Sie stupste ihm freundlich den Arm. »Und danke, dass Sie mein Motorrad reparieren. Ich weiß, dass das nicht Ihre Idee war.«
    Seine Miene wurde reservierter. »Fühlen Sie sich wohl mit der Arbeit im Restaurant?«
    »Es ist gut. Ich lerne viel von Dansant.« Sie mochte es nicht, wie er sie plötzlich ansah. »Ich sollte wohl wieder nach Hause gehen.«
    Er beugte sich vor und packte die Armlehnen, und schon saß sie zwischen ihm und dem Stuhl in der Falle. »Sie sagten doch, heute ist Ihr freier Tag.«
    »Ich habe einiges zu erledigen.«
    »Na und?« Er richtete sich auf. »Kommen Sie.« Er schlüpfte in seine Jacke. »Ich gebe Ihnen das Bier aus.«
    Vielleicht hätten wir bei Bauerntölpel und Törtchen bleiben sollen
. Rowan stand auf und folgte ihm nach draußen.
    Die Kneipe, in die Meriden sie mitnahm, war klein, dunkel und eindeutig

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