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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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irisch. Das jahrzehntelang gereifte Aroma von Bier, Whiskey, Zigaretten und billigem Frittieröl verlieh ihr eine dumpfe, säuerliche Atmosphäre. Keiner der sechs auf Thekenhockern geparkten Männer schien jünger als fünfzig zu sein. Der Barkeeper, ein teilnahmslos wirkender Schlägertyp mit blauen, unsauber gestochenen Anker-Tattoos auf dem Bizeps, grüßte Sean mit einem knappen Nicken.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte sie, als sie sich neben ihm am Ende der Theke niederließ. »Sie sind hier Stammgast.«
    »Beleidigen Sie nicht meine Wasserstelle.« Er hob zwei Finger, und der Barmann brachte zwei Flaschen dunkles Ale. »Danke, Clancy.« Sean gab ihm einen Zehndollarschein und prostete ihr zu. »Alles Gute, Törtchen.«
    »Auch so.« Sie nahm einen Schluck, quittierte den angenehm bitteren Hefegeschmack mit einem Nicken und sah sich das Etikett an; das Bier kam aus New York, und die Marke war ihr neu. »Nett. Ich hatte mit Guinness gerechnet.«
    »So irisch bin ich auch wieder nicht.« Er sah kurz zu dem Footballspiel hoch, das auf dem Bildschirm unter der Decke lief, und warf einen Blick auf den Billardtisch hinter der Bar.
    »Lust auf ein Spielchen?«
    Er sah sie an. »Sie wollen doch nicht die Mädchennummer abziehen und so tun, als hätten Sie nie einen Queue in der Hand gehabt, um mir dann das Fell über die Ohren zu ziehen?«
    Sie lächelte heiter. »Ich ziehe nie Mädchennummern ab.«
    Schnaubend nahm er sein Bier. »Das glaube ich sofort.«
    Rowan verzichtete auf ihr Recht als Frau, die Partie anzustoßen, und sah zu, wie Meriden in kürzester Zeit seine Kugeln versenkte. Erst eine Delle im alten Bezug des Tisches verdarb seinen letzten Stoß, mit dem er die Partie siegreich hätte beenden können.
    »Sie spielen gut.« Rowan kreidete ihren Queue ein, umkreiste den Tisch und taxierte die lausigen Schüsse, die er ihr gelassen hatte. »Ich fürchte, ich bin wirklich in Schwierigkeiten. Wollen wir nicht um etwas bloß Symbolisches wetten?«
    Er verschränkte die Arme. »Ich wusste doch, dass eine Mädchennummer kommt.«
    Sie lachte, nahm die erste Kugel ins Visier und ging an die Arbeit. Meriden spielte gut, doch sie war besser, und als sie schließlich die Acht versenkte, ließ er längst die Arme hängen und beobachtete sie wie alle anderen Männer in der Kneipe.
    Clancy kam hinter der Theke vor und stellte sich zu Sean. Gemeinsam betrachteten sie das leere Spielfeld. »Sieh die Sache mal so, Junge«, sagte der Barmann und klopfte ihm auf die Schulter. »Wenigstens gehört uns die Welt.« Kopfschüttelnd kehrte er hinter den Tresen zurück.
    Rowan schaffte es, keine Miene zu verziehen, als sie ihren Queue auf den Boden setzte. »Gute Partie. Wollen Sie in drei Sätzen um den Sieg spielen?«
    »Mein Ruf hat genug gelitten.« Sean stellte ihren Queue zurück in den Wandständer. »Kommen Sie. Trinken Sie Ihr Bier, und ich kaufe Ihnen ein Sieger-Hotdog.«
    Meriden führte sie aus der Kneipe zu einem Handwagen an der Ecke, wo ein redseliger Chinese mit herrlichem Bronx-Akzent ihnen aus leckeren, selbst gebackenen Brötchen zwei Hotdogs baute.
    »Das Beste an einem kalten Tag. Reine Rindswurst, prima Qualität«, versicherte ihr der Chinese. »Mit Zwiebeln? Oder Sauerkraut? Nein? Ach, dein Liebster kümmert sich nicht um dich, Süße.«
    »Mal sehen.« Sie wandte sich an Sean. »Liebster, kümmerst du dich um mich?«
    »Warten Sie«, sagte Sean zum Hotdog-Mann, beugte sich vor und küsste Rowan schnell und fest auf den Mund. »Gut, jetzt kann sie Zwiebeln und Sauerkraut haben.«
    Der Verkäufer grinste so breit, dass seine fröhlichen dunklen Augen zu Halbmonden wurden. »Siehst du? Ich liege immer richtig.«
    Rowan leckte sich die Lippen, die ein wenig brannten. »Was tu ich nicht alles für ein bisschen Sauerkraut!«
    Sie gingen in den Central Park, setzten sich auf eine Bank und sahen den schnaufenden Feierabendjoggern zu. Rowan verschlang ihr Hotdog mit wenigen Bissen und spülte es mit der Cola runter, die er ihr gekauft hatte. »Sie sind vermutlich kein Freund der französischen Küche.«
    »Ich esse zu viel, um wählerisch zu sein.« Er legte seine langen Arme über die Banklehne. »Waren Sie schon in vielen Küchen beschäftigt?«
    »Ich habe zwei Damen den Haushalt geführt und in einer Bäckerei gearbeitet. Und ich habe mich um einen … älteren Mann gekümmert.« Stirnrunzelnd wurde ihr bewusst, dass sie seit Tagen nicht an Matthias gedacht hatte. »Wie sind Sie Mechaniker geworden?«
    »Bin bei

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