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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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heraus und spritzte in ein Taschentuch ab, das er wie ein Zauberer hervorgezogen hatte.
    Nella würde es nie zugeben, aber die Tränen, in die sie im nächsten Moment ausbrach, waren nicht bloß vorgetäuscht.
    Delaporte stopfte sich das Hemd wieder in die Hose, zog den Reißverschluss hoch, warf das Taschentuch weg und kniete sich neben sie. Seine fette, heiße Hand auf ihrer nackten Brust brachte Nella dazu, sich zu ihm zu beugen.
    »Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe«, sagte er leise. »Aber du wusstest, was du tust.«
    Nella schüttelte den Kopf und versuchte noch immer, die Unschuldige zu spielen. Doch sie war nicht bei der Sache und musste den furchtbaren Wunsch unterdrücken, ihm die Wahrheit über sich und Kirchner zu erzählen – und über all das, was sie getan hatte.
Das wäre Selbstmord
, dachte sie.
Ich könnte mir auch einen Revolver in den Mund stecken und abdrücken
.
    »Nella, schau mich an.« Er wartete, bis sie es tat. »Du machst heute früher Feierabend. Fahr nach Hause und erhol dich.«
    »Das darf ich nicht.« Sie setzte sich auf und zog sich die Bluse über die Brüste. Er hatte sie mit Knutschflecken übersät, und die dunkelrosa Male brannten auf ihrem Körper. »Was hast du mit mir angestellt?«
    »Ich hab mich gut um dich gekümmert, Baby.« Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »So wie heute Abend wieder, wenn ich zu dir komme.«
    Nella presste die Lippen zusammen. Mit ihm im Büro geschlafen zu haben, war notwendig gewesen, aber wenn er in ihre Wohnung käme, würde er bleiben wollen. Die Aussicht, seinem Rammbock von Schwanz die ganze Nacht ausgesetzt zu sein, ängstigte sie zu Tode. Und es erregte sie gleichzeitig bis in die Zehenspitzen.
    Ich kann ihn mir erziehen
, dachte sie, und es war ihr egal, dass sie sich belog.
Morgen tut er bereits, was ich will
. »Möchtest du wirklich heute Abend vorbeikommen?«
    »Sicher. Du brauchst mich.« Er hob ihr Kinn etwas an, sodass sie ihm in die Augen sah, und gab ihr einen festen Kuss. »Jetzt sei ein braves Mädchen und fahr nach Hause.«
    Nella rückte ihre Kleidung zurecht, warf Delaporte einen letzten Blick zu, verließ langsam das Büro, holte ihre Tasche aus dem Labor und stempelte aus.
    Auf der Fahrt in ihre Wohnung telefonierte sie. »Ich bin bis morgen früh nicht erreichbar«, teilte sie ihrem Auftraggeber mit. Als der fragte, warum, antwortete sie ehrlich: »Ich hab was Persönliches zu erledigen.«
    Von Meriden sang- und klanglos im Central Park abserviert worden zu sein, ließ Rowan gut fünf Minuten lang schockstarr dasitzen. Welche ihrer Worte ihn auch verjagt hatten: Sie hatten grandios gewirkt. Rowan könnte bis tief in die Nacht darüber grübeln (und das würde sie wohl ohnehin) – oder ihre Besorgungen erledigen und genießen, was vom Tage übrig war.
    Auf ihre Bitte hin entlohnte Dansant sie wöchentlich in bar, weigerte sich aber, mehr als ein Viertel des Geldes als Rückzahlung dessen anzunehmen, was er Bernard gegeben hatte. Auch honorierte er ihre Arbeit zu gut, doch als sie dagegen protestierte, verriet er ihr, was er den anderen zahlte – mehr als das Doppelte des Branchenüblichen.
    »Warum sind Sie dann nicht längst bankrott?«, wollte sie angesichts dieser Summe entgeistert wissen.
    »Das
D’Anges
wirft eine Menge ab«, war alles, was er darauf antwortete.
    Später am Abend fragte sie Lonzo dann, wie viel das Restaurant im Laufe einer Woche tatsächlich abwarf.
    »Im Durchschnitt servieren wir neunhundert Gerichte, höchstens tausend. Und weil die Trinkgelder gut sind, räumen die Kellner hinterher auf.«
    Sie überschlug die Zahlen im Kopf. »Heiliger Strohsack – neunhundert Gerichte pro Woche? Wirklich?«
    Er funkelte sie an. »Denkst du, ich kann nicht zählen, wie viele Teller ich jeden Abend anrichte?«
    »Nein, ich hab nur …« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist unglaublich. Das Restaurant ist ja nicht groß. Da müsste ja jeder Tisch an jedem Abend die ganze Zeit besetzt sein.«
    Er warf sich in Pose. »Falls du es noch nicht bemerkt hast, Kindchen: Genauso ist es. Und auch das Nebenzimmer ist drei-, viermal pro Woche voll.« Er blickte sie prüfend an. »Du fragst dich, wie uns das bei der lausigen Wirtschaftslage gelingt, was? Andere Lokale mögen darunter leiden, aber uns hat die Krise nie Probleme gemacht. Die Leute kommen, weil sie wissen, dass sie im
D’Anges
das beste Essen des Jahres kriegen. Darum stehen auch keine Preise auf der Karte, Trick. Die brauchen wir nicht. Den Leuten ist

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