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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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es egal, was wir ihnen berechnen.«
    Sie warf einen raschen Blick zur Hintertreppe. Falls Dansant mit dem Restaurant jedes Jahr Millionen verdiente – und das tat er nach ihrer Berechnung ganz sicher, trotz der hohen Löhne und teuren Zutaten –, war ihm vermutlich ganz gleich, dass sie eine Wohnung belegte, die er auch hätte vermieten können.
    »Aber anfangs war es doch bestimmt nicht so«, sagte sie zu Lonzo. »Das kann ja gar nicht sein. Er musste sich doch erst einen Namen machen.«
    »Ich bin von Beginn an dabei«, gab Lonzo zurück. »Wir waren schon am Eröffnungsabend voll besetzt, und seitdem gab es bei uns nie einen freien Tisch.«
    »Das kann doch gar nicht sein.«
    »Das ist der zweite Grund, warum ich noch Kirchgänger bin«, erwiderte der
garde-manger
. »So kann ich Gott danken, nicht den anderen Job angenommen zu haben, den ich in einem Lokal an der Columbus Avenue angeboten bekam. Die haben ein Jahr nach unserer Eröffnung wieder zugemacht.«
    Sie beschloss, in die Stadtbibliothek zu gehen und an einem kostenlosen PC dort nach ihrem geheimnisvollen Chef zu fahnden. Und sie hatte noch etwas zu erledigen; zwar wusste sie nicht mehr, was, doch es würde ihr bestimmt wieder einfallen, wenn sie erst im Netz wäre.
    Auf dem Weg zur Bibliothek kam Rowan an Geschäften vorbei, die sie von früher kannte: an einem Secondhandladen, wo sie einige Hemden gegen eine warme Jacke getauscht hatte, einem altmodischen Süßwarengeschäft, wo es noch für ein paar Cent einzelne Bonbons und Fruchtgummiteufelchen gab (zu mehr hatte ihr Geld nie gereicht), und einem Floristen, der sich auf exotische Orchideen spezialisiert hatte. Es freute sie, dass es diese drei Läden noch gab, und sie stöberte sogar in der Vintage-Boutique. Die Baseballkappe der Mets, die sie schließlich kaufte, brauchte sie eigentlich nicht, aber sie kostete nur zwei Dollar, und Rowan mochte kein Kopftuch mehr bei der Arbeit tragen.
    Sie hatte nicht erwartet, dass es Stallworth noch gab, doch als sie an die Ecke kam, an der sich der alte Buchladen befunden hatte, hing das schwarze Schild weiterhin an einer Halterung über der schmalen Tür. Lächelnd trat sie ein.
    Ursprünglich – also vor dem Bürgerkrieg – war in dem Geschäft eine kleine Druckerei gewesen. Als der erste Mr Stallworth gegen die Konföderierten kämpfen musste, verlegten seine Frau und sein Sohn sich auf den An- und Verkauf von Büchern. Der Verlust eines Beins in der Schlacht bei Gettysburg 1863 machte Stallworth wieder zum Zivilisten, doch inzwischen lief das Geschäft so gut, dass er beschloss, Lettern und Druckertinte aufzugeben und sich ganz den Freuden des Buchhandels zu verschreiben.
    Zusammen mit seinem Sohn renovierte er die Werkstatt, stellte Zedernholzregale auf und baute Präsentationstische, um die wachsenden Bestände besser ausstellen zu können. Mrs Stallworth hatte bei den Händlern in der Nachbarschaft schon dadurch Anstoß erregt, dass sie bequeme Lehnstühle und Sitzbänke aus ihrer Wohnung in den Laden gestellt hatte. Und sie überzeugte auch ihren Mann davon, dass es die Kunden zum Kaufen verleiten würde, wenn sie ihnen einen Platz zum Sitzen und Lesen anboten – genau wie der Nachmittagstee und der Kuchen, die sie zu moderaten Preisen anbot.
    Im Lauf der Zeit waren die selbst geschreinerten Tische durch moderne Drehständer und die alten Möbel durch strapazierfähigere Sitzgelegenheiten ersetzt worden, doch noch immer standen alte Bücher in den Regalen und warteten darauf, von neuen Besitzern nach Hause getragen zu werden.
    »Ich habe keine Illustrierten«, tönte es unleidlich von hinten. »Und keine Zigaretten, kein Kaugummi, kein Bier. Das gibt’s alles im Laden um die Ecke.«
    »Und wie ist es mit Patricia Briggs?«, rief Rowan zurück. »Mein Leben könnte etwas Magie gebrauchen.«
    Nun tauchte ein faltiges, von grau meliertem Kurzhaar gerahmtes Gesicht auf. »Dich kenn ich doch.« Ein alter Mann kam mit einem Stapel in Leder gebundener Dickens-Romane aus dem Hinterzimmer und musterte sie mehrmals von Kopf bis Fuß. »Rosie. Rolanda. Roberta. Nein.« Stirnrunzelnd brummelte er vor sich hin, dann hellte sich sein Gesicht triumphierend auf. »Rowan.«
    »Stimmt.« Sie lächelte. »Ihr Laden ist noch immer der coolste Ort der Stadt, Mr Stallworth.«
    »Schade, dass wenige deine Ansicht teilen.« Er setzte den Stapel ab und umarmte sie. »Schön, dich wiederzusehen.« Er trat einen Schritt zurück und runzelte erneut die Stirn. »Was machst du

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