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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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in New York? Ich dachte, du wolltest nicht zurückkehren?«
    »Hab’s mir anders überlegt. Wie läuft das Geschäft?«
    »Es herrscht
Twilight
-Fieber – Vampire, wohin man auch sieht.« Er seufzte. »Und anscheinend gehören alle Leser zu Team Edward oder zu Team Jacob. Aber ich hoffe, Frauenromane sind bald wieder im Kommen.«
    Rowan plauderte ein paar Minuten mit ihm und bewunderte seine jüngsten Enkel, deren Aufnahmen der Alte aus der Brieftasche zog. Er freute sich, dass sie im
D’Anges
arbeitete, war aber nicht erstaunt darüber.
    »Ich erinnere mich noch an die Ingwerkekse, die du mir immer aus der Bäckerei mitgebracht hast«, sagte er. »Du warst mächtig stolz darauf, und das zu Recht. Du hast mir die Lust auf alle anderen Kekse geraubt, junges Fräulein.« Seine Miene wurde ernst. »Kaum warst du in die gottvergessene Wildnis des Südens aufgebrochen, haben sich ein paar Männer in der Nachbarschaft nach einer jungen Ausreißerin erkundigt. Sie behaupteten, von der Polizei zu sein, aber den Eindruck machten sie mir nicht. Und bevor du mich fragst: Nein, ich habe ihnen nicht von dir erzählt.«
    Rowan spürte, wie sich ihr bei dieser Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen der Magen zusammenzog. »Das weiß ich zu schätzen, Mr Stallworth.« Sie schaute kurz auf einen Präsentiertisch, auf dem stapelweise Jugendbücher mit nach Vampirgeschichten klingenden Titeln lagen. »Auch ich bin an Vampirbüchern interessiert, aber nicht an den
Biss
-Romanen oder deren Abklatsch. Haben Sie Sachbücher zum Thema? Ältere Veröffentlichungen?«
    »Richtung Stephen King? Oder Richtung Bram Stoker?«
    »Stoker.«
    Er winkte ihr, ihm nach hinten zu folgen, trat an einen Bücherschrank mit Glastüren und zog seine Schlüssel hervor.
    »Den musste ich aufstellen, nachdem ich ein Mädchen dabei erwischt hatte, vorn einige neuere Bücher zu stehlen. Sicher wollte sie die anderswo weiterverkaufen. Das arme Ding sah halb verhungert aus.« Er schloss den Schrank auf, öffnete die Türen und wies auf einzelne Regale. »Frühes zwanzigstes Jahrhundert, spätes neunzehntes, frühes neunzehntes – mein ältestes Buch zum Thema ist von 1820, aber da steht nur Blödsinn drin. Deshalb bekommst du es zum halben Preis.«
    Rowan las einige Titel. »Wow.«
    »Man muss die Trends bedienen, solange sie am Laufen sind.« Lächelnd tätschelte er ihr die Schulter. »Ich muss Bücher einräumen, aber ruf mich, wenn du Hilfe brauchst.«
    Aufgrund ihrer Recherchen und Buchkäufe für Matthias kannte Rowan sich bei dem Thema gut aus. Die meisten im zwanzigsten Jahrhundert erschienenen Bücher waren nutzlos, denn sie folgten dem Bild, das Hollywood von den Vampiren gezeichnet hatte. Die älteren Publikationen dagegen waren interessanter und reichten von gelehrten Untersuchungen zur Geschichte des Vampirismus bis hin zur Darstellung von Blutritualen. Sie blätterte einige Bände rasch durch und legte diejenigen heraus, die ihr vielversprechend erschienen.
    Doch es war das 1820 gedruckte Buch voller »Blödsinn«, das Rowan mehr als alle anderen fesselte. Der Verfasser gab einen Überblick über die Lyrik der englischen Romantik und zitierte aus Briefen großer Geister der Epoche. Dabei waren ihm ungewöhnliche Metaphern aufgefallen – und versteckte Reverenzen an einen begabten jungen Dichter, der an der Schwindsucht gestorben war, ehe sein Talent sich voll entwickelt hatte. Auch wurde später gemutmaßt, sein Grab sei geplündert worden.
    Die Behörden in Rom haben uns versichert, in seinem Grab seien Überreste gefunden worden
, schrieb ein Dichter,
aber einige unserer Freunde waren bei der Exhumierung dabei und bestehen darauf, dass der Leichnam zu frisch war, als dass es sich um unseren Freund gehandelt haben kann. Falls er wirklich in den Genuss der Dunklen Auferstehung gekommen ist, könnte die Leiche im Grab dann nicht sein erstes Opfer gewesen sein?
    Rowan überlief ein Schauer. Sie legte das Buch zu den spannenden Texten und trug den Stapel in den Laden. Dort gesellte Stallworth sich zu ihr, warf einen neidischen Blick auf ihre Auswahl und tippte die Einkäufe in die Kasse.
    »Ich hätte nie erwartet, dass du dich für die Dunklen Verwandten begeisterst«, sagte er beim Einpacken der Bücher. »Das ist doch alles abergläubischer Unsinn.«
    »Aber interessanter Unsinn«, erwiderte Rowan und gab ihm das Geld. »Haben Sie viel über sie gelesen?«
    »Das lässt sich nicht immer vermeiden. Die Vorstellung, die Pestopfer des

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