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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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in verschiedenen Blauschattierungen in ihr Haar, und Mariam schminkte ihr Gesicht. Letzteres ließ Beatriz wieder erröten. In Kastilien malten sich nur Huren an. Mariam verstand jedoch ihr Geschäft. Ihre Kunst betonte Beatriz’ Schönheit und ließ sie auf keinen Fall vulgär wirken. Im Grunde diente die Farbe vor allem dazu, ihre Gesichtszüge so hervorzuheben, dass sie auch unter den Schleiern gut erkennbarwaren. Die Mädchen waren mit Beatriz’ Erscheinung hochzufrieden, sie schienen direkt darauf zu brennen, sie Ibn Saul vorzustellen.
    Zwitschernd bearbeiteten sie dessen Diener, bis dieser sich endlich erweichen ließ. Schließlich warteten die drei Mädchen vor der Tür zu Ibn Sauls Empfangsraum. Aus dem Gartenzimmer klang überirdisch schönes Lautenspiel, zu dem eine klare, hohe Stimme sang.
    Ayesha. Sie hatte nicht übertrieben. Das war weitaus professionellere Musik als die Töne, die Beatriz der Laute zu entlocken wusste..
    Schließlich endete die Sängerin, und der Diener wies die Mädchen an einzutreten. Ibn Saul und ein Besucher hockten auf Kissen um einen niedrigen Tisch herum und tranken ein aromatisch duftendes, schwarzes Getränk aus winzigen Tassen.
    »Ach, meine kleine Prinzessin! Mammar ibn Khadiz, ich gewähre Euch die außerordentliche Gunst des ersten Blickes auf meine neueste Erwerbung. Beatriz, die Blume Kastiliens, ebenfalls wie geschaffen für den Harem des Emir ...« Der Händler stand auf und umfasste Beatriz und die Mädchen mit einem gleichermaßen bewundernden wie anerkennenden Blick. Er sprach Spanisch, damit Beatriz ihn verstand. Zu ihrer Verwunderung antwortete auch sein Besucher in der Sprache Kastiliens.
    »Ganz sicher nicht! Ich werde Euch keine zwei an einem Tag abkaufen! Zudem will ich dem Emir zwar ein kostbares Geschenk machen, aber doch nicht mein gesamtes Vermögen übereignen. Denn ein Vermögen werdet Ihr für Eure ›Blume Kastiliens‹ gewiss verlangen.«
    Bislang hatte der Mann ihr nur flüchtige Aufmerksamkeit geschenkt, aber jetzt sah er sie genauer an. Beatriz senkte die Lider. Sie war es zwar inzwischen gewohnt, von Ibn Saul und seinen Leuten als ›Ware‹ abgeschätzt zuwerden, aber der Blick dieses Fremden berührte sie aufs Peinlichste. Dennoch war sie neugierig. Als Wesir des Emirs von Granada musste dieser Ibn Khadiz ein mächtiger Mann sein. Hinter ihrem Schleier taxierte sie ihn kurz, war aber alles andere als beeindruckt.
    Ibn Khadiz war klein und eher zartknochig, ältlich, fast schon ein Greis. Sein Haar war spärlich und weiß, die Augen farb- und ausdruckslos. Aber angesichts Beatriz’ Schönheit kam Leben in seinen Blick. Als er durch ihren Schleier spähte, schien sein Atem kurz zu stocken.
    »Bei Allah, Ibn Saul, wo habt Ihr dieses Mädchen her? Sie ist zweifellos jeden Dinar wert, den ihr dem Käufer aus der Tasche zu ziehen gedenkt! Dieses Haar! Locken wie aus gesponnenem Gold ...«
    Der alte Mann stand auf und machte einen Schritt auf Beatriz zu, als wollte er ihren Schleier lösen. Beatriz wich zurück. Zum ersten Mal begrüßte sie die maurische Sitte, sich hinter dem Tschador zu verstecken.
    »Ihre Augen sind grün, nicht wahr ... nein, sie sind blau ... wie das Meer, ihre Augen haben tausend Farben ... Bei Allah, Ibn Saul ...« Der Mann stammelte. Er schien den Blick nicht von Beatriz wenden zu können. Beatriz wusste nicht wohin vor Verlegenheit. Die lüsterne Aufmerksamkeit des alten Mannes bereitete ihr Ekel und Angst.
    »Ihr könnt gern um sie steigern!«, lachte Ibn Saul. »Zählt schon mal Euer Geld. Aber zunächst läuft ein Angebot an ihre Familie, vielleicht löst man sie ja aus. Dazu braucht sie noch etwas Zeit, sich zu erholen. Ich denke, ich werde die Auktion ansetzen, wenn sich der Mond zum nächsten Mal rundet.«

Viertes Kapitel
    »Dies ist keine kleine Cabalgada, dies ist ein Kriegszug! Was, um Allahs willen, habt ihr mitgehen lassen, dass der Verlust diesen Aguirre derart aufbringt?« Abdallah der Erste, Emir von Granada, fixierte seinen Sohn.
    Amir sah ihm furchtlos entgegen. Sein Vater hatte ihn gleich nach seiner Rückkehr aus Kastilien rufen lassen, aber er hatte sich doch noch Zeit gelassen, ein Bad zu nehmen und höfische Kleidung anzulegen. Amir wusste, wie sehr der Emir Etikette schätzte. Er empfing seinen Sohn auch ganz formell in einem der Ratszimmer der Alhambra und bot ihm Kaffee und Dattelgebäck an, bevor er auf den Grund der Unterredung zu sprechen kam. Offensichtlich waren bereits in der letzten Nacht

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