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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Unruhen an der Grenze zu Kastilien ausgebrochen. Ein Don Alvaro Aguirre hatte mit einer kleinen, aus Bauern und Adligen abenteuerlich zusammengewürfelten Streitmacht beherzte Angriffe gestartet. Der Emir nahm nicht zu Unrecht an, dass Amirs letzte Mission damit in Zusammenhang stand.
    »Wir haben den Hengst zurückgeholt, wie du es befohlen hast«, erklärte Amir gelassen. »Und den Dieb dabei in die Hölle geschickt, was sicher auch in deinem Sinne war. Ansonsten ...« Amir wusste nicht recht, wie er seinem Vater von Beatriz erzählen sollte. Es war keine große Sache, eine Sklavin zu erbeuten, der Emir würde ihn deshalb nicht tadeln. Etwas anderes war das Geständnis, dass er das Mädchen möglichst umgehend für seinen eigenen Harem ersteigern wollte.
    Nun stand ihm dies auch frei, der Emir pflegte seine Ausgaben nicht zu kontrollieren. Aber irgendwie betrachtete Amir Beatriz nicht als beliebige Sklavin und mochte auch nicht so von ihr reden. Er war verliebt, er wollte sieerobern ! Und eines Tages wollte er sie zu seiner Frau machen. Amir biss sich auf die Lippen.
    Sein Vater wusste allerdings längst Bescheid.
    »Jetzt erzähle mir endlich alles, vor allem die Sache mit dem Mädchen!« Der Emir beobachtete stirnrunzelnd, wie sein Sohn sich vor ihm wand. »Die Spatzen pfeifen es doch schon von den Dächern. Wer ist sie? Aguirres Weib, seine Konkubine?«
    Amir schüttelte den Kopf und senkte die Augen. »Seine Tochter. Sie war mit dem Pferdedieb verlobt – aber sie ist noch Jungfrau. Und schön wie der Morgen ...«
    »Aha.« Der Emir schmunzelte. »Nun, ich nehme an, diesem Aguirre ist ein Angebot zugegangen, sie auszulösen?«
    Amir zuckte die Schultern. »Das war zumindest beabsichtigt. Aber ob der Bote zu ihm durchgedrungen ist? Wir konnten doch nicht ahnen, dass der Mann ein halbes Heer aushebt, um gegen Granada zu ziehen. Wenn die Angaben stimmen, tobt an der Grenze fast so etwas wie ein Krieg!«
    »Den du umgehend beenden wirst«, befahl der Emir. »Es geht nicht an, dass wir uns von den Spaniern auf der Nase herumtanzen lassen. Du wirst dich noch heute mit einem Regiment in Marsch setzen und den Angriff niederschlagen. Aber treib sie nur zurück über die Grenze, versuch nicht gleich, Kastilien zu erobern. Wir wollen sie nicht weiter reizen, ich bin diesen Kleinkrieg gründlich Leid. Vielleicht sollten wir das Mädchen sogar zurückgeben ...«
    »Nein!« Amir bereute den unbedachten Ausruf sofort, aber er konnte nicht an sich halten. »Nein, Vater, das Mädchen wurde im ehrenhaften Kampf erobert, Ihr könnt ... den Männern die Beute nicht streitig machen. Ihre Versteigerung wird ein Vermögen einbringen!«
    Der Emir betrachtete ihn prüfend. »Ah, ja. Der Staatskassewird es aber kaum zugute kommen, oder? Könnte es sein, dass du sie eher zu Gunsten Ibn Sauls erleichtern willst?«
    Amir gab es auf. Er hatte seinem Vater noch nie etwas vormachen können. »Ja, ich gebe zu, ich gedenke das Mädchen zu ersteigern. Ich ... habe ihr Hoffnungen gemacht ...«
    »Hoffnungen worauf? Amir, hüte dich vor Verwicklungen! Eine Christin, die im Harem Einfluss gewinnt, wird deinem Ruf nicht gut tun. Es wird schon genug darüber geredet, dass wir keinen genügend harten Kurs gegen Kastilien fahren. Wenn du nun auch noch ein spanisches Mädchen zur Frau nimmst ... Und du weißt, wie Zarah ist. Sie wird eine Rivalin bis aufs Blut beikämpfen. Riskiere keine Haremsintrigen, mein Sohn ...« Der Emir sprach streng und eindringlich, und Amir wusste natürlich, dass er Recht hatte.
    Zarah, seine erste Frau, führte ein strenges Regiment im Harem. Amir liebte sie nicht, die Ehe war arrangiert worden, um das Königshaus mit einer der besten Familien Granadas zu verbinden. Allerdings kannte Zarah alle Künste der Liebe, die ein Mädchen im Harem zu lernen vermochte. In der Nacht war Amir Wachs in ihren Händen – und jeder Bedienstete im Harem, vom ersten Eunuchen bis zum letzten Küchenmädchen, war ihr wenn schon nicht treu, so doch angstvoll ergeben. Zarah würde Beatriz das Leben zur Hölle machen.
    Andererseits: Wenn es irgendjemanden gab, der ihr gewachsen war, so diese wilde kastilianische Schönheit!
    Amir lächelte fast unwillkürlich.
    »Ich sehe schon, meine Worte treffen auf den Geist eines Mannes, der nur noch mit seinem Geschlecht denkt«, seufzte der Emir. »Gut, mein Sohn, du bist erwachsen, du musst wissen, was du tust. Aber jetzt schlägst du zunächstdiesen Angriff nieder! Nimm das zweite Reiterregiment und

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