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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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hätte alles für sie getan, sie hatte Recht, er war hier, um ihr zu dienen.
    Das Heer schob sich langsam, unerträglich langsam, auf Granada zu. Amir war noch in der Nacht aufgebrochen und gönnte den Männern seit Stunden keine Rast, aber ein Aufgebot von mehreren tausend Reitern und Fußsoldaten war nun einmal nicht schnell von einem Ort zum anderen zu führen.
    Getrieben von Sorge und Unruhe ritt Amir die Reihen seiner Männer auf und ab und trieb sie unablässig an, aber im Grunde machte er sich keine Illusionen: Drei Tage würde der Marsch von der Grenze zur Hauptstadt mindestens in Anspruch nehmen. Und eine weitere Nacht konnte er die Männer auch nicht auf den Beinen halten, das Heer brauchte Ruhe. Schließlich traf er eine Entscheidung.
    »Wir werden dem Heer vorausreiten, Hammad«, wandte er sich an seinen Vertrauten. »Stell einen kleinen Stoßtrupp zusammen. Vielleicht zwanzig Reiter, nicht mehr. Alle gut beritten, ich will Granada in wenigen Stunden erreichen. Wenn ich dort ankomme, bevor sie die Alhambra besetzen ...«
    Hammad schüttelte den Kopf. »Das ist doch Wunschdenken, mein Freund! Der Bote sagte, die Wachmannschaft stünde kurz vor der Kapitulation. Warum sollten die Aufständischen auf uns warten?«
    Amir spielte nervös mit den Zügeln seiner tänzelnden Stute.
    »Ich weiß nicht. Aber es muss etwas geschehen. Wenndie Alhambra gefallen ist, sind meine Frauen in der Hand meiner Feinde. Wer weiß, was sie mit ihnen anstellen.«
    »Zarah ist eine Abenzera«, gab Hammad zu Bedenken. »Ihre eigene Familie würde ihr kaum etwas tun. Und auch sonst: Selbst wenn sie den Wesir zum Emir ernennen, wäre er niemals so verrückt und unkultiviert, deinen Harem zu schänden.«
    »Ich sorge mich nicht um Zarah«, meinte Amir. »Ich sorge mich um Beatriz! Mammar al Khadiz hat sie immer begehrt. Und nun ist sie womöglich in seiner Hand. Zarah wird jedenfalls nichts tun, um sie zu schützen ...«
    »Aber was willst du denn tun? Du kannst die Alhambra nicht im Alleingang erobern. Selbst mit dem Heer im Rücken wird es Tage dauern. Wenn du mit so wenig Begleitschutz reitest, musst du außerdem damit rechnen, dass sie dich fangen und töten. Und dann sind Granada und deine Beatriz erst recht verloren!« Hammad zögerte nach wie vor, dem Befehl des Emirs nachzukommen.
    Amir blitzte ihn an. »Ich weiß das alles, Hammad! Aber ich bin nicht feige, und ich will nach Granada! Ich muss nach Granada! Was ich dort tun kann, entscheide ich, wenn wir da sind. Aber wenn ich hier weiter vor mich hin schleichen muss, werde ich noch verrückt! Also stell bitte einen Trupp Männer zusammen. Ich will noch in dieser Stunde reiten.«
    Es war Nacht in der Alhambra. Mammar al Khadiz hatte den Palast in Besitz genommen, er hatte Zarah gehabt, er hatte die Annehmlichkeiten der Bäder und Gärten ausgekostet und die Würdenträger des alten Emirs vorgeladen und geprüft. Ein paar hatte er auf sich einschwören können, andere traten von sich aus von ihren Ämtern zurück, wieder andere ließen ihn eiskalte Verachtung spüren. Sie schmorten jetzt in den Verliesen, während Mammar sichan der Aussicht auf die Stadt weidete. Granada lag in einem Lichtermeer. Die Abenzeras hatten dem Volk ein Fest spendiert. Man feierte auf den Straßen die Inthronisation des neuen Emirs.
    Mammar lächelte. Überall dort unten erschollen jetzt Hochrufe auf seinen Namen. Die Macht stieg dem neuen Emir zu Kopf wie süßer Wein. Er hatte Granada, er hatte die Alhambra. Er konnte machen, was er wollte ... und ihm gehörte der Harem des Emir.
    Es war Zeit, alte Rechnungen zu begleichen.
    Mammar rief nach einem Diener.
    »Richtet den Eunuchen im Harem aus, dass ich eines der Mädchen zu mir befehle. Die rotblonde Kastilierin. Beatriz, Umm Ali.«
    Unsicher trat der Diener von einem Bein aufs andere. Der neue Emir mochte schlechte Nachrichten unwirsch aufnehmen.
    »Herr ... äh ... der Harem ist noch nicht besetzt. Die letzten Männer der Palastwache haben sich an den Ausgängen verschanzt. Ich fürchte, sie werden den Zugang verteidigen.«
    »Sie haben was?«, brüllte Mammar. »Dieser Palast ist seit einem ganzen Tag in unserer Hand, und noch immer sind ganze Teile davon unbefriedet? Hol mir den Hauptmann der Garde. Dieses Nest muss unverzüglich ausgeräuchert werden.«
    »Herr, der Herr Mohammed ... der ... äh ... neue Wesir ... äh, meint, wir sollten das friedlich beilegen.« Der Diener biss sich auf die Lippen.
    Tatsächlich hatte Mohammed Abenzera

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