Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
Vom Netzwerk:
und es wieder still wurde im Gemach, stand Rurik auf und ging zur Tür.
    Nachdem er auf ein Geräusch im Innern des Gemachs gelauscht hatte, hob er leise den Riegel und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Das schwache Licht eines langsam brennenden Talglichts warf Schatten in dem Raum. Aber es reichte aus, um etwas erkennen zu können.
    Zwei Gestalten lagen Seite an Seite im Bett. Keine regte sich, als er ins Zimmer schlüpfte und ans Bett trat. Schwester Elspeth schlief unter einem wirren Berg von Decken, die sie so über sich gezogen hatte, dass nur noch ihr Kopf zu sehen war. Margriet schlief in wilder Ungezwungenheit.
    Ihre Decke war zurückgeworfen und ließ ihr Hemd sehen, das sie als Nachtgewand trug. Sie schlief mit einem Bein unter der Decke, das andere war unbedeckt. Ihr Haar, das inzwischen getrocknet war und in lockigen Wellen um ihren Kopf lag, fing das Licht ein und sah aus wie eine Ansammlung dunkelster Sturmwolken rund um ihr Gesicht. Als Rurik näher trat, sah er die Tränenspuren auf ihren Wangen.
    Während er noch hin und her gerissen war zwischen dem Wunsch, nur ihren Schlaf zu beobachten und dem, sie zu wecken und um Verzeihung zu bitten dafür, dass er sie fast umgebracht hatte, stieß Margriet unvermittelt einen Seufzer aus. Rurik rührte sich nicht, als sie sich leise murmelnd ihm zudrehte. Dann schob sie eine Hand unter den Kopf und fiel wieder in tieferen Schlaf.
    Es wurde wieder ruhig im Gemach. Schwester Elspeths leises Schnarchen war das einzige Geräusch, das zu hören war. Rurik überprüfte die kleine Feuerstelle und legte noch ein paar Torfblöcke auf, damit es im Raum etwas wärmer wurde. Und er überprüfte die kleinen Fenster und sah nach, ob die Fensterläden gegen den aufkommenden Wind gesichert waren. Nach einem letzten Blick auf Margriet ging er hinaus und nahm für den Rest der Nacht wieder seinen Platz draußen vor der Tür ein.
    Ein Klopfen an der Tür weckte sie auf. Aber Margriet zögerte, darauf zu antworten. Dem Licht nach zu urteilen, das sich seinen Weg durch die Ritzen der hölzernen Fensterläden suchte, war die Sonne schon vor einiger Zeit aufgegangen. Sie wunderte sich über die Faulheit ihrer Eskorte, schlug die Decke zurück und schlich zur Tür. Wieder klopfte es. Dieses Mal rief Thora leise ihren Namen. Margriet zerrte eines der Tücher vom Bett, fasste ihr Haar zusammen, steckte es unter ihr Hemd und wickelte sich die Wolldecke um die Schultern.
    Sie hob den Riegel und öffnete die Tür. Draußen stand die schwer beladene Frau des Gastwirts. Margriet nahm das Tablett entgegen, trat zurück und ließ sie eintreten. Dann beugte sie sich vor und spähte in den Gang hinaus. Sie hielt nach Rurik Ausschau, konnte ihn aber nicht entdecken. Thora legte die beiden Gewänder und die Tuniken über eine Bank und drehte sich dann zu Margriet um.
    „Er hat gesagt, Ihr sollt Euch für den Tag bereit machen. Er hat gesagt, er möchte in einer Stunde aufbrechen.“ Mit einem Schnauben ließ Thora Margriet wissen, was sie über ihn dachte.
    „Ich danke Euch, dass Ihr mein Gewand geflickt habt“, sagte Margriet, während sie ihr Habit hochhob und die saubere Naht betrachtete, die jetzt den Saum zusammenhielt, wo er gerissen war. „Und dafür, dass Ihr während der Nacht Torf auf das Feuer getan habt. Ich habe zwar die Kälte gespürt, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen, aus dem Bett zu steigen und das Feuer zu schüren.“ Sie zog die Decke enger um die Schultern.
    Thora starrte sie an und schüttelte dann den Kopf. „Das war nicht ich. Er hat uns von der Treppe fortgeschickt und sich dann vor die Tür gesetzt, um dafür zu sorgen, dass Ihr nicht gestört werdet.“
    Margriet sah zur offenen Tür hin und fragte sich, ob Rurik im Dunkel der Nacht vielleicht das Feuer geschürt hatte, damit sie es warm hatten. Bevor sie noch länger darüber nachdenken konnte, trat Thora zu ihr.
    „Darf ich Euch etwas fragen, Schwester?“ Als Margriet nichts dagegen hatte, fuhr Thora fort: „Wie kommt es, dass zwei Ehrwürdige Schwestern
    “, sie hielt inne, machte das Kreuzzeichen und beugte den Kopf, „
    mit solch einem Mann reisen?“
    Margriet seufzte. „Mein Vater ruft mich nach Hause. Rurik wurde geschickt, um mich zu begleiten.“
    „Gewiss, er ist wirklich ein starker Mann. Wenn er Euch beschützt, müsst Ihr Euch um Eure Sicherheit keine Sorgen machen. Aber ich habe noch nie von Ehrwürdigen Schwestern gehört
    “ wieder eine Pause, wieder das Kreuzzeichen, „
    die mit einer ganzen

Weitere Kostenlose Bücher