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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Gruppe von Männern unterwegs waren.“
    Während sie miteinander sprachen, begann Elspeth sich zu regen. Und Margriet wollte das Gespräch beenden. „Mein Vater hat für seine Ehrenhaftigkeit gebürgt“, begann sie und begegnete einem Blick blanken Unglaubens. „Er ließ mir keine Wahl. Und es blieb keine Zeit mehr, meinem Vater deswegen eine Nachricht zu senden.“ Wieder blinzelte Thora, als habe sie noch nie von so etwas gehört
    nun ja, Margriet auch nicht.
    „Er ist mein Cousin. Verwandter aus der Familie meiner Mutter“, log sie, als alle anderen Erklärungsversuche fehlschlugen.
    „Aha“, sagte Thora und nickte zustimmend. „Ein Verwandter also?“ Sie ging zur Tür und drehte sich dann um. „Ich werde ihm sagen, dass Ihr Euch bereit macht.“
    Elspeth begann, die Decken zurückzuschlagen. Sie hielt inne, als sie bemerkte, dass sie nicht allein waren. Margriet nickte der Frau zu und beobachtete, wie sie ging. Dann drückte sie den Riegel herunter, um die Tür zu verschließen. Elspeth kletterte aus dem Bett und sah sich sofort nach dem Tablett mit dem Morgenmahl um. Margriet fiel auf, dass ihr Magen nicht wie sonst am Morgen rebellierte. Sie hatte Angst, dass ihr vielleicht auf der Landstraße schlecht würde, wenn sie jetzt nicht die Kräuter zu sich nahm. Sie roch an dem Essen, ob es ihr vielleicht Übelkeit verursachte.
    Alles, was sie roch, war frisches Brot und kaltes Fleisch. Hatte sie vielleicht das Schlimmste hinter sich, wie die Köchin es ihr vorausgesagt hatte?
    „Ihr seid gar nicht grün im Gesicht, Lady Margriet“, war Elspeths Kommentar. „Wie fühlt Ihr Euch? Seid Ihr hungrig?“ Das Mädchen begann zu essen, aber Margriet zögerte noch.
    Bevor sie am Abend zuvor schlafen gegangen war, hatte sie nur etwas in heiße Brühe getunktes Brot gegessen und nach ihrer Rückkehr auf den Wildbraten verzichtet. Jetzt müsste sie sich eigentlich bereits übergeben. Stattdessen verspürte sie einen wachsenden Appetit. Besorgt, die Übelkeit könnte später zurückkehren, steckte sie etwas von den Kräutern in die Tasche ihrer Tunika, als sie sich ankleidete. Es war besser, vorbereitet zu sein, statt unverhofft erwischt zu werden.
    Sie brauchten noch nicht einmal eine Stunde, um sich anzukleiden und zu essen. Bald gingen sie und Elspeth die Treppen hinunter zur Gaststube, wo die Männer geschlafen hatten, wie sie wussten. Tische und Bänke waren jetzt besetzt mit Männern, die ihr Morgenmahl zu sich nahmen. Aber aus Angst, die lasterhaften Frauenzimmer wiederzusehen, hielt Margriet sich nicht lange dort auf. Ihr Anblick würde ihr den Tag verderben, noch bevor er begonnen hatte.
    Als sie nach draußen trat, empfing sie ein böiger Wind. Er war viel kälter als am Tag zuvor. Margriet überzeugte sich davon, dass Schleier und Wimpel fest saßen. Sven begrüßte sie auf Gälisch, was ein Lächeln auf Elspeths Gesicht zauberte. Im Gegenzug antwortete ihm das Mädchen auf Norn. Margriet beobachtete, wie Svens Gesichtsausdruck bei ihrem Versuch ganz weich wurde.
    Das war nicht gut. Eine Beziehung zwischen diesem einfachen Mädchen und dem Sohn eines Edelmanns zu unterstützen wäre, als ob man mitten in der trockenen Jahreszeit ein Feuer entzündete – es würde heiß auflodern und alles in seiner Umgebung zerstören. Obwohl Margriet bezweifelte, dass das Mädchen ihr Geheimnis verraten würde. Doch das Interesse der beiden aneinander würde sich noch verstärken, wenn man ihnen Hindernisse in den Weg legte.
    Solange aber Sven die Grenzen zwischen ihm und „Schwester“ Elspeth respektierte, war nichts Schlimmes dabei, wenn sie miteinander sprachen. Margriet nahm sich vor, ein Auge auf sie zu haben und Rurik zu warnen, sollte die Sache aus dem Ruder laufen. Und während sie auf eben diesen Mann zuging, erkannte sie das Aberwitzige ihres Vorhabens.
    Er stand mit dem Rücken zu ihnen und zog gerade den Sattelgurt fest. Einen Moment lang hielt er inne und senkte den Kopf. Margriet nahm an, dass er vielleicht ein Gebet sprach, bis er den Kopf schüttelte und etwas vor sich hin murmelte, das wie ein an einen heidnischen Gott gerichteter Schwur klang. Er richtete sich auf, drehte sich um und erblickte sie.
    Er sah schrecklich aus! Auf den ersten Blick hielt Margriet ihn für krank. Er hatte all sein kraftstrotzendes Gebaren verloren. Stattdessen schien ihn irgendetwas niederzudrücken. Margriet unterdrückte das Verlangen, zu ihm zu gehen, seine Wange zu berühren und herauszufinden, was auch immer ihn so krank erscheinen

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