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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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widersprach er ihr nicht. Er nickte nur und stieg dann auf sein Pferd. Mit einem kurzen Ruck an den Zügeln ihres Pferds führte er sie vorwärts, den anderen nach, die bereits einige Dutzend Yards vor ihnen ritten.
    Natürlich log sie. Er hatte es in ihren Augen lesen können, während sie sprach. Etwas Wichtiges war zwischen ihnen geschehen, und weder ihr noch sein Leugnen würden auch nur einen Augenblick seiner Erinnerung auslöschen. Sie mochten darüber gesprochen haben, welche Versuchung die Huren für die anderen Männer darstellten, doch er hatte über die Verlockung gesprochen, der sie beide ausgesetzt waren. Und der Kuss, den sie getauscht hatten, war einfach nur ein Zeichen dafür, wie stark diese Verlockung bereits geworden war.
    Er betete zum Himmel, der Rest der Reise möge rasch vorbeigehen. Denn Rurik wusste wirklich nicht, ob er noch auf seine Selbstbeherrschung zählen konnte, wenn er sie brauchen würde.
    Im Laufe des Vormittags erkannte er, dass sein Gebet nicht erhört werden würde. Es würde nicht einfach werden. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand am Himmel noch nicht erreicht, als das Unheil zuschlug. Und als es kurz nach Mittag war, hielten sich nur noch drei von ihnen auf den Beinen – er, Sven und Schwester Margriet.

11. KAPITEL
    „Meint Ihr, dass es die Pest ist?“, fragte Rurik. Er fürchtete sich, das Wort auszusprechen, aber er musste wissen, womit sie es zu tun hatten.
    „Nein“, sagte Margriet und schüttelte den Kopf. „Sie haben keine Beulen in den Leisten oder andere Zeichen der Pest am Körper. Ich fürchte, sie haben etwas Schlechtes gegessen.“
    Schwester Margriet – Rurik zwang sich inzwischen, in ihr nur noch die Nonne zu sehen – drehte sich um und ließ den Blick über die Gruppe von Männern und einer Frau schweifen. Sie lagen alle auf Decken im Schatten des einzigen Gehölzes, zu dem er sie hatte bringen können. Nachdem sie das Dorf verlassen hatten, waren sie in die Ebene hinausgeritten, die typisch war für den größten Teil Caithness’ nahe der Küste. Meilenweit nichts als Sumpf und Marschland, kaum ein Hügel oder sonst eine Erhebung.
    „Schlechtes Essen?“, fragte Sven. „Aber wir haben doch alle gestern Abend und heute Morgen in dem Gasthaus gegessen. Wieso sind wir drei davon verschont geblieben?“ Sven schüttelte den Kopf und sah Rurik an. „Oder wird es uns auch noch so wie ihnen ergehen?“
    „Glaubt Ihr, dass sie vergiftet wurden?“, fragte sie. „Wenn es ansteckend wäre, wären auch wir krank oder würden uns schlecht fühlen. Wir sind aber nicht krank.“ Herausfordernd stemmte sie die Fäuste in die Hüften und erwartete Widerspruch. Bevor Rurik ihr sagen konnte, wie er darüber dachte, fuchtelte sie schon mit dem Finger vor ihren Gesichtern herum. „Ich habe so etwas schon einmal gesehen. Es war im Kloster, als die Gemeinde uns verdorbenes Fleisch geschenkt hatte. Jeder, der davon aß, wünschte sich zwei Tage lang zu sterben. Hier scheint es ähnlich zu sein.“
    Als das Unglück über sie hereinbrach, hatte sie ihn mit ihrer Stärke überrascht. Zuerst waren es ihre Magenbeschwerden gewesen und jetzt das hier. Nacheinander waren seine Männer und dann Schwester Elspeth krank geworden. Rurik hatte sie von der Straße fortgeschafft und für eine provisorische Unterkunft gesorgt, während Schwester Margriet und Sven sich um die Kranken kümmerten. Sven schien die meiste Zeit damit zu verbringen, sich um eine bestimmte Kranke zu bemühen. Aber Schwester Margriet zog ihn bald fort, damit er auch nach den anderen sah.
    „Glaubt Ihr, dass sie sich Eure Magenkrankheit zugezogen haben?“, fragte Sven. „Ihr scheint Euch ja davon erholt zu haben.“
    Margriet bekam einen Hustenanfall und brachte kein Wort heraus. Rurik griff nach ihr, um sie zu halten, bevor sie vielleicht noch hinfiel. „Nein, das ist nicht dieselbe Krankheit“, meinte sie endlich.
    Rurik hatte keine Erfahrung damit, wie man mit Kranken umging oder auch nur mit dem Kranksein. Also überließ er ihr die Entscheidung, welcher Weg hier einzuschlagen war. Als sie nichts sagte, drängte er sie. „Was sollen wir also tun? Das kann doch nicht länger so weitergehen?“, meinte er und zog eine Grimasse wegen des vielen Stöhnens um sie herum.
    „Zuerst einmal muss alles Vergiftete, das sie gegessen haben, seinen Weg durch den Körper nehmen“, antwortete Margriet. Jetzt warf Sven Rurik einen Blick zu und verzog ebenfalls das Gesicht. „Das Wichtigste ist, ihnen zu trinken zu geben.“
    „Aber sie

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