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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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erfreut. Das hatte ihm die Kontrolle geraubt, ihn grausam zerstört und ließ ihn jetzt glauben, alles sei eine Erscheinung und nicht wirklich wahr. Rurik wusste nicht, was schlimmer war, was die größere Bedrohung für sie und ihn darstellte – der Zauber, der von ihren blitzenden Augen, dem sanft geschwungenen Mund und ihren weiblichen Formen ausging, oder der Schmerz, der sie jetzt durchfuhr.
    Als sie den Kopf hob und er die Tränen in ihren Augen sah, suchte Rurik in ihnen nach der Wahrheit. Was konnte Gunnars Tochter über die Sünde wissen? Ihr Leben, zumindest der Teil ihres Lebens, in dem sie selbst über sich hatte bestimmen können, hatte sich in einem Kloster abgespielt. Sie war geschützt gewesen vor dem Schlimmsten, was das Leben zu bieten hatte. Und trotzdem schwang Schmerz in ihrer Stimme mit. Ihr ganzes Wesen war von ihm durchtränkt.
    Rurik spürte, wie sein eigenes Leid in ihm aufstieg. Die Zurückweisung durch seinen Vater und die durch seine Geburt und ihr ganzes Leben beleidigte Ehre seiner Mutter schmerzten ihn. Und ließen ihn etwas Ähnliches in Margriets Blick erkennen, etwas, das er aufheitern, besänftigen und verscheuchen wollte. In diesem Augenblick vergaß er sich. Er vergaß, was Margriet war und all die Gründe, deretwegen er sie nicht anrühren sollte.
    Er beugte sich vor, um seine Lippen auf die ihren zu legen. Danach hatte er sich schon die ganze Zeit gesehnt, hatte danach verlangt, seitdem er zum ersten Mal ihre Schönheit erblickt und gespürt hatte, wie das Verlangen in ihm erwachte. Er fasste sie am Kinn und hob ihren Kopf an, damit er diesen unwiderstehlichen Mund besser küssen konnte.
    „Versuchung bleibt Versuchung, Rurik“, flüsterte sie.
    Er hörte die Worte und konnte sie auch fühlen, denn seine Lippen berührten jetzt fast die ihren. Da legte sie ihre Hand auf seine Brust und hinderte ihn daran, den letzten kleinen Abstand zwischen ihnen zu überwinden. Gerade jetzt, wo er ihren Atem auf seinem Gesicht spürte und ihren ganz einzigartigen Duft wahrnahm, sehnte er sich schmerzlich danach, sie zu küssen. Seine Männlichkeit erwachte, sein ganzer Körper war bereit. Er trat noch näher.
    Und dann schmeckte er sie. Er fühlte, wie überrascht Margriet war, als sein Mund diese Lippen berührte, die ihn im Schlaf und im Wachen verhext hatten. Wenn Margriet jetzt vor ihm zurückgeschreckt wäre, hätte Rurik seinen Kuss sofort unterbrochen. Aber als sie sich an ihn schmiegte, strich er mit der Zunge über ihre Lippen, bis sie sich öffneten. Er ließ ihr Kinn los und umfasste mit beiden Händen ihre Schultern. Ob er damit sie oder sich selbst festhalten wollte, wusste er nicht. Er wusste nur, dass dieser Kuss so köstlich und bezaubernd war, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Er wurde leidenschaftlicher, seine Zunge kühner, und er spürte, wie Margriet erschrocken die Luft einsog. Rurik war nicht bereit, nachzugeben oder von ihr zu lassen. Er spielte mit ihrer Zunge und sog zart an ihr. Margriet schmiegte sich enger an ihn, und er nahm es als Erlaubnis, den Kuss zu vertiefen.
    Alles, was er je an Überredungskunst in der Liebe gelernt hatte, wandte Rurik jetzt an. Er reizte Margriet mit seinen Küssen, während er sie noch enger an sich zog. Er ließ ihr gerade genug Zeit, bebend Luft zu schöpfen, bevor er wieder von ihr Besitz ergriff
    und wieder
    und wieder. Langsam, um die wachsende Leidenschaft nicht zu stören, streckte er die Hand aus und schob sie unter den Schleier. Er griff in Margrits Haare und begann, ihre Zöpfe zu lösen. Da drückte sie ihn plötzlich von sich.
    Rurik begegnete ihrem sehnsuchtsvollen Blick. Ganz verzaubert von ihr und ihrem Duft, lächelte er sie an. Aber Margriet schüttelte den Kopf und sah zur Seite.
    „Ich kann nicht.“
    Die fast unhörbar geflüsterten Worte klangen in Ruriks Ohren wie ein Kriegsschrei. Zuvor hatten sie eher zart auf seinen Lippen vibriert. Dieses Mal vernahm er sie und konnte sie nicht überhören. Wie um zu unterstreichen, dass es zumindest unziemlich und im schlimmsten Fall ein Sakrileg war, unterbrach Svens Stimme die Stille. Bis zu diesem Augenblick hatte ihre Hand auf seiner Brust geruht. Jetzt hob sie sie und betastete ihre Lippen.
    Sven tauchte zwischen den Bäumen auf. Ob es ihre oder seine Reaktion war, jedenfalls trat Rurik so rasch zurück, dass Margriet strauchelte. Als er die Hand ausstreckte, um sie festzuhalten, glitt seine Hand von ihr ab, und er versetzte ihr einen leichten Stoß. Es war gut, für

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