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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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ließ. Nur Elspeths warnendes Hüsteln brachte sie rechtzeitig zur Vernunft und verhinderte, dass sie ein unschickliches Bild bot.
    „Guten Morgen, Schwestern“, grüßte er.
    „Guten Morgen, Sir“, erwiderte Elspeth, während sie an ihm vorbeiging. Sven geleitete sie zu ihrem Pferd und wartete, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.
    „Guten Morgen, Rurik“, sagte Margriet. Sie brachte es nicht über sich, seinen Namen nicht zu nennen. Als sie ihn aussprach, kribbelten ihre Lippen wie gestern Abend, als er sie geküsst hatte. Jetzt stand er abseits, während Heinrek ihr aufs Pferd half.
    Sie beobachtete, wie der Rest der Männer aus dem Gasthaus ans Tageslicht stolperte. Viele sahen aus, als hätten sie nur wenig und außerdem nicht gerade gut geschlafen. Als einige von ihnen ihrem Blick auswichen, verstand sie warum. Doch zu verstehen und mit dem Problem umgehen zu können, war zweierlei.
    Sie hatten für die Dienste der Huren bezahlt.
    Verwirrt angesichts ihrer Gefühle und weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, richtete Margriet ihre Gedanken auf das, was die Kirche bezüglich der Unzucht lehrte. Als einer der Männer ihr seinen Gruß entbot, spürte sie, wie ihr vor Verlegenheit die Röte ins Gesicht stieg. Sie wusste, was sie getan hatten. Dabei hätte eine „Heilige Unschuld“, wie Rurik sie nannte, niemals von so etwas Kenntnis haben sollen. Wenn überhaupt, dann hätte sie nur eine verschwommene Ahnung davon haben dürfen.
    Doch Margriet kannte die Freuden, welche die Berührungen eines Mannes bringen konnten, die Erregung, wenn ihr Körper sich mit seinem vereinigte und das Wunder der Hingabe an einen Mann, den man liebte. Auch wenn die Huren sich nicht aus dem reinsten aller Gründe hingaben, auch wenn keinerlei Reinheit mit im Spiel war, so zweifelte Margriet nicht daran, dass sie es genossen, wenn sie emsig ihre Ware anboten. Und sie genossen auch das Geld, das ihr Angebot ihnen einbrachte. Deshalb traf es sie bitter, ihre Gesichter zu sehen und zu wissen, was sie im dunkelsten Moment der Nacht getan hatten.
    Margriet beschloss, ihnen im Augenblick am besten aus dem Weg zu gehen. Daher senkte sie den Kopf und versuchte, sich den Anschein zu geben, als sei sie ins Gebet versunken.
    Vielleicht nahmen die beiden dann an, sie betete um Vergebung für ihre unsterblichen Seelen? Ihr Versuch wurde von Rurik unterbrochen. Er tat, als würde er die Riemen ihrer Steigbügel und ihres Sattels richten und winkte dabei die Gruppe unter Magnus Führung vorbei.
    „Ich möchte Euch einen Moment sprechen, Schwester.“
    Etwas stimmte nicht. Dieses Mal zögerte er nicht, sie „Schwester“ zu nennen. Sonst zögerte er immer. Er griff nach den Zügeln ihres Pferds, und sie konnte dem Gespräch nicht mehr aus dem Weg gehen.
    „Ich habe Euch Unrecht getan und möchte Euch um Verzeihung bitten“, sagte er, ohne sie dabei anzusehen. „Insbesondere für mein Benehmen gestern Abend.“
    Er blickte auf. Aber als Margriet die Qual in seinem Gesicht sah, wünschte sie, er hätte es nicht getan. „Rurik“, setzte sie an, hielt aber inne, als er fortfuhr.
    „Nein, lasst mich es sagen, ich bitte Euch.“ Er wartete auf ihre Erlaubnis und fuhr dann fort: „Während der letzten dreizehn Jahre habe ich den Genuss gesucht, wo immer ich ihn nur finden konnte. Und nie bin ich einer Frau begegnet, die ich begehrte, aber nicht haben konnte.“ Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. „Bis ich Euch traf.“
    Margriet wusste nicht, ob sie sich von seinem Geständnis geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte. Sie war kein gewöhnliches Mädchen wie jene im Gasthof. Ein Mädchen, mit dem man liebäugelte und das man begehrte. Doch ein Teil von ihr fühlte sich geschmeichelt.
    „Ich hätte nicht erlauben dürfen, dass Ihr Euch gestern Abend auch nur am gleichen Ort aufhieltet wie diese Frauen. Ich hätte Euch ihr Gehabe oder auch nur ihre Gegenwart nicht zumuten dürfen.“
    „Ich bin auch schon früher gefallenen Frauen begegnet“, erklärte sie. Irgendwie wollte sie ihm die Schuld, oder was immer es auch sein mochte, leichter machen. Besonders, weil sie selbst nicht so unschuldig war, wie er glaubte.
    „Nein, Schwester“, sagte er und hielt sie davon ab, noch etwas zu sagen. „Es ist mein Fehler. Wie auch
    “
    „Bitte, Rurik, sprecht nicht davon“, unterbrach sie ihn. „Zwischen uns ist nichts geschehen, nichts“, versicherte sie ihm.
    Statt von ihrer Erklärung getröstet zu sein, empfand er sie eher als leichte Kränkung. Doch dieses Mal

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