Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
Vom Netzwerk:
musste.
    „Rurik?“, flüsterte sie. Ihre Kehle war ausgedörrt. Nur mühsam konnte sie die Worte formen und aussprechen.
    Ein kleiner Spritzer Wasser auf ihren Lippen milderte die Trockenheit etwas. Dann hob jemand ihren Kopf an, drückte einen Becher an ihre Lippen und drängte sie, daran zu nippen.
    Langsam trank sie einige Schlucke, bis der Becher wieder fortgenommen wurde. Sie ließ den Kopf zurücksinken und genoss es, wie die Kühle ihre Zunge und Kehle befeuchtete.
    „Vielen Dank“, flüsterte sie.
    Das mit Wasser verdünnte Bier schien ihre Kraft wiederbelebt zu haben. Endlich war sie imstande, die Augen zu öffnen und sich im verdunkelten Raum umzusehen. Die Fensterläden waren geschlossen, und es klang, als würde von draußen der Regen dagegen trommeln. Auf dem Tisch neben dem Bett brannte knisternd eine Talgkerze.
    Bett? Fensterläden? Wo war sie? Während sie in das schwache Licht blinzelte, kam es ihr vor, als ähnelte der Raum dem, in dem sie im Gasthof geschlafen hatte. Aber sie war doch am Ufer des Flusses eingeschlafen, der sich im Norden und Osten des Dorfes vorüberwälzte Wie kam sie
    ?
    „Ah, seid Ihr jetzt aufgewacht, Schwester?“
    „Thora?“ Margriet versuchte sich aufzusetzen. Aber in ihrem Kopf drehte sich alles und machte sie so benommen, dass es die Mühe nicht wert war.
    „Aye, Schwester, Ihr seid wieder in meinem Gasthof. Er hat Euch gestern hierhergebracht und keine Ruhe gegeben, bis Ihr hier untergebracht wart.“
    „Ich gab nicht keine Ruhe, Frau“, erklang eine tiefe Stimme aus dem Dunkel des Zimmers. „Ich sorgte mich nur um die Schwester, als sie krank wurde.“
    Margriet wandte den Kopf und sah, wie seine muskulöse Gestalt aus dem Dunkeln auftauchte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, das Schwert hing an seiner Seite, und er klang ganz schön bissig. Trotzdem war es eine Erleichterung, ihn hier zu sehen.
    „Was ist geschehen? Ich erinnere mich nur, dass ich zum Fluss ging, um die Leintücher zu waschen. Und dass ich dann für einen Augenblick die Augen schloss.“
    Rurik trat zu ihr und streckte die Hand aus, als wolle er die ihre ergreifen. Dann warf er Thora jedoch einen Blick zu und blieb, wo er gerade stand.
    „Kurz darauf fand ich Euch dort bewusstlos vor und konnte Euch nicht wach rütteln. Ich
    “
    „Brachte Euch hierher, wie ich es gesagt habe“, vollendete Thora seinen Satz, während sie die Decke sorgfältig um Margriet herum feststopfte. „Es wird Euch jetzt besser gehen. Alles, was Ihr braucht, ist Ruhe.“
    Margriet fühlte sich, als sei eine Rinderherde über sie hinweggetrampelt. Alles tat ihr weh. Sie fragte sich, ob sonst noch etwas mit ihr geschehen war.
    „Fieber?“, fragte sie.
    „Nein“, sagten Rurik und Thora gleichzeitig.
    „Armes kleines Mädchen“, sagte Thora. Dann ließ sie kleine Schnalzlaute hören, während sie kopfschüttelnd um das Bett herumging und hier und da die Decke glatt strich. Sie blieb so dicht am Bett, dass Rurik gezwungen war zurückzuweichen, um sie vorbei zu lassen. „Er hat Euch viel mehr tun lassen, als Ihr solltet. All diese kranken Männer pflegen! Kochen und ihr Durcheinander aufräumen! Alles viel zu viel.“
    Die Feindseligkeit zwischen den beiden war etwas, das man greifen konnte. Margriet blickte von einem zum anderen. Sie starrten einander mit dem gleichen bösen Gesicht an. Wenn es ihr nicht so schlecht gegangen wäre, hätte es direkt komisch ausgesehen. Ihr Stöhnen war nicht beabsichtigt, aber es machte den Feindseligkeiten ein Ende.
    „Hier, Schwester“, sagte Thora, während sie ihr wieder den Becher an den Mund hielt. „Ein ganz kleiner Schluck wird Euch helfen, Euch besser zu fühlen.“
    „Thora, ich möchte mit der Schwester allein sprechen“, knurrte Rurik.
    „Wenn sie sich stärker fühlt“, setzte Thora an. „Und wenn sie angemessen gekleidet ist
    “
    Ihre Worte ließen Margriet nachprüfen, ob Wimpel und Schleier noch an ihrem Platz waren. Sie stellte fest, dass beides fehlte. Nur ein kleines Tuch bedeckte ihre Haare.
    „Jetzt!“, brüllte Rurik, laut genug, um das Dach über ihnen erzittern zu lassen.
    Thora war keine dumme Frau. Deshalb sammelte sie ihre Schüsseln ein, nahm ihre Lappen auf und lief zur Tür. „Ich komme zurück“, flüsterte sie. Sie gab sich keine Mühe, es so leise zu sagen, dass Rurik es nicht hörte.
    Margriet sah zu, wie Rurik die Tür schloss und den Riegel fallen ließ, um sie zu sichern. Sein Gesicht wurde weich, als er sich zu ihr umdrehte. Es war erfüllt von Sorge, und wenn

Weitere Kostenlose Bücher