Schleier und Schwert
können doch nichts bei sich behalten. Sven deutete auf einige Männer, die das gerade bewiesen.
Ich habe etwas, dass vielleicht hilft, ihren Magen zu beruhigen, während alles andere
seinen Weg durch ihren Körper nimmt. Margriet griff in die Tasche ihrer Tunika und holte ein Päckchen hervor.
Rurik fühlte sich krank, auch wenn ihn nicht das gleiche Leiden quälte wie all die anderen um sie herum. Was ist das?
Ich vertrage das Reisen nicht gut, setzte sie an. Er und Sven nickten zustimmend. Rurik erinnerte sich an Situationen, in denen er Margriets Zustand nicht gerade mit diesen Worten beschrieben hätte. Die Klosterköchin gab mir das hier. Sie öffnete das Päckchen, und zu Pulver zerriebene Kräuter kamen zum Vorschein. Wenn Ihr mir einen Topf mit Wasser besorgt und ein Feuer macht, auf dem ich das Wasser heiß machen kann, könnte ich einen Tee zubereiten und ihn den Kranken zu trinken geben. Er könnte helfen.
Rurik hielt das für einen guten Plan. Also nahm er den Kochtopf und ritt zum Fluss, um das verlangte Wasser zu holen. Als er zurückkehrte, hatte Sven bereits für ein loderndes Feuer gesorgt und in kurzer Zeit kochte Margriet Tee. Während der nächsten Stunden ging sie mit aufmunternden und beschwörenden Worten zwischen den Kranken umher, ja, sie drohte sogar, damit alle etwas von dem Tee tranken. Und wenn alle getrunken hatten, begann sie wieder von vorn.
Rurik konnte nicht anders, als sie dabei zu beobachten, wie sie das Kommando übernahm und ihm und Sven ihre Befehle gab, als würde sie den Haushalt für ihren Herrn und Gemahl führen. Und die beiden kamen ihren Befehlen so rasch und aufmerksam nach, wie sie nur konnten. Margriet gab ihre Anordnungen so selbstverständlich wie ein Befehlshaber auf dem Schlachtfeld. Und ihr Vorgehen war so wirkungsvoll wie beeindruckend. Nichts wurde verschwendet, während sie um die Rettung ihrer Reisegruppe kämpfte, keine Zeit, keine Mittel und keine Worte.
Am zweiten Tag schickte sie Rurik zum Dorf zurück, um Vorräte zu besorgen. Bis zu der Menge des Mehls, das sie brauchte und der Größe und dem Gesundheitszustand der lebenden Hühner, die er ihr bringen sollte, waren ihre Anweisungen knapp und klar.
Am dritten Tag waren die meisten Männer und auch Schwester Elspeth auf dem Wege der Besserung und behielten die von Margriet gekochte Brühe bei sich. Sie mussten auch nicht mehr so oft ins Gebüsch laufen. Rurik glaubte, dass sie bald wieder reisefähig sein würden.
Doch am vierten Tag packte ihn die Angst, und er erschrak zutiefst. Denn als er Margriet suchte, um seinen nächsten Auftrag von ihr entgegenzunehmen, fand er sie bewusstlos am Fluss liegen. Dort hatte sie das Leinen und die Tücher waschen wollen, die sie zur Pflege der Kranken benutzte. Ohne zu zögern oder auch nur nachzudenken, hob Rurik sie auf und ritt mit ihr zwei Stunden zurück zum Dorf. Als er sie ins Gasthaus trug und Thora bat, ihm zu helfen, war sie immer noch bewusstlos. Nachdem er sie schließlich in dem Raum im oberen Stockwerk aufs Bett gelegt hatte, wollte er nicht von ihrer Seite weichen.
Er versuchte, sich einzureden, die Sorgen mache er sich nur, weil es seine Pflicht war, Margriet zu ihrem Vater zu bringen. Und dass sie diese Reise überleben musste, weil seine Ehre auf dem Spiel stand. Doch sein Herz wollte ihm diese Lüge nicht erlauben.
Er konnte sich nicht länger anlügen.
Rurik war, als würden die alten Götter ihm ihren übelsten Streich spielen, so wie sie es schon mit Generationen vor ihm getrieben hatten. Denn obwohl es unbegreiflich war, wusste es, dass er sich in eine Nonne verliebt hatte.
Margriet versuchte, die Augen zu öffnen. Doch die bloße Erschöpfung der letzten Tage hinderte sie daran. Sie kam sich unerhört faul vor, denn sie wusste, dass die geplante kurze Pause jetzt schon ziemlich lange andauerte. Das Seltsame war nur, dass sich der Boden unter ihr wie ein Bett und nicht wie das moosige Ufer anfühlte, auf das sie sich niedergelegt hatte. Es gab noch so viel zu tun für die, die noch krank waren. Und sie musste Rurik sagen, wo sich der Rest ihrer Kräuter befand
und wo die sauberen Leintücher waren
und
Das leise Stimmengemurmel um sie herum hörte nicht auf. Und obwohl sie sich bemühte, wach zu werden, zwang ihr Körper sie wieder zurück in tiefen Schlaf. Sie spürte, wie die Zeit verging, aber sie konnte nichts tun. Dann hörte sie, wie er ihren Namen nannte und wusste, dass sie antworten
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