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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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und nickte.
    „Aye, alles ist klar zwischen uns, Schwester“, sagte er.
    Er sah, wie eine Träne aus ihrem Augenwinkel quoll und über die Wange lief und wünschte sich verzweifelt, er könnte zu ihr gehen. Doch der Mut, den sie zeigte, forderte von ihm zumindest den gleichen Mut. So nickte er nur wortlos und verließ das Gemach.
    Der Sturm draußen rief nach ihm. Deshalb beachtete er Svens Worte nicht, dem er am Fuß der Treppe begegnete. Jetzt, wo Schwester Margriet bei Bewusstsein war, würde Schwester Elspeth bei ihr bleiben. Wenn die ganze Truppe wieder zu Kräften gekommen war, würden sie nach Norden aufbrechen. Rurik ging zur Tür des Gasthofes, öffnete sie und trat in den prasselnden Regen und tobenden Wind hinaus.
    Vielleicht würde die Macht des Sturms ihn von seinen Sünden reinwaschen? Vielleicht würde der Regen sein Verlangen nach ihr hinwegspülen, das ihn selbst jetzt noch durchströmte. Vielleicht würde er auch den mit jedem Atemzug stärker werdenden Schmerz auslöschen, sie in diesem Leben nicht besitzen zu können?
    Auf Linderung seiner Pein hoffend, lief Rurik, solange er konnte, draußen herum. So lange, wie der Wind heulte und der Regen niederströmte. Als er sich schließlich unter ihrem Fenster wiederfand, während über ihm in den Wolken der Donner grollte, wusste er, dass es mehr brauchte, um seinen Kummer zu vertreiben. Er lehnte sich gegen die Mauer des Gasthofs und ließ sich daran herunterrutschen, bis er auf der Erde saß. Und als am nächsten Morgen die Dämmerung anbrach, saß er immer noch dort.
    Margriet kletterte mühsam aus dem Bett und wankte zum Fenster. Sie konnte gerade noch sehen, wie Rurik in den Sturm hinausging. Das Licht, das durch die Tür des Gasthofs fiel, beleuchtete ihn, bis jemand die Tür wegen des Sturms zuschlug.
    Eigentlich hätte sie sich erleichtert fühlen müssen, wo er jetzt doch aufhören würde, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sie tat es aber nicht. Sie hätte sich freuen müssen, dass ihr ein Problem weniger auf ihrer Reise nach Norden folgte und die Versöhnung zwischen ihrem Vater und Finn, so sie ihn denn fand, belastete. Doch sie freute sich nicht.
    Stattdessen übertönte der Regen ihr Schluchzen und verwischte die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Sie umklammerte den Rand des Fensters und sah zu, wie Rurik im strömenden Regen verschwand. Nur mit Elspeths Hilfe gelang es ihr, wieder zum Bett zurückzugehen.
    Nachdem sie sich niedergelegt hatte, versuchte sie herauszufinden, warum es sie so schmerzte. Ganz gewiss begehrte sie ihn nicht, nein, diese Lektion hatte sie nur allzu gut gelernt. Noch konnte sie ihn heiraten, denn sie trug das Kind eines anderen. Auch würde ihr Vater es niemals erlauben, selbst wenn es dieses Hindernis nicht gäbe. Und ganz gewiss liebte sie ihn nicht, denn
    ach, es gab so viele Gründe, warum sie ihn nicht liebte, nicht lieben konnte und ihn auch nie lieben würde.
    Aber als sie jetzt dalag, während er fortging, fiel ihr keiner ein. Und der Schmerz in ihrem Herzen sagte ihr, dass vielleicht
     
    „Lady Margriet?“, sagte Elspeth. Margriet wischte sich die Tränen ab und sah das Mädchen an. „Geht es Euch gut?“ Margriet nickte. „Und das Kind?“ Wieder ein Nicken. „Ich machte mir solche Sorgen, als Sven mir erzählte, wie krank Ihr wart.“
    „Sven sagte es dir?“
    „Er lernt schnell“, erwiderte das Mädchen, und ein kleines Lächeln zeigte sich um ihre Mundwinkel. „Um die Wahrheit zu sagen, es war der andere, der es sagte, und Sven hat es wiederholt.“
    „Rurik?“
    „Aye.“ Elspeth nickte, während sie ihre Kopfbedeckung abnahm und dann die Tunika über den Kopf zog. „Einige von uns wachten gerade auf, als er Euch fand. Mylady, die Art, wie er Euren Namen schrie, jagte mir kalte Schauer über den Rücken.“ Elspeth erschauerte noch einmal. „Wirklich, ich dachte, Ihr wäret tot.“
    „Er folgt nur dem Befehl meines Vaters, für meine Sicherheit zu sorgen, Elspeth. Mach nicht mehr daraus, als es ist.“
    Elspeth schüttelte den Kopf, während sie ihr Gewand aufschnürte. „Nein, Mylady. Er heulte auf, als habe er selbst Schmerzen. Er ähnelte einem Wolf, der seine Wölfin verloren hat.“
    Das Mädchen sah sie an und nickte dann bedeutsam. „Leathen und Donald waren überrascht. Sie sagten, Rurik geht von einer Frau zur anderen wie eine Biene von einer Blume zur anderen
    “
    Elspeth stieg die Röte in die Wangen, als ihr klar wurde, was das Mädchen da sagte. Und zu wem sie es sagte.
    „Sie haben mit

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