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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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alles zu sagen, um zu ihrem Vergnügen zu gelangen.
    Und die Tatsache, dass ihr Vater seit ihrer Ankunft über nichts anderes als ihn sprach, trug auch nicht gerade dazu bei, ihre Verwirrung zu mildern. Oh, er hatte sehr wohl die Höflichkeitsfragen gestellt, nach dem Kloster, ihrer Erziehung, ihrem dortigen Leben und nach denn alltäglichsten Einzelheiten ihrer Reise. Aber danach war Rurik das eigentliche Thema gewesen. Margriet war versucht zu lachen, als ihr klar wurde, dass sie jetzt genauso über Rurik sprach, wie Thora es getan hatte, wenn sie wütend auf ihn war.
    Allem Anschein nach war Rurik alles, worauf ihr Vater – und auch der seine – ihre Hoffnung setzten. Selbst jetzt, als sie zwischen Orphir und Kirkvaw unterwegs waren, brachte er wieder die Sprache auf ihn. Etwas störte Margriet an diesen ganzen Vereinbarungen. Deshalb fragte sie.
    „Wieso wisst Ihr so viel über Rurik, Vater, wo er doch gerade erst zurückgekehrt ist? Als man ihn damals fortschickte, hat er seine Klugheit und seine Urteilskraft doch gewiss noch nicht erkennen lassen, oder?“
    Ihr Vater lachte und schüttelte den Kopf. „Als er fortging wusste ich bereits, was für ein Mann er einmal werden würde. Aber es brauchte einige Überzeugungskraft, damit auch Lord Erengisl es glaubte. Und mit jedem Jahr, das verging, konnte der Earl seine Fortschritte beobachten und sehen, welch ein tüchtiger Soldat und Berater und
    “
    „Frauenheld er wurde?“
    Da lachte ihr Vater. Und er lachte, wie Männer lachen, wenn sie gewisse Eigenschaften an einem anderen Mann schätzen – zum Teil bewundernd, zum Teil neidisch und zum Teil ungläubig. Wäre Rurik jetzt hier gewesen, wäre ein Schlag auf die Schulter gefolgt oder ein wissendes Zwinkern von Mann zu Mann. So viel hatte Margriet auf ihrer Reise mit Ruriks Männertruppe gelernt. „Nun, wie es scheint, wohl auch das.“
    Sie sah ihn ungläubig an. „Und obwohl Ihr seinen Ruf, was Frauen betrifft, kennt, habt Ihr ihm vertraut und ihn mich vom Kloster hierher geleiten lassen?“
    „Wo hast du von solchen Dingen gehört, Margriet? Doch gewiss nicht bei den Nonnen?“
    „Männer reden, Vater.“
    Jetzt war es an ihrem Vater, sie ungläubig anzusehen. „Ich kann nicht glauben, dass Rurik mit dir über solche Dinge gesprochen hat.“
    Margriet schüttelte den Kopf. „Nein, Vater. Solche Sachen hat er mir nicht enthüllt. Doch die anderen waren nicht so diskret.“
    „Nun, Rurik hatte seinen Teil an
    Affären. Aber er ist ein Mann von Ehre. Ich wusste, dass ich ihm deine Sicherheit anvertrauen konnte.“
    Ihr Vater hatte die falschen Worte gewählt. Sie brachten die Erinnerung zurück. Vor ihrem geistigen Auge sah sie das Bild von Rurik und sich, wie sie beide eng umschlungen auf dem Boden lagen, Haut an Haut, gefangen in wilder Leidenschaft. Margriets Atem ging schneller, ihr wurde ganz heiß. Sie erinnerte sich daran, wie sein Mund ihre Lippen berührt – nein, in Besitz genommen hatte, wie seine Hand sie am ganzen Körper gestreichelt hatte, sodass
    dass
     
    „Margriet? Mädchen? Geht es dir gut?“
    Die Stimme ihres Vaters unterbrach ihre Erinnerungen an das, was in jener Nacht geschehen war. Sie griff sich an die Wange und fühlte, wie heiß sie mit einem Mal war.
    „Ich bin nur ein wenig überhitzt“, sagte sie und versuchte, an etwas anderes zu denken und das Bild seines nackten Körpers, die Erinnerung an die goldfarbene Haut, an all die Muskeln und diese männliche Kraft aus ihren Gedanken zu verdrängen.
    Jemand rief nach ihrem Vater, und das lenkte ihn einen Augenblick lang ab. Während sie über jene Nacht nachdachte, erkannte sie erneut, dass Rurik sich immer unter Kontrolle gehabt hatte, auch wenn sie gemeint hatte, von ihm überwältigt worden zu sein. Überwältigt wie von Meereswellen, die über ihr zusammenstürzten und sie in die Bewusstlosigkeit hinunterzogen. Obwohl er so voller Zorn gewesen war, dass man es buchstäblich fühlen und riechen konnte, waren seine Berührungen voller Verlangen und Lust gewesen. Und als der Augenblick kam, wo sie ihm Einhalt gebot, hielt er sofort inne.
    Und sie hatte ihn nie gefürchtet, noch nicht einmal damals.
    Denn wieder und wieder hatte er sich während der Reise als vertrauenswürdig erwiesen. Als er ihre Verzweiflung bemerkte. Als er für sie sorgte, während sie krank war. Als er den stürmischen Kuss nicht wiederholte, obwohl sie es sich genauso wünschte wie er. All das zeigte, wie sehr er ihr Vertrauen verdiente. Ein Vertrauen, das sie ihm nur

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