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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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nicht im Geringsten, dass der Mann nichts davon zu erkennen gab. Stimmel hatte die Wärme und Redseligkeit eines Froschs. Und auch die Physiognomie.
    »Ja?«
    »Ich muss sofort mit Kline reden.«
    »Ach?«
    »Es geht um Leben und Tod.«
    »Von wem?«
    »Von ihm.«
    In den mürrischen Ton mischte sich eine neue Härte. »Was soll das heißen?«
    »Sind Sie mit dem Fall Perry vertraut?« Gurney fasste das folgende Schweigen als ein Ja auf. »Steht kurz davor, zu einem riesigen Medienspektakel aufgeblasen zu werden, vielleicht der größte Massenmordfall in der Geschichte des Staates New York. Ich wollte Sheridan nur vorwarnen.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Das haben Sie schon gefragt, und ich habe Ihnen geantwortet.«
    »Ich will Fakten hören, Sie Klugschwätzer. Ich gebe sie weiter.«
    »Keine Zeit, das alles zweimal durchzukauen. Ich muss sofort mit ihm reden, selbst wenn er seinen Arsch von der Schüssel heben muss. Sagen Sie ihm, dass der Fall Mellery daneben aussehen wird wie eine Ordnungswidrigkeit.«
    »Wehe, Sie erzählen hier Müll.«
    Gurney vermutete, dass Stimmel damit »Auf Wiedersehen, wir rufen zurück.« sagen wollte. Er legte das Handy weg und nahm erneut einen Schluck Kaffee. Immer noch schön warm. Er betrachtete das Spargelkraut, das sich im sanften Westwind neigte. Die Düngerfrage – ob, wann, wie viel –, die ihn noch vor einer Woche ganz erfüllt hatte, schien in weite Ferne gerückt. Hoffentlich hatte er nicht zu dick aufgetragen bei Stimmel.
    Zwei Minuten später war Kline am Telefon, aufgeregt wie eine Fliege auf frischem Mist. »Was ist los? Was für ein Medienspektakel?«
    »Lange Geschichte. Haben Sie Zeit zum Reden?«
    »Wie wär’s mit einer Zusammenfassung in einem Satz?«
    »Stellen Sie sich eine Nachrichtenmeldung vor: Polizei und Bezirksstaatsanwalt sehen tatenlos zu, wie Serienmörder Internatsschülerinnen verschleppt.«
    »Haben wir das nicht gestern schon besprochen?«
    »Neue Informationen.«
    »Wo sind Sie gerade?«
    »Zu Hause, aber in einer Stunde muss ich in die Stadt.«
    »Ist das wirklich handfest? Keine wilden Theorien?«
    »Ziemlich handfest.«
    Schweigen. »Wie sicher ist Ihr Telefon?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie können doch auf dem Thruway nach New York fahren, oder?«
    »Sicher.«
    »Dann könnten Sie unterwegs in meinem Büro vorbeischauen.«
    »Warum nicht?«
    »Können Sie gleich aufbrechen?«
    »In zehn Minuten vielleicht.«
    »Also um halb zehn in meinem Büro. Gurney?«
    »Ja?«
    »Ich kann nur für Sie hoffen, dass da was dran ist.«
    »Sheridan?«
    »Was?«
    »Ich an Ihrer Stelle würde lieber beten, dass es nicht so ist.«
    Zehn Minuten später war Gurney unterwegs und fuhr direkt der Sonne entgegen. Den ersten Stopp legte er bei Abelard’s ein, um die fast volle Tasse Kaffee, die er in der Eile auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte, durch einen frischen Becher zu ersetzen.
    Im Wagen blieb er eine Weile auf der kleinen gekiesten Stelle stehen, die als Parkplatz diente, legte den Sitz ungefähr ein Drittel zurück und konzentrierte sich ganz auf das Kaffeearoma, um sich zu entspannen. Diese Technik funktionierte eigentlich nicht besonders gut bei ihm, und er fragte sich, warum er es immer wieder probierte. Zwar hatte sie die Wirkung, ihn auf andere Gedanken zu bringen, aber die waren nicht unbedingt weniger beunruhigend. Heute beispielsweise wechselte sein Augenmerk von den verfahrenen Ermittlungen zu seinem verfahrenen Verhältnis zu Kyle und dem wachsenden Druck, ihn endlich anzurufen.
    Im Grunde war es lächerlich. Er musste sich nur überwinden und die Nummer wählen. Ihm war völlig klar, dass Zaudern nur eine kurzfristige Flucht war, die ein langfristiges Problem schuf, dass es immer mehr Speicherplatz im Gehirn beanspruchte und dadurch immer größeres Unbehagen auslöste. Intellektuell gesehen war die Sache unstrittig. Er wusste, dass der größte Teil des Elends in seinem Leben aus dem Versuch entstand, Unbehagen zu vermeiden.
    Er hatte Kyles Nummer einprogrammiert. Mann, mach es einfach!
    Er wählte und stieß auf die Mailbox. »Hi, Kyle hier. Kann gerade nicht rangehen. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht.«
    »Hi, Kyle, Dad ist dran. Wollte mich mal erkundigen, wie dein Eindruck vom Studium ist. Klappt das mit der Wohngemeinschaft?« Er zögerte und hätte fast nach Kate gefragt, Kyles Exfrau, ließ es aber lieber. »Nichts Dringendes, ich wollte nur hören, wie’s dir so geht. Ruf mich an, wenn du Zeit hast. Bis bald.« Er

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