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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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finden. Vorsichtig verstaute er das Glas im Konsolenfach. Dann legte er das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr Richtung George Washington Bridge.
    Zuerst rief er Sonya Reynolds an.
    »Wo warst du, verdammt? Was hast du den ganzen Nachmittag getrieben?« Sie klang wütend und aufgeregt. Offensichtlich wusste sie nichts von den Ereignissen des Tages.
    »Gute Frage. Leider kenne ich die Antwort nicht.«
    »Was soll das heißen? Was ist los?«
    »Wie viel weißt du über Jay Jykynstyl?«
    »Warum fragst du mich das? Was ist denn passiert?«
    »Bin mir nicht sicher. Nichts Gutes auf jeden Fall.«
    »Ich versteh kein Wort.«
    »Wie viel weißt du über Jykynstyl?«
    »Ich weiß, was die Kunstmedien berichten. Großer Käufer, sehr wählerisch. Starker finanzieller Einfluss auf den Markt. Bleibt lieber anonym. Lässt keine Fotos von sich machen. Stiftet gern Verwirrung über sein Privatleben und seinen Aufenhalt. Sogar darüber, ob er hetero oder schwul ist. Je mehr Verwirrung, desto lieber ist es ihm. Ziemlich schrullig was seine Privatsphäre angeht.«
    »Du hast ihn also nicht gekannt, nicht einmal ein Foto von ihm, bevor er eines Tages in deiner Galerie vorbeigeschaut und dir erzählt hat, dass er meine Sachen kaufen will?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Woher weißt du, dass der Mann, mit dem du da geredet hast, Jay Jykynstyl ist? Hat er das behauptet?«
    »Nein, im Gegenteil.«
    »Er hat behauptet, dass er nicht Jay Jykynstyl ist?«
    »Er hat sich als Jay vorgestellt. Einfach Jay.«
    »Und wie …?«
    »Ich habe ihn mehrmals gefragt, weil es schließlich sehr schwierig ist, Geschäfte mit ihm zu machen, wenn ich seinen vollen Namen nicht kenne. Ich muss doch wissen, mit wem ich es zu tun habe, wenn es um so viel Geld geht.«
    »Und was hat er dazu gemeint?«
    »Dass er Javits heißt. Jay Javits.«
    »Wie Jacob Javits, der frühere Senator?«
    »Genau, aber er hat es irgendwie so komisch gesagt, als hätte er mir nur den nächstbesten Namen genannt, weil ich so eine große Sache daraus mache. Dave, jetzt erzähl mir endlich, worum sich das Ganze dreht. Ich möchte sofort wissen, was heute passiert ist.«
    »Was passiert ist? Es hat sich rausgestellt, dass die ganze Sache Quatsch ist. Ich glaube, ich wurde unter Drogen gesetzt, und das Mittagessen war ein Hinterhalt, der nicht das Geringste mit meiner künstlerischen Arbeit zu tun hatte.«
    »Das ist doch verrückt!«
    »Noch mal zur Identität des Mannes. Er hat dir also gesagt, dass er Jay Javits heißt, und du hast daraus geschlossen, dass er Jay Jykynstyl ist?«
    »Nein, so war das nicht. Sei nicht albern. Im Verlauf unserer Unterhaltung haben wir darüber geredet, wie herrlich der See ist, und er hat erwähnt, dass er ihn von seinem Zimmer aus sehen kann. Dann hab ich ihn gefragt, wo er wohnt, und er hat geantwortet, in einem wunderschönen Gasthof, ohne den Namen zu nennen. Später hab ich dann im Huntington angerufen, dem exklusivsten Gasthof am See, und nach Jay Javits gefragt. Der Typ am Empfang war irgendwie unsicher und wollte wissen, ob ich vielleicht den Namen durcheinandergebracht hatte. Klar, hab ich gesagt, das passiert mir manchmal, ich werde allmählich älter und höre nicht mehr so gut. Ich wollte, dass er Mitleid mit mir hat.«
    »Und du meinst, das ist dir gelungen.«
    »Ich glaube schon. Jedenfalls hat er gefragt, ob ich vielleicht ›Jykynstyl‹ meine. Ich habe ihn den Namen buchstabieren lassen und dachte mir, heilige Scheiße, das gibt’s doch nicht. Dann hab ich ihn gebeten, mir diesen Gast zu beschreiben. Das hat er getan, und es war ganz eindeutig der Typ, der bei mir in der Galerie aufgekreuzt ist. Verstehst du, er wollte nicht, dass ich erfahre, wer er ist, aber ich hab’s rausgefunden.«
    Gurney schwieg. Ihm schien viel wahrscheinlicher, dass Sonya durch Manipulation dazu gebracht worden war, den Mann für Jykynstyl zu halten – mit dem Ziel, ihr Schlüsse nahezulegen, die sie nicht in Zweifel ziehen konnte. Die Subtilität und das Geschick, mit denen das Manöver inszeniert worden war, waren fast noch beunruhigender als das Manöver selbst.
    »Bist du noch dran, David?«
    »Ich muss noch ein paar Anrufe machen, dann melde ich mich wieder.«
    »Du hast mir noch immer nicht erzählt, was passiert ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, was passiert ist – abgesehen davon, dass ich belogen, unter Drogen gesetzt, bewusstlos durch die Stadt gefahren und bedroht worden bin. Warum und von wem, weiß ich nicht. Ich muss es rausfinden. Und ich

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