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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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werde es rausfinden.« Die Zuversicht in diesen Worten hatte wenig mit der Wut, Angst und Verwirrung zu tun, die er empfand.
    Als Nächstes wählte er Madeleines Nummer, ohne sich vorher zu überlegen, was er sagen wollte, oder auf die Uhr zu schauen. Erst als er ihre schläfrige Stimme hörte, spähte er zum Armaturenbrett und bemerkte, dass es vier Minuten nach zehn war.
    »Ich hab mich schon gefragt, wann du endlich anrufst. Alles in Ordnung?«
    »Einigermaßen. Tut mir leid, dass ich mich so spät melde. War ganz schön was los heute Nachmittag.«
    »Was meinst du mit ›einigermaßen‹?«
    »Hm? Ach so, ganz gut, stecke nur mitten in einem kleinen Rätsel.«
    »Wie klein?«
    »Schwer zu sagen. Jedenfalls ist diese Jykynstyl-Geschichte anscheinend ein Schwindel. Ich bin am Abend noch durch die Gegend gelaufen, um Licht in die Sache zu bringen.«
    »Was ist passiert?« Sie war jetzt hellwach und sprach mit der völlig ruhigen Stimme, die ihre Sorge zugleich verschleierte und verriet.
    Er stand vor der Wahl. Er konnte ihr alles erzählen, was er wusste und fürchtete – ohne Rücksicht darauf, wie es auf sie wirkte. Oder er konnte ihr eine weniger vollständige und verstörende Version präsentieren. Geplagt von Zweifeln entschied er sich zunächst für die zweite Möglichkeit mit dem Vorsatz, ihr alles anzuvertrauen, sobald er die Zusammenhänge selbst besser durchschaute.
    »Mir ist beim Mittagessen irgendwie komisch geworden, und später im Auto konnte ich mich nicht mehr richtig an unsere Unterhaltung bei Tisch erinnern.« Das war die Wahrheit, wenn auch etwas reduziert.
    »Klingt, als wärst du betrunken gewesen.« Es war eher eine Frage als ein Vorwurf.
    »Vielleicht. Aber … ich bin mir nicht sicher.«
    »Du meinst, du hast Drogen bekommen?«
    »Das ist eine Möglichkeit, über die ich nachgedacht habe. Auch wenn es völlig sinnlos ist. Jedenfalls hab ich mich in dem Haus umgesehen, und ich weiß jetzt mit Sicherheit, dass an der Sache was faul ist – das Angebot von hunderttausend Dollar ist auf jeden Fall Quatsch. Aber ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich jetzt erst in Manhattan loskomme und ungefähr in zweieinhalb Stunden zu Hause bin. Tut mir ehrlich leid, dass ich nicht früher angerufen habe.«
    »Fahr nicht zu schnell.«
    »Bis dann. Ich liebe dich.«
    Um ein Haar verpasste er die letzte Abfahrt vom Harlem River Drive zur George Washington Bridge. Mit einem hastigen Blick über die Schulter scherte er nach rechts auf die Ausfahrtspur und floh vor dem empörten Plärren einer Autohupe.
    Für einen Anruf bei Kline war es schon zu spät. Aber wenn Hardwick wieder an dem Fall arbeitete, waren ihm vielleicht die neuen Erkenntnisse über Karnala Fashion und eine Familie Skard zu Ohren gekommen, auf die der Bezirksstaatsanwalt in seiner Nachricht angespielt hatte. Mit ein wenig Glück war Hardwick noch wach und bereit zu einem Plausch am Telefon.
    Beides traf zu.
    »Was ist los, Sherlock? Hast du nicht bis morgen warten können, um mir zu meiner Rehabilitierung zu gratulieren?«
    »Glückwunsch.«
    »Anscheinend hast du alle überzeugt, dass die Mapleshade-Absoventinnen sterben wie die Fliegen und dass ein Haufen Leute vernommen werden muss. Und weil auf einmal das Personal verdammt knapp wurde, war Rodriguez gezwungen, mich zurückzuholen. Dem wäre fast der Schädel explodiert.«
    »Freut mich, dass du wieder im Boot bist. Ich habe zwei Fragen.«
    »Wegen dem Köter?«
    »Was für ein Köter?«
    »Der, der Kiki ausgebuddelt hat.«
    »Ich versteh kein Wort, Jack.«
    »Marian Eliots neugieriger Airedale. Hast du noch nicht davon gehört?«
    »Erzähl.«
    »Sie hat in ihrem Rosengarten gearbeitet und Melpomene an einen Baum gebunden.«
    »Wen?«
    »Der Airedale heißt Melpomene. Ziemlich raffinierte Töle. Hat irgendwie den Strick losgekriegt. Streunt rüber zum Muller-Haus und scharrt hinter dem Holzschuppen rum. Als die alte Lady sie endlich findet, hat Melpomene schon ein ziemliches Loch ausgehoben. Und dann fällt der alten Schachtel was auf. Rat mal.«
    »Jack, um Himmels willen, sag’s mir einfach.«
    »Sie dachte, es ist einer von ihren Gartenhandschuhen.«
    »Verdammt, Jack …«
    »Denk nach. Was könnte wie ein Gardenhandschuh aussehen?«
    »Jack …«
    »Es war ein verweste Hand.«
    »Und die Hand hing an Kiki Muller dran, die mit Hector Flores geflohen sein soll?«
    »Genau an der.«
    Gurney schwieg.
    »Rattern die Rädchen, Sherlock? Deduktion, Induktion und solche Sachen?«
    »Wie

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