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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Achseln und lächelte, als würde er ein Messer zücken. »Wollen Sie hier draußen reden?«
    Anscheinend verstand Ballston das als Drohung. Nervös blinzelnd schüttelte er den Kopf. »Kommen Sie rein.«
    »Netter Kies.« Gurney schlenderte an Ballston vorbei.
    »Was?«
    »Der bernsteinfarbene Kies. In der Einfahrt. Nett.«
    »Ach so.« Ballston nickte verwirrt.
    Gurney stand in einem großen Foyer und gab sich den Anstrich eines Schätzers bei einer Zwangsvollstreckung. Zwischen den beiden geschwungenen Treppenflügeln an der Hauptwand vor ihm hing das Bild eines Swimmingpools. Er erkannte es aus dem Kunstkurs von Sonya Reynolds wieder, den er vor eineinhalb Jahren mit Madeleine besucht hatte und der ihn auf sein verhängnisvolles Kunstprojekt mit Verbrecherfotos gebracht hatte.
    »Gefällt mir.« Gurney deutete lässig darauf, als würde es von seiner Billigung abhängen, dass das Bild nicht im Müll landete.
    Ballston schien vage erleichtert, aber nicht weniger verwirrt.
    »Der Typ ist eine Scheißschwuchtel«, erläuterte Gurney, »aber sein Zeug ist einen Haufen wert.«
    Ballston riss die Augen auf und unternahm einen hässlichen Versuch zu grinsen. Er räusperte sich, doch offenbar wusste er nicht, was er sagen sollte.
    Gurney wandte sich ihm zu und rückte die Sonnenbrille zurecht. »Sammeln Sie viel Schwuchtelkunst, Jordan?«
    Ballston schluckte, schniefte, zuckte. »Eigentlich nicht.«
    »Eigentlich nicht? Interessant. Also, wo können wir uns unterhalten?« Dank der Erfahrung aus zahllosen Vernehmungen kannte Gurney die verunsichernde Wirkung eines beiläufigen, sprunghaften Themenwechsels.
    »Ähm …« Ballston schaute sich um wie in einem fremden Haus. »Dort drüben?« Vorsichtig wies er mit ausgestrecktem Arm auf einen breiten Bogendurchgang, der zu einem eleganten, mit Antiquitäten möblierten Wohnzimmer führte. »Da können wir uns hinsetzen.«
    »Ganz wie Sie wollen, Jordan. Setzen wir uns hin und unterhalten uns ganz entspannt.«
    Steif stakste Ballston voraus zu zwei weißen Brokatsesseln bei einem barocken Kartentisch. »Hier?«
    »Klar. Wirklich nett, der Tisch.« Gurneys Miene widersprach dem Kompliment. Er nahm Platz und beobachtete Ballston, der seinem Beispiel folgte.
    Unbeholfen kreuzte der Mann die Beine, zögerte und faltete sie schniefend wieder auseinander.
    Gurney lächelte. »Das Koks hat Sie ganz schön am Wickel, was?«
    »Pardon?«
    »Geht mich nichts an.«
    Lange herrschte Schweigen.
    Schließlich räusperte sich Ballston. Ein trockenes Geräusch. »Sie … Sie haben also am Telefon gesagt, dass Sie ein Cop sind?«
    »Richtig, das hab ich gesagt. Sie haben ein gutes Gedächtnis. Ganz wichtig, ein gutes Gedächtnis.«
    »Das da draußen sieht aber nicht wie ein Polizeiauto aus.«
    »Natürlich nicht. Ich arbeite verdeckt, verstehen Sie? Eigentlich bin ich sogar im Ruhestand.«
    »Sind Sie immer mit Bodyguards unterwegs?«
    »Bodyguards? Was für Bodyguards? Wozu sollte ich Bodyguards brauchen? Nur ein paar Freunde, die mich hergefahren haben, das ist alles.«
    »Freunde?«
    »Ja, Freunde.« Gurney lehnte sich zurück und dehnte den Hals in beide Richtungen, während er den Blick durchs Zimmer schweifen ließ. Ein Raum, der auf die Titelseite einer Architekturzeitschrift gepasst hätte. Er wartete darauf, dass Ballston wieder sprach.
    Schließlich fragte der Milliardär mit leiser Stimme: »Gibt es ein Problem?«
    »Das hätte ich gern von Ihnen erfahren.«
    »Irgendwas muss Sie doch hergeführt haben … ein bestimmtes Anliegen.«
    »Sie stehen ziemlich unter Druck. Stress, wissen Sie?«
    Ballstons Gesicht spannte sich an. »Damit komme ich schon klar.«
    Gurney zuckte die Achseln. »Stress ist was Schlimmes. Er macht die Leute … unberechenbar.«
    Die Anspannung ging jetzt auf Ballstons ganzen Körper über. »Ich versichere Ihnen, dass die Situation geklärt wird.«
    »Situationen lassen sich auf ganz verschiedene Weise klären.«
    »Ich versichere Ihnen, dass die Situation auf positive Weise geklärt wird.«
    »Positiv für wen?«
    »Für … alle Beteiligten.«
    »Angenommen, nicht alle haben die gleichen Interessen.«
    »Ich garantiere Ihnen, das wird kein Problem sein.«
    »Freut mich, das zu hören.« Träge musterte Gurney den verwöhnten Sack und ließ ein wenig von seiner Verachtung durchschimmern. »Wissen Sie, Jordan, ich bin ein Problemlöser. Aber ich hab momentan genug davon am Hals. Da möchte ich mich nicht noch mit einem neuen rumschlagen müssen. Das leuchtet

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