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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Diamantknopf im Ohr. Zunächst wirkte er verblüfft, ja sogar verärgert über das Fehlen von Gepäck – bis ihm Gurney die Adresse ihres ersten Stopps nannte: das Giacomo Emporium an der Worth Avenue. Da hellte sich seine Miene auf. Vielleicht überlegte er sich, dass jemand, der aus Bequemlichkeit mit wenig Gepäck reiste und sich alles Nötige bei Giacomo besorgte, bestimmt großzügig Trinkgelder verteilte.
    »Der Wagen steht gleich draußen, Sir.« Sein Akzent war vermutlich mittelamerikanisch. »Nettes Modell.«
    Eine automatische Drehtür versetzte sie aus dem flughafentypisch kontrollierten, jahreszeitenunabhängigen Innenklima in ein tropisches Dampfbad. Gurney wurde daran erinnert, dass Südflorida im September nichts Herbstliches an sich hat.
    »Da drüben, Sir.« Das Lächeln des Chauffeurs entblößte die für sein Alter erstaunlich schlechten Zähne. »Der erste.«
    Wie es Gurney in seinem nächtlichen Anruf bestellt hatte, handelte es sich um einen Mercedes S 600, ein Fahrzeug, wie man es in Walnut Crossing vielleicht einmal im Jahr zu Gesicht bekam. In Palm Beach war es so normal wie Sonnenbrillen für fünfhundert Dollar. Gurney ließ sich auf den Rücksitz gleiten und wurde von einem stillen, feuchtigkeitsreduzierten Kokon aus weichem Leder, Teppich und getöntem Glas umfangen.
    Der Chauffeur machte für ihn die Tür zu und setzte sich ans Steuer. Geräuschlos glitten sie in den Strom aus Taxis und Shuttlebussen.
    »Temperatur okay?«
    »Fein.«
    »Möchten Sie Musik?«
    »Nein, danke.«
    Schniefend und hustend bremste der Fahrer ab, als der Wagen durch eine teichgroße Pfütze rollte. »Hat gegossen wie aus Kübeln.«
    Gurney antwortete nicht. Er neigte von Haus aus nicht zur Konversation um der Konversation willen, und in Gesellschaft von Fremden schwieg er lieber. Kein Wort wurde mehr gesprochen, bis die Limousine vor dem noblen Einkaufszentrum hielt, wo das Giacomo Emporium lag.
    Der Chauffeur suchte im Rückspiegel seinen Blick. »Wissen Sie, wie lang Sie hierbleiben?«
    »Nicht lang«, erwiderte Gurney. »Höchstens fünfzehn Minuten.«
    »Dann warte ich hier. Falls die Cops das verbieten, kreise ich.« Mit einer entsprechenden Bewegung des Zeigefingers unterstrich er sein Vorhaben. »Ich fahre so lange um den Block, bis ich Sie sehe. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    Der Schock von der heißen, feuchten Atmosphäre wurde noch verstärkt durch das grelle Licht der Vormittagssonne, das ihn nach dem gedämpften Halbdunkel im Auto traf wie ein Schlag vor die Stirn. Der Platz war mit Palmen, Farnen in Beeten und asiatischen Lilien in Töpfen gestaltet. Es roch nach gekochten Blumen.
    Gurney eilte in den Laden, wo es eher nach Geld als nach Blumen roch. Blonde Kundinnen zwischen dreißig und sechzig schwebten durch die sorgfältig inszenierten Auslagen mit Kleidern und Accessoires. Die Verkäufer und Verkäuferinnen waren zwischen zwanzig und dreißig und sahen aus, als wollten sie den anorektischen Models aus der Giacomo-Werbung nacheifern.
    Gurney konnte dieses schicke Ambiente nicht länger als unbedingt nötig ertragen, und so stand er schon nach zehn Minuten wieder auf der Straße. Noch nie hatte er so viel für so wenig ausgegeben: haarsträubende 1.879,42 Dollar für eine Jeans, ein Paar Mokassins, ein Polohemd und eine Sonnenbrille – alles ausgewählt mit Hilfe eines gertenschlanken Burschen, der den modischen Ennui eines frisch gebissenen Vampiropfers ausstrahlte.
    In einer Umkleidekabine hatte Gurney seine ramponierte Jeans, T-Shirt, Turnschuhe und Socken ausgezogen und die exklusiven neuen Sachen übergestreift. Die Preisschilder reichte er dem Verkäufer zusammen mit seinen Klamotten und bat darum, diese in eine Giacomoschachtel zu packen.
    Zum ersten Mal setzte der Verkäufer ein kleines Lächeln auf. »Sie sind der reinste Transformer.« Wahrscheinlich bezog sich seine Bemerkung auf das beliebte Spielzeug, das sich nach Belieben umgestalten ließ.
    Der Mercedes wartete auf ihn. Gurney stieg ein und nannte dem Chauffeur nach einem Blick in seinen Führer die nächste, gut einen Kilometer entfernte Adresse.
    Nails Delicato war ein kleines Etablissement. Die vier dramatisch frisierten Nagelstylistinnen schienen sich auf dem schmalen Grat zwischen topmodischen Models und Edelnutten zu bewegen. Niemand schien sich dafür zu interessieren, dass Gurney der einzige männliche Kunde war. Die Maniküristin, der er zugeteilt wurde, wirkte schläfrig. Abgesehen davon, dass sie sich mehrmals für

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