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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Frieden völlig.
    »Tut mir leid, dass ich Sie gestern verpasst habe. Ich komme wieder. Viel Spaß mit der Puppe.«
    Gurney packte der irrationale Drang, in den Wald zu stürmen – als könnte die Botschaft nur von jemandem stammen, der hinter einem Baumstamm lauerte und ihn beobachtete – und seinem unsichtbaren Feind wüste Beschimpfungen ins Gesicht zu schleudern. Er begnügte sich damit, die SMS noch einmal zu lesen. Wie zuvor war die Herkunftsnummer nicht blockiert, was hieß, dass die Nachricht mit Sicherheit von einem unaufspürbaren Prepaidhandy gekommen war.
    Möglicherweise hätte es etwas gebracht, den Standort des Mobilfunkmasten zu erfahren, doch dafür hätte er einen heiklen Prozess anstoßen müssen.
    Da nach der Entdeckung der Puppe im Haus Anzeige erstattet worden war, handelte es sich um eine offizielle Untersuchung. In diesem Zusammenhang stellte eine SMS , die die Puppe erwähnte, einen Beweis dar, der gemeldet werden musste. Bei der anschließenden Suche nach dem Absender würden unweigerlich die vorherigen SMS an Gurney von demselben Prepaidhandy und seine Antwort – »Erzählen Sie mir mehr.« – auf die erste ans Licht kommen. Er fühlte sich gefangen in einer selbst errichteten Falle, in der jeder Ausweg nur immer zu größeren Problemen führte.
    Er verfluchte sich für seine egomanische Versessenheit auf den nächsten Mordfall, den niemand außer ihm lösen konnte; für seine egomanische Bereitschaft, Sonya Reynolds wieder Zutritt zu seinem Leben zu gewähren; für seine egomanische Blindheit gegen den Jykynstyl-Schwindel; für seinen egomanischen Wunsch, die Konsequenzen und mögliche Fotos vor Madeleine geheim zu halten; für das absurde und gefährliche Dilemma, in das er sich hineinmanövriert hatte.
    Doch dieses Lamentieren half ihm nicht weiter. Er musste etwas tun. Nur was?
    Das Klingeln des Telefons auf der Anrichte nahm ihm die Antwort ab.
    Es war Sheridan Kline, der nur so triefte vor öligem Enthusiasmus. »Dave! Gut, dass ich Sie erreiche. Satteln Sie Ihr Pferd, mein Freund. Wir brauchen Sie hier, und zwar schnell.«
    »Was ist los?«
    »Darryl Becker von der fixen Truppe in Palm Beach hat Ballstons Boot aufgestöbert, wie Sie es prophezeit haben. Und jetzt raten Sie mal, was er entdeckt hat.«
    »Raten war noch nie meine Stärke.«
    »Ha! Tatsache ist, dass Sie bei dem Boot ziemlich gut geraten haben – und bei der Chance, dass die Kriminaltechniker was finden werden. Genauso ist es nämlich. Sie haben einen winzigen Blutfleck entdeckt … Das hat zuerst zu einem DNA -Profil geführt, dann zu einem Beinahetreffer in der FBI -Datenbank und zuletzt zu einem Sinneswandel von Mr Ballston. Oder zumindest zu einem Wandel seiner juristischen Strategie. Er und seine Anwälte haben vollständige Kooperation signalisiert, um eine tödliche Injektion zu vermeiden.«
    »Noch mal kurz zurück«, antwortete Gurney. »Welchen Namen hat der Beinahetreffer zutage gefördert?«
    »Das war so ähnlich wie bei Melanie Strum: ein Verwandter ersten Grades. In diesem Fall ein verurteilter Kinderschänder namens Wayne Dawker. Gleicher Nachname wie bei einer Mapleshade-Absolventin, Kim Dawker, die schon drei Monate vor Melanie verschwunden ist. Wie sich herausgestellt hat, ist Wayne Kims älterer Bruder. Bei einer Toten hätten die Anwälte Ballston vielleicht noch herauspauken können, aber zwei sind zu viel.«
    »Wieso ist die Datenbankantwort so schnell gekommen?«
    »Vielleicht war der Begriff ›Mordserie‹ ein Ansporn. Oder irgendjemand in Palm Beach kennt die richtige Telefonnummer.« Kline klang neidisch.
    »Uns kann es nur recht sein«, meinte Gurney. »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Heute Nachmittag wird Becker eine offizielle Vernehmung durchführen, zu der sich Ballston bereit erklärt hat. Wir sind über Konferenzschaltung dabei. Wir können die Befragung am Computermonitor verfolgen und auch Fragen übermitteln. Ich habe darauf bestanden, dass Sie teilnehmen.«
    »Was ist meine Aufgabe?«
    »Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellen? Beurteilen, wie entgegenkommend er sich verhält? Sie kennen diesen Kotzbrocken doch am besten. Ach, und weil wir gerade von Kotzbrocken reden – hab gehört, jemand ist unbefugt in Ihr Haus eingedrungen.«
    »Stimmt. Auf den ersten Blick ziemlich beunruhigend, aber … wir werden der Sache schon auf den Grund gehen.«
    »Da hat wohl jemand was dagegen, dass Sie an dem Fall arbeiten – sehen Sie das auch so?«
    »Das ist die einzige

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