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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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und Scott hat erst eineinhalb Jahre später begonnen. Ende der Geschichte. Natürlich war es nicht das Ende des Klatschs.« Ihre Augen blitzten trotzig.
    »Klingt für mich wie ein Spiel mit dem Feuer.« Gurneys Kommentar richtete sich eher an sich selbst als an Val Perry.
    Wieder stieß sie ihr verstörendes Lachen aus. »Wenn Jillian die Sache als Spiel mit dem Feuer betrachtet hätte, wäre ihr das nur umso lieber gewesen. Sie hat immer gern mit dem Feuer gespielt.«
    Interessant, dachte Gurney. Interessant war auch das Glitzern in Val Perrys Augen. Vielleicht war Jillian nicht die Einzige, die gern mit dem Feuer spielte.
    »Und Dr. Ashton?«, fragte er sanft.
    »Scott ist die Meinung der Leute völlig egal.« Offenkundig bewunderte sie diese Eigenschaft.
    »Er hat Jillian also einen Heiratsantrag gemacht, als sie achtzehn oder neunzehn war?«
    »Neunzehn. Und sie hat ihm den Antrag gemacht. Er hat angenommen.«
    Während er überlegte, konnte er beobachten, wie ihre merkwürdige Aufregung nachließ. »Er ist also auf ihren Antrag eingegangen. Wie war das für Sie?«
    Zuerst dachte er, dass Sie ihn nicht gehört hatte. Dann antwortete sie mit zaghafter, heiserer Stimme, den Blick abgewandt: »Ich war erleichtert.« Sie starrte das Spargelkraut an, als wäre darin eine passende Erklärung für ihre wechselnden Gefühle zu finden. Während ihrer Unterhaltung war ein leichter Wind aufgekommen, der die Triebe sachte wiegte.
    Er wartete schweigend.
    Sie blinzelte, ihre Kiefermuskeln spannten sich. Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen, träge wie in einem Traum. »Ich war erleichtert, die Verantwortung los zu sein.« Sie öffnete den Mund um fortzufahren, doch dann schloss sie ihn mit einem leichten Kopfschütteln. Eine Geste der Missbilligung, dachte Gurney. Missbilligung ihrer selbst. War das die Wurzel ihres Wunsches nach dem Tod von Hector Flores? Schuldgefühle gegenüber ihrer Tochter?
    Immer schön langsam. Nicht den Kontakt zu den Tatsachen verlieren.
    »Ich wollte nicht …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    »Was halten Sie persönlich von Scott Ashton?« Gurney bemühte sich um einen lebhaften Ton, möglichst weit von ihrer düsteren, zerfahrenen Stimmung entfernt.
    Sofort ging sie darauf ein, als hätte er ihr einen Rettungsring zugeworfen. »Scott Ashton ist klug, ehrgeizig, bestimmt …« Sie hielt inne.
    »Und?«
    »… nach außen hin kühl.«
    »Warum wollte er Ihrer Meinung nach eine Frau heiraten, die …«
    »Sie meinen eine Verrückte wie Jillian?« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht weil sie atemberaubend schön war?«
    Er nickte, obschon nicht überzeugt.
    »Ich weiß, das klingt furchtbar abgedroschen, aber Jillian war etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes.« Sie verlieh dem Wort einen fast reißerischen Nachdruck. »Wussten Sie, dass sie einen IQ von 168 hatte?«
    »Außergewöhnlich.«
    »Ja. Der höchste Wert, den die Teststelle je gemessen hatte. Sie haben sie dreimal geprüft, um ganz sicher zu sein.«
    »Neben allem anderen war Jillian also auch noch ein Genie?«
    »Oh ja, ein Genie.« In ihre Stimme kehrte spröde Munterkeit zurück. »Und natürlich nymphoman. Hatte ich das schon erwähnt?« Sie forschte nach einer Reaktion in seinem Gesicht.
    Er ließ den Blick über die Baumwipfel hinter der Scheune schweifen. »Und Sie wollen nur, dass ich nach Hector Flores suche.«
    »Sie sollen ihn nicht suchen, sondern finden.«
    Gurney hatte eine Schwäche für Rätsel, aber hier trat ihm etwas eher Albtraumhaftes entgegen. Außerdem würde Madeleine nie …
    Meine Güte, kaum hatte er ihren Namen gedacht, tauchte sie auch schon in ihrer bunten Tracht am Rand des Wiesenhangs auf; langsam schob sie das Fahrrad über den zerfurchten Weg.
    Unruhig drehte sich Val Perry um, um seinem Blick zu folgen. »Erwarten Sie jemanden?«
    »Meine Frau.«
    Nichts wurde mehr gesprochen, bis Madeleine zur Terrasse gelangt war. Die Frauen tauschten nichtssagend höfliche Blicke aus. Um den Anschein von Vertraulichkeit zu wahren, stellte Gurney seinen Gast als Bekannte eines Bekannten vor, die ihn um seinen professionellen Rat bitten wollte.
    »Es ist so friedlich hier.« Val Perry betonte jede Silbe, als würde sie die Aussprache eines Fremdworts üben. »Sie lieben es bestimmt.«
    »So ist es.« Madeleine schenkte der Frau ein knappes Lächeln und rollte ihr Fahrrad weiter zum Schuppen.
    »Nun«, sagte Val Perry unsicher, nachdem Madeleine hinter den Rhododendronbüschen am Ende des Gartens

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