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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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einen bitteren Geschmack im Mund zu haben. »Seine erstaunliche Entwicklung vom Gärtner zum Universalgelehrten sollte zum Gegenstand meines nächsten Buches werden – eine Darstellung der Überlegenheit anerzogener über angeborene Eigenschaften.«
    »Und danach«, bemerkte Gurney mit schärferem Sarkasmus als beabsichtigt, »ein zweites Buch unter einem anderen Namen, das die Argumentation des ersten widerlegt?«
    Ashtons Lippen dehnten sich zu einem kalten Zeitlupenlächeln. »Anscheinend hatten Sie wirklich ein äußerst informatives Gespräch mit Marian.«
    »Das erinnert mich an eine andere Frage, die ich Ihnen stellen wollte. Wegen Carl Muller. Ist Ihnen sein emotionaler Zustand bekannt?«
    »Nicht durch beruflichen Kontakt.«
    »Dann vielleicht durch nachbarschaftlichen Kontakt?«
    »Was genau möchten Sie wissen?«
    »Einfach ausgedrückt, wie verrückt er tatsächlich ist.«
    Wieder setzte Ashton sein humorloses Lächeln auf. »Vom Hörensagen würde ich annehmen, dass er voll auf dem Rückzug aus der Realität ist. Vor allem aus der Erwachsenenrealität. Der sexuellen Realität.«
    »Das schließen Sie allein daraus, dass er mit einer Modelleisenbahn spielt?«
    »Bei unangemessenem Verhalten stellt sich immer eine Schlüsselfrage: Gibt es ein Alter, in dem dieses Verhalten angemessen wäre?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das so ganz verstehe.«
    »Für einen präpubertären Jungen erscheint Carls Verhalten angemessen. Das legt den Schluss nahe, dass der Betreffende in einer Art Regression Zuflucht bei der letzten sicheren und glücklichen Zeit seines Lebens sucht. Ich würde sagen, dass sich Carl in eine Zeit zurückgezogen hat, in der Frauen und Sex noch keine Rolle gespielt haben und in der er noch nicht die schmerzhafte Erfahrung machen musste, dass ihn eine Frau betrügt.«
    »Wollen Sie andeuten, dass er von der Affäre seiner Frau mit Flores Wind bekommen und daraufhin den Verstand verloren hat?«
    »Das ist möglich, wenn er vorher schon instabil war. Auf jeden Fall passt es zu seinem aktuellen Verhalten.«
    Völlig unvermutet war am blauen Himmel eine Wolkenbank aufgetaucht und schob sich jetzt allmählich vor die Sonne. Die Temperatur auf der Terrasse fiel um mindestens fünf Grad. Ashton nahm keine Notiz davon. Gurney steckte die Hände in die Taschen.
    »Könnte ihn diese Entdeckung dazu getrieben haben, seine Frau zu töten? Oder Flores zu töten?«
    Ashton legte die Stirn in Falten. »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass Kiki und Hector tot sind?«
    »Nein – abgesehen von der Tatsache, dass beide seit vier Monaten nicht mehr gesehen wurden. Aber es gibt auch keinen Beweis dafür, dass sie noch am Leben sind.«
    Ashton schaute auf seine Uhr, eine matt schimmernde, antike Cartier. »Sie zeichnen hier ein kompliziertes Bild, Detective.«
    Gurney zuckte die Achseln. »Zu kompliziert?«
    »Kann ich nicht beurteilen. Ich bin kein forensischer Psychologe.«
    »Was dann?«
    Ashton blinzelte, offenbar verblüfft. »Pardon?«
    »Ihr Fachgebiet?«
    »Destruktives Sexualverhalten, vor allem sexueller Missbrauch.«
    Nun musste Gurney blinzeln. »Ich dachte, Sie sind der Leiter einer Schule für Problemkinder.«
    »Ja, Mapleshade.«
    »Mapleshade ist für Kinder, die sexuell missbraucht wurden?«
    »Tut mir leid, Detective. Sie schneiden hier ein Thema an, das sich ohne die Gefahr von Missverständnissen nicht kurz abhandeln lässt, und ich habe nicht die Zeit, ausführlich darüber zu reden. Vielleicht ein andermal.« Erneut schielte er auf die Uhr. »Ich habe am Nachmittag zwei Verabredungen, auf die ich mich vorbereiten muss. Haben Sie noch einfachere Fragen?«
    »Zwei. Kann es sein, dass Sie sich getäuscht haben und dass Hector Flores kein Mexikaner war?«
    »Getäuscht?«
    Gurney wartete.
    Ashton wirkte aufgewühlt und rutschte vor zum Stuhlrand. »Ja, es kann sein, dass ich mich da getäuscht habe – wie auch in allem anderen, was ich über ihn gedacht habe. Zweite Frage?«
    »Sagt Ihnen der Name Edward Vallory etwas?«
    »Sie meinen die SMS auf Jillians Handy?«
    »Ja. ›Aus allen Gründen, die ich schrieb. Edward Vallory‹.«
    »Nein. Der Ermittlungsbeamte hat mich auch schon danach gefragt. Der Name war mir unbekannt, und daran hat sich nichts geändert. Wie ich höre, hat die Telefongesellschaft die Nachricht zu Hectors Handy zurückverfolgt.«
    »Aber Sie haben keine Ahnung, warum er den Namen Edward Vallory verwendet hat?«
    »Nein. Entschuldigen Sie mich, Detective, aber ich muss mich auf

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