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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Nachdem er sich viele Jahre beim NYPD auf diese Weise gemeldet hatte, fiel es ihm schwer, diese Gewohnheit abzulegen.
    »Scott Ashton hier. Ich habe Ihre Nachricht bekommen.«
    »Ich wollte wissen … haben Sie Flores ab und zu im Auto mitgenommen?«
    »Gelegentlich. Bei größeren Einkäufen. Zu Baumschulen und Sägewerken und Ähnlichem. Warum?«
    »Ist Ihnen je aufgefallen, dass er die Blicke von Nachbarn gemieden hat? Dass er sein Gesicht verborgen hat oder etwas in der Richtung?«
    »Also … ich weiß nicht. Schwer zu sagen. Er hatte immer so eine krumme Haltung. Und einen Hut mit einer nach unten hängenden Krempe. Sonnenbrille. Möglicherweise eine Art, sich zu verstecken. Oder auch nicht. Woher soll ich das wissen? Ich meine, an Hectors freien Tagen habe ich manchmal auch andere Tagelöhner beschäftigt, die sich vielleicht ähnlich benommen haben. Jedenfalls hab ich nicht darauf geachtet.«
    »Sind Sie mit Flores je bei der Mapleshade Academy gewesen?«
    »Mapleshade? Ja, gar nicht selten. Er hatte mir den Vorschlag gemacht, hinter meinem Büro ein kleines Blumenbeet anzulegen. Später hat er bei anderen Vorhaben seine Hilfe angeboten.«
    »Hatte er Kontakt zu den Schülern?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Gurney.
    »Vielleicht hat er mit einigen Mädchen gesprochen. Ich habe es nicht gesehen, aber möglich wäre es.«
    »Wann war das?«
    »Schon bald nach seiner Ankunft hat er Arbeiten in Mapleshade durchgeführt. Also vor ungefähr drei Jahren, einen Monat hin oder her.«
    »Und wie lang ist das so gegangen?«
    »Seine Fahrten zur Schule? Bis … zum Ende. Hat das irgendeine Bedeutung, die mir nicht klar ist?«
    Gurney ignorierte die Frage und stellte seinerseits eine. »Vor drei Jahren. Zu dieser Zeit war Jillian noch als Schülerin dort, richtig?«
    »Ja, aber … worauf zielen Sie ab?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht so genau. Nur eine Frage noch. Hat Ihnen Jillian je von Leuten erzählt, vor denen sie Angst hatte?«
    Nach langer Stille glaubte Gurney schon fast, dass die Verbindung unterbrochen worden war. Dann antwortete Ashton doch noch. »Jillian hatte vor niemandem Angst. Vielleicht ist ihr genau das zum Verhängnis geworden.«
    Vom Auto aus spähte Gurney durch das Efeuspalier auf den Schauplatz des tragischen Hochzeitsempfangs und versuchte sich einen Reim auf das ungleiche Paar zu machen. Wenn man Ashton glauben konnte, waren sie beide Genies, aber ein hoher IQ war noch kein ausreichendes Motiv für eine Heirat. Gurney erinnerte sich an Vals Aussage, dass ihre Tochter ein ungesundes Interesse an ungesunden Männern hatte. Konnte sich das auch auf Ashton beziehen, der doch wie der Inbegriff rationaler Stabilität wirkte? Wohl kaum. War Ashton ein so ausgeprägter Versorgertyp, dass ihn eine offenkundig gestörte Persönlichkeit wie Jillian anzog? Auch das war ziemlich unwahrscheinlich. Sicher lag sein berufliches Fachgebiet in dieser Richtung, aber ihm waren keine Anzeichen einer übertrieben beschützerischen Haltung anzumerken. Oder war Jillian einfach eine von vielen materialistisch denkenden Frauen, die ihren jungen Körper an den Höchstbietenden verkauften – in diesem Fall also an Ashton? Nichts an der ganzen Sache sprach für diese Einschätzung.
    Also was um alles in der Welt steckte hinter dieser Heirat? Gurney kam zu dem Schluss, dass er es nicht herausfinden würde, wenn er hier in Ashtons stilvoller Einfahrt herumhockte.
    Er setzte zurück und hielt noch einmal kurz, um Val Perrys Nummer einzugeben, dann steuerte er langsam durch die lange, schattige Straße.
    Angenehm überrascht registrierte er, dass sie sich schon nach dem zweiten Klingelton meldete. Ihre Stimme strahlte etwas subtil Erotisches aus, obwohl sie nur »Hallo?« sagte.
    »Dave Gurney hier. Ich wollte Sie kurz informieren, was ich mache und wo ich bin, Mrs Perry.«
    »Bitte nennen Sie mich Val.«
    »Val, natürlich. Entschuldigung. Haben Sie zwei Minuten Zeit?«
    »Wenn Sie Fortschritte erzielen, habe ich so viel Zeit, wie Sie wollen.«
    »Wie viele Fortschritte ich mache, weiß ich nicht, aber ich wollte kurz mit Ihnen abklären, was mir im Moment so durch den Kopf geht. Ich glaube nicht, dass die Ankunft von Hector Flores vor drei Jahren in Tambury ein Zufall war und dass sein Verbrechen an Ihrer Tochter einer plötzlichen Entscheidung entsprungen ist. Ich möchte wetten, dass er nicht Flores heißt, und ich bezweifle auch, dass er Mexikaner ist. Jedenfalls hatte er wohl

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