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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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verstanden hätte, welches die beiden Gänse gesprochen hatten, hätte das den armen alten Dickensens, die in ihrem brennenden Haus in der Falle saßen, auch nicht viel genützt. Charlotte Thackery war weniger als ein Jahr alt, und obwohl sie ein breites Sortiment aufregender Laute machte, von »guu« bis »gaa«, sowie sicherheitshalber gelegentlich ein kleines »gack«, verstanden ihre sie abgöttisch liebenden Eltern von dem, was sie sagte, kein einziges Wort.
    Glücklicherweise für Eddies Eltern jedoch war Hilfe nah. Jene meiner Leser, deren Erinnerung ganz weit, bis auf die Seite 12, zurückreicht, werden sich des Schranks unter der Treppe des Dickens’schen Haushalts entsinnen, der von der Laberliese bewohnt wurde.

    Die Laberliese war ein Zimmermädchen, das den achtwöchigen Bettenmachlehrgang nicht bestanden hatte und nun ein Leben in Schande und Dunkelheit führte. Nie kam sie aus ihrem Versteck treppunter hervor. Nahrung schob man ihr durch den Spalt zwischen
Schranktür und Schrankboden zu, und wenn du wirklich wissen willst, wie sie sich gewaschen hat und aufs Klo ging, werde ich dir ein sehr detailliertes und kompliziertes Schaubild zeichnen müssen, welches dich eine schöne Stange Geld kosten wird.
    Die einzige andere Person im Hause - von Eddies Eltern natürlich abgesehen - war Dawkins, der Hausbesorger des Hauses, der in einem Korb (mit ganz vielen Papiertaschentüchern) in der Küche lebte. Er wurde ebenfalls bereits erwähnt, aber ich erinnere mich nicht, wann er zum ersten Mal in Erscheinung trat. Woran ich mich dagegen sehr gut erinnere, ist, dass die Dickensens sich oft nicht an Dawkins’ Namen erinnerten und ihn manchmal »Daphne« nannten.
    Zu Dawkins’ Pflichten gehörte es, die Laberliese zu füttern. Er ging gerade durch den Flur, auf dem Weg zum Schrank unter der Treppe, als er bemerkte, dass das gesamte Obergeschoss des Hauses in Flammen stand.
    Ohne auch nur einen Augenblick lang an seine eigene persönliche Sicherheit zu denken, wusste Dawkins genau, was er zu tun hatte. Er wetzte zurück in die Küche und rettete seine Papiertaschentücher aus seinem Korb.
    Er schnappte sich zwei Arme voll Papier, rannte damit hinaus und legte es neben einen Baum (mit einem halben Ziegelstein beschwert). Befriedigt, weil er wieder ordentlich was erledigt hatte, fand er es geraten, ins Haus zurückzugehen, um zu sehen, ob die Laberliese oder seine Herrschaft irgend Hilfe brauchten.
    »Hilfe!«, schrie Mr Dickens im Obergeschoss.
    »Hilfe!«, schrie Mrs Dickens im Obergeschoss.
    »Sprechen Sie mit mir?«, rief Dawkins.
    »Bipp weeb schbrecheb Wie ba, Bawkimf?«, fragte Mrs
Dickens, die sich gerade eine weitere Hand voll von Dr. Keks’ patentierten Antipanikpillen in den Mund gestopft hatte.
    Dawkins war wohl damit vertraut, dass seine Herrin mit vollem Munde sprach, und übersetzte sich ihre letzte Verlautbarung wie folgt: »Mit wem sprechen Sie da, Dawkins?«
    »Mit Ihnen und dem gnädigen Herrn!«, rief er und hustete dann, weil eine Rauchwolke treppab gewogt kam.
    »Nun, in der Tat rufen wir jeden, der uns hören kann, um Hilfe, und das schließt Sie ja wohl eindeutig ein, Daphne«, schrie Mr Dickens. »Wenn Sie uns nicht eher früher als später helfen können, bedeutet das, dass meine Gattin und ich noch vor dem Schluss von Folge 7 zu Tode kommen werden.«
    »Vor dem Schluss von was, Sir?«, rief der Hausbesorger des Hauses, der keine Ahnung hatte, dass er in einer Geschichte vorkam.
    »Schon gut, Dawkins«, jaulte Eddie Dickens’ Mutter (an deren Aussprache du schon merkst, dass sie ihre Pillen heruntergeschluckt hatte). »Retten Sie uns doch einfach.«
    Das fand Dawkins eine hervorragende Idee - wenn ihm nur etwas eingefallen wäre, wie man sie retten konnte. In Höhe seiner Fußknöchel hörte er etwas Gelaber, blickte zu Boden und sah die Laberliese. Nun war es nicht so, dass sie so klein gewesen wäre, dass sie ihm nur bis an die Fußknöchel reichte; so was wäre lachhaft. Es war nur so, dass sie - von Eddie abgesehen - so ziemlich der vernünftigste Mensch war, auf den wir bisher in diesem Abenteuer gestoßen sind. Sie wusste, dass heiße Luft (und dazu gehört auch Rauch) nach oben zieht, weshalb es das Beste ist, wenn man nicht ersticken will, sich mit einem nassen Waschlappen über dem Gesicht auf den Boden zu legen.
    Die Laberliese lag auf dem Boden, aber sie hatte keinen Waschlappen und verwendete stattdessen eine Strickleiter.

    In all den Jahren, die sie im Schrank unter der

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