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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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schwindlig, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte. Einmal, als er auf einem Stuhl gestanden hatte, um an ein Buch in einem hohen Regal zu kommen, musste ihn eine Mannschaft durchreisender Philosophen beruhigen, welche die Feuerwehr herangekarrt hatte. Eins der wenigen Dinge, vor denen Mr Dickens noch mehr Angst hatte als Höhen, war jedoch Feuer - also war er schneller aus dem Fenster und außen am Haus hinuntergeklettert,
als man »Barbara saß nah am Abhang« sagen kann, wobei ich allerdings schon immer fand, dass es eher seltsam ist, wenn jemand »Barbara saß nah am Abhang« sagt, es sei denn, Barbara hätte nah am Abhang gesessen.
    Das Resultat war, dass sowohl Mr als auch Mrs Dickens sich aus der Feuersbrunst gerettet hatten, die als direktes Resultat von Dr. Keks’ Behandlung ausgebrochen war. Leider hatte Dawkins (gelegentlich auch unter dem Namen Daphne bekannt) weniger Glück. Nachdem er versucht hatte, seinem Herrn und seiner Herrin einen Imbiss mit Eiern und Speck zu servieren, den er als Resultat eines echten Missverständnisses zubereitet hatte, vertrieben ihn die Flammen aus dem Haus, und er musste sich in den Garten zurückziehen. Dort stellte er fest, dass seine Papiertaschentücher durch Funkenflug Feuer gefangen hatten und nur noch ein ganz kleines Häufchen Asche waren. Bei diesem traurigen Anblick brach er in Tränen aus.

    Die Laberliese hatte ebenfalls Pech. Die Resultate all jener Jahre, die sie Tag für Tag elf Stunden und sechsunddreißig Minuten lang mit Stricken verbracht hatte, waren zerstört -, bis auf die obere linke Ecke eines Eierwärmers, die sie bis an ihr Lebensende an einer Schnur um den Hals tragen sollte.
    »Wir sind am Leben!«, sagte Mrs Dickens.
    »Dank deinem Plan, meine Liebste«, sagte Mr Dickens.
    »Kein Dank jedoch gebührt Dr. Keks!«, sagte Mrs Dickens, die zum allerersten Mal seit Beginn der Behandlung Zweifel an Dr. Keks zu hegen begann.
    Eddies Vater wollte gerade Eddies Mutter zustimmen, als er bemerkte, dass irgendetwas an ihr anders war. Zuerst dachte er, es müsse am schwarzen Ruß liegen, mit dem ihr Gesicht voll geschmiert war, aber nachdem er ihn ihr mit dem feuchten Laken, das am Ende des »Seils« baumelte, abgewischt hatte, wurde ihm klar, was es war.
    »Du bist ja gar nicht mehr gelb!«, keuchte er.
    Mrs Dickens ergriff Mr Dickens links und rechts am Kopf und betastete ihn. »Und du bist nicht mehr wellig an den Rändern!«, sagte sie verblüfft.

    Dann schnüffelten sie. Die Luft roch nach brennendem Haus und Mobiliar.
    »Und wir riechen nicht mehr nach alten Wärmflaschen!«, schrien sie wie aus einem Munde.
    »Wir sind geheilt!«, sagte Mr Dickens, nahm sie bei der Hand und die zwei vollführten einen kleinen Rundtanz.
    »Dr. Keks ist ja so ein Genie!«, verkündete Mrs Dickens. »Wie Leid es mir tut, dass ich Zweifel an ihm gehegt habe.«
    In diesem Augenblick erklang ein schreckliches Stöhnen, ihr Haus stürzte ein und war nur noch ein Haufen Backsteine und Balken und sah eher aus wie ein riesenhaftes Freudenfeuer als wie sonst was.
    »Das muss gefeiert werden!«, sagte Mrs Dickens. »Überleg doch mal, jetzt, da wir geheilt sind, braucht Simon nicht mehr in Schlimmes Ende zu bleiben.«
    »Du meinst Jonathan«, sagte ihr Gatte, obwohl sie beide Eddie meinten. Du erinnerst dich vielleicht, dass beide so ihre Schwierigkeiten hatten, wenn es galt, sich an den Namen ihres Sohnes zu erinnern.
    »Wir werden deinem Wahnsinnigen Onkel Jack eine Nachricht zukommen lassen, dass er ihn zurück nach Hause bringt!«, lächelte Mrs Dickens.
    Weder sie noch Mr Dickens konnten ahnen, dass ihr teurer, geliebter Sohn nie in Schlimmes Ende angekommen war, sondern im Sankt-Fürchterlich-Heim für dankbare Waisen schmachtete.
    Du weißt zwar nicht so richtig, was »schmachten« bedeutet, und ich weiß auch nicht so richtig, was »schmachten« bedeutet, aber es ist genau das, was man in Büchern in Gefängniszellen oder Waisenhäusern macht…, und dies ist ein Buch und der arme alte Eddie ist in einem Waisenhaus, also
muss er »schmachten«. Das ist nun mal leider der Lauf der Welt.
    Es gab ein Buch in Eddies Zelle - Entschuldigung, in Eddies Zimmer - im Waisenhaus. Vorne auf dem Buch standen in großen goldenen Lettern die drei Wörter »DIE«, »HEILIGE« und »SCHRIFT«, was sich, wenn man es zusammenfügt, so liest: »SCHRIFT HEILIGE DIE«. Wenn man es in der richtigen Reihenfolge zusammenfügt, was ich sowieso gleich hätte tun sollen, heißt es »DIE HEILIGE

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