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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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würde.
    Nein, das Wichtige ist, dass ich nirgends in der Geschichte »unterdessen« gesagt und mich mit der Handlung von Eddie ab- und woandershin gewandt habe.
    Es ist absolut in Ordnung, wenn man das in einem Buch macht. Dagegen lässt sich überhaupt nichts sagen. Es gibt einige wirklich gute Geschichten, in denen der Autor »unterdessen« sagt und mit der Handlung woanders weitermacht…, aber was ein guter Geschichtenerzähler nicht macht, ist, dass er plötzlich den Blickwinkel ändert.
    Nachdem er die ganze Zeit nicht »unterdessen« gesagt und mit der Handlung woandershin gezogen ist, darf er nicht urplötzlich »unterdessen« sagen und mit der Handlung ganz woanders weitermachen …
    Unterdessen, in Eddies Elternhaus, waren Eddies Eltern in Panik ausgebrochen. Der Grund dafür, dass die Dickensens in Panik ausgebrochen waren, war in dem Umstand zu suchen, dass ihr Haus in Flammen stand.
    Nichts kann einem den Nachmittag so verderben, wie wenn Flammen aus sämtlichen Fenstern im Obergeschoss züngeln
und an den Fensterrahmen lecken. Dies war das direkte Ergebnis der neuesten Entwicklung in Dr. Keks’ Behandlung ihres schrecklichen Gebrechens: noch wärmere Wärmflaschen.
    Die Dickensens durften nur dreimal am Tag aufstehen. Sie mussten spezielle Eiswürfel lutschen und sich mit Stapeln von Wärmflaschen im Bett einmummeln. Wenn dies nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte, so lag das daran, entschied der Hausarzt, dass die Wärmflaschen schlicht nicht warm genug waren.
    Dies löste er, indem er sich speziell für sie ein neues System ausdachte. Dies System sollte die Wärmflaschen erwärmen, während sie bereits (oder noch) mit den Patienten im Bett lagen, und Mr und Mrs Dickens waren die beiden ersten Menschen, an denen er es ausprobierte. Wie sich herausstellen sollte, waren sie die einzigen Menschen, an denen er das System ausprobierte, weil er (zu Recht) annahm, dass es sich nicht übermäßig günstig auf das Vertrauensverhältnis zwischen dem Arzt und seinen Patienten auswirkt, wenn ein Mediziner jene, die sich in seine Fürsorge begeben haben, in Brand setzt.
    (Ich sage »dem Arzt« und » seinen Patienten«, weil es damals noch keine Ärztinnen gab. Sie waren noch nicht erlaubt. Es hatte etwas mit dem Glauben der Vereinigung medizinischer Experten mit gewaltigen Bärten [VmEmgB] zu tun, dass Frauenhaar sich irgendwie mit dem Stethoskop verheddert, wenn eine Ärztin versuchen sollte, sich Herzschläge anzuhören. Das war ein ziemlich fadenscheiniger Vorwand, aber der Vorstand der VmEmgB hatte wirklich sehr eindrucksvolle Bärte, weshalb sich niemand mit ihm anlegen wollte.)
    Egal, zurück zu Dr. Keks und seinem Wärmflaschenaufwärmsystem. Bei sich zu Hause hatte der Arzt ein spezielles
Tablett auf der Anrichte in seinem Esszimmer, welches so konstruiert war, dass es Speisen warm halten konnte. Unter dem Tablett waren drei Brenner mit flüssigem Paraffin und verstellbaren Dochten, um die Flammen größer oder kleiner machen zu können. Er nahm diese Brenner mit zu den Dickensens nach Hause und stellte sie unter ein Bett.
    Der Zweck war, dass die Flammen sanft die Matratze erwärmten, die wiederum die Wärmflaschen sanft erwärmte, die wiederum Eddies Eltern sanft erwärmten. Das war der Zweck. Als der Arzt seinen ersten »Testlauf« mit dem Bett in Eddies Zimmer durchführte (weil Eddie ja auf dem Weg nach Schlimmes Ende war und sein Bett gerade nicht brauchte), ging Eddies Bett in Flammen auf.
    Glücklicherweise (für ihn) hatte der Arzt gerade eine Wärmflasche in der Hand. Er riss den Proppen raus, goss den Inhalt auf die Matratze und erstickte die auszubrechen drohende Feuersbrunst im Keim (wodurch man mit fünfzig Buchstaben das ausdrücken kann, was man, wenn man »löschte die Flammen« sagt, auch mit siebzehn geschafft hätte).
    Eddies Eltern konnten den Brand riechen, sie konnten aber keine Ermittlungen anstellen, weil sie an dem Tag bereits dreimal aufgestanden waren - einmal, um beim Kleinen Gutshof gegen die Thackerys mit dem Schwert zu fechten; einmal, um mit der Familie Trollope, die auf einem See in der Nähe ein Hausboot gemietet hatte, Haie fischen zu gehen; und einmal, um einen alten Schuh nach einer Katze zu werfen, die auf dem Komposthaufen mauzte - und wussten, dass sie im Bett zu bleiben hatten. Dr. Keks wäre sehr böse mit ihnen, wenn sie ein viertes Mal aufständen, und wäre vielleicht nicht mehr bereit, sich von ihnen jede Menge Geld zahlen zu lassen, um die

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