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Schloss aus Glas

Schloss aus Glas

Titel: Schloss aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Walls
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Feigenkakteen und keinen labberigen Eisbergsalat.«
    »Stimmt genau«, sagte Mom dann. »Außerdem haben Feigenkakteen sowieso mehr Vitamine.«
    Das Leben in der großen Stadt Blythe bedeutete, dass ich Schuhe tragen musste. Und es bedeutete, dass ich in die Schule musste.
    Die Schule war nicht schlimm. Ich ging in die erste Klasse, und meine Lehrerin, Miss Cook, nahm mich beim Lesen immer dran, wenn die Schulleiterin in die Klasse kam. Die anderen Schüler mochten mich aber nicht besonders, weil ich so groß und blass und mager war und weil ich immer zu schnell den Finger hob und wie wild in der Luft herumfuchtelte, wenn Miss Cook eine Frage stellte. Als ich schon einige Tage zur Schule gegangen war, folgten mir vier mexikanische Mädchen auf dem Heimweg und überfielen mich in einer kleinen Gasse nicht weit von den LBJ Apartments. Sie verprügelten mich, zerrten mir an den Haaren, zerrissen mir die Kleidung und beschimpften mich als Streberin und Bohnenstange.
    Als ich anschließend mit aufgeschürften Knien un J Ellbogen und einer geplatzten Lippe nach Hause kam, sagte Dad: »Sieht ganz danach aus, als hättest du dich geprügelt.« Er saß am Tisch und nahm mit Brian einen alten Wecker auseinander.
    »Bloß eine kleine Rangelei«, sagte ich. Das Wort benutzte Dad immer, wenn er eine Schlägerei gehabt hatte.
    »Wie viele waren es?«
    »Sechs«, log ich.
    »Und deine aufgeplatzte Lippe ist auch nicht zu schlimm?«, fragte er.
    »Der kleine Kratzer?«, sagte ich. »Du hättest sehen sollen, was ich mit denen gemacht habe.«
    »Braves Mädchen!«, sagte Dad und widmete sich wieder dem Wecker, aber Brian sah immer wieder zu mir herüber.
    Als ich am nächsten Tag durch die kleine Gasse kam, lauerten mir die mexikanischen Mädchen schon auf. Bevor sie angreifen konnten, sprang Brian hinter einem Gebüsch hervor und schwenkte einen dicken Ast. Brian war kleiner als ich und genauso mager. Er hatte Sommersprossen auf der Nase und rotblondes Haar, das ihm in die Augen fiel. Er trug meine abgelegte Hose, die ich schon von Lori geerbt und dann an ihn weitergegeben hatte, und sie rutschte ihm dauernd über den knochigen Hintern.
    »Verzieht euch einfach, dann kommt ihr auch auf zwei Beinen und Armen nach Hause«, sagte Brian. Das war noch so ein Spruch von Dad.
    Die mexikanischen Mädchen starrten ihn einen Augenblick an, ehe sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Dann umzingelten sie ihn. Brian konnte sie ziemlich gut abwehren, bis der Ast zerbrach. Sofort prasselte ein Hagel von Schlägen und Tritten auf ihn ein. Ich packte den größten Stein, den ich finden konnte, und schlug einem der Mädchen damit auf den Kopf. Ich spürte den Aufprall durch den ganzen Arm und dachte schon, ich hätte ihr den Schädel eingeschlagen. Sie sank auf die Knie. Eine von ihren Freundinnen stieß mich zu Boden und trat mir ins Gesicht, dann rannten sie weg, und das Mädchen, das ich geschlagen hatte, taumelte hinterdrein und hielt sich den Kopf.
    Brian und ich setzten uns auf. Sein Gesicht war voller Sand. Ich konnte bloß seine blauen Augen sehen, die daraus hervorspähten, und ein paar Stellen, wo Blut durchsickerte. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber das wäre zu peinlich gewesen. Brian stand auf und machte mir ein Zeichen mitzukommen. Wir kletterten durch ein Loch im Drahtzaun, das er am Morgen entdeckt hatte, und rannten auf das Feld mit Eisbergsalat gleich neben unserem Mietshaus. Ich folgte ihm durch die Reihen mit großen grünen Blättern, und schließlich ließen wir uns nieder, um uns den Bauch voll zu schlagen, wir drückten die Gesichter in die großen feuchten Salatköpfe und aßen, bis wir Bauchschmerzen kriegten.
    »Denen haben wir ganz schön Angst eingejagt«, sagte ich zu Brian.
    »Scheint so«, sagte er.
    Er war kein Angeber, aber ich merkte, dass er mächtig stolz war, weil er es mit vier größeren, stärkeren Kindern aufgenommen hatte, auch wenn sie Mädchen waren.
    »Salatkrieg!«, schrie Brian. Er schleuderte einen halb aufgegessenen Kopf in meine Richtung, als wäre er eine Handgranate. Wir liefen durch die Reihen, rupften Köpfe aus und bewarfen uns damit. Ein Schädlingsbekämpfungsflugzeug flog über uns hinweg. Wir winkten, als es über dem Feld eine Schleife flog. Eine Wolke sprühte hinten aus dem Flugzeug heraus, und feines weißes Pulver besprenkelte unsere Köpfe.
    Zwei Monate nach unserer Ankunft in Blythe, als Mom sagte, sie sei jetzt im zwölften Monat, kam sie endlich nieder. Sie war zwei Tage im

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