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Schloss aus Glas

Schloss aus Glas

Titel: Schloss aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Walls
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Rühren benutzt hatte, nach dem Feuer.
    Mom rannte hinaus und kam mit einer von den Armeedecken zurück, die ich nicht ausstehen konnte, weil die Wolle so kratzte. Sie warf die Decke um mich und erstickte die Flammen. Dad war mit dem Auto unterwegs, deshalb packte Mom mich und meinen Bruder Brian und lief zu dem Wohnwagen nebenan. Die Frau, die dort wohnte, hängte gerade Wäsche auf. Sie hatte Wäscheklammern im Mund. Mom erklärte ihr mit unnatürlich ruhiger Stimme, was passiert war, und fragte, ob sie uns bitte zum Krankenhaus fahren könnte. Die Frau ließ ihre Wäscheklammern und die Wäsche an Ort und Stelle auf den Boden fallen und rannte wortlos zu ihrem Auto.
    In der Notaufnahme wurde ich auf eine Trage gelegt. Die Krankenschwestern sprachen in lautem, besorgtem Flüsterton, während sie mit einer glänzenden Schere alles abschnitten, was von meinem schönen rosa Kleid noch übrig geblieben war. Dann hoben sie mich hoch, legten mich auf ein großes Metallbett voller Eiswürfel und verteilten auch noch Eis über meinen Körper. Ein Arzt mit silberweißem Haar und schwarzer Brille führte meine Mutter aus dem Zimmer, und als sie hinausgingen, hörte ich ihn sagen, dass es sehr ernst sei. Die Krankenschwestern blieben da und kümmerten sich weiter um mich. Ich merkte, dass ich alle in Aufregung versetzt hatte, und war ganz still. Eine von ihnen drückte mir die Hand und sagte, ich würde wieder gesund werden.
    »Ich weiß«, sagte ich, »aber wenn nicht, ist das auch okay.«
    Die Schwester drückte mir noch einmal die Hand und biss sich auf die Unterlippe.
    Das Zimmer war klein und weiß, mit hellen Lampen und Metallschränken. Ich starrte eine Zeit lang auf die Reihen winziger Punkte in den Deckenpaneelen. Eiswürfel waren über meinen Bauch und den Brustkorb verteilt und drückten gegen meine Wangen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie eine kleine, schmutzige Hand dicht neben meinem Gesicht nach oben griff und eine Hand voll Eiswürfel nahm. Ich hörte ein lautes, knirschendes Geräusch und blickte nach unten. Mein Bruder Brian kaute Eis.
    Die Ärzte sagten, ich hätte großes Glück gehabt. Sie nahmen Hautteile aus meinem Oberschenkel und pflanzten sie auf die am schlimmsten verbrannten Stellen an Bauch und Brustkorb. Sie sagten, dass nenne man Hauttransplantation. Als sie fertig waren, bandagierten sie die gesamte rechte Seite meines Körpers.
    »Kuck mal, ich bin eine Halbmumie«, sagte ich zu einer der Schwestern. Sie lächelte und schob meinen rechten Arm in eine Schlinge, die sie am Kopfende des Bettes befestigte, sodass ich ihn nicht mehr bewegen konnte.
    Die Schwestern und Ärzte stellten mir viele Fragen. Wie hatte ich mich verbrannt? Haben deine Eltern dir schon mal wehgetan? Woher hast du die vielen Prellungen und Schürfwunden? Meine Eltern tun mir nie weh, sagte ich. Die Schürfwunden und Prellungen hatte ich vom Draußen-Spielen und die Verbrennungen vom Hot-Dogs-Kochen. Sie fragten, wieso ich mit nur drei Jahren schon allein Hot Dogs kochte. Weil es leicht war, sagte ich. Du tust einfach die Hot Dogs ins Wasser und kochst sie. Ohne eins von den komplizierten Rezepten, die man erst verstand, wenn man schon in die Schule ging. Wenn der Topf voll Wasser war, konnte ich ihn nicht mehr heben, erklärte ich ihnen, deshalb schob ich einen Stuhl ans Waschbecken, stieg drauf und füllte ein Glas Wasser, dann stieg ich auf einen Stuhl am Herd und goss das Wasser in den Topf. Das tat ich so lange, bis genug Wasser im Topf war. Dann machte ich den Herd an, und wenn das Wasser kochte, warf ich die Hot Dogs rein. »Mom sagt, ich bin schon reif für mein Alter«, erzählte ich ihnen, »und sie lässt mich oft allein kochen.«
    Zwei Schwestern tauschten Blicke, und eine von ihnen schrieb irgendwas auf ein Klemmbrett. Ich fragte, was denn los sei. Nichts, sagten sie, nichts.
    Alle zwei Tage wechselten die Schwestern den Verband. Der alte Verband, der verklebt und voll mit Blut und gelbem Zeugs und kleinen Stückchen verbrannter Haut war, wurde entfernt. Dann kam ein neuer Verband, ein breiter Gazestreifen, auf die Verbrennungen. Nachts strich ich mit der linken Hand über die raue, verschorfte Oberfläche der Haut, die nicht von dem Verband bedeckt war. Manchmal pulte ich den Schorf ab. Die Schwestern hatten mir das verboten, aber ich konnte nicht anders, ganz langsam zog ich möglichst große Stücke Schorf ab, und wenn ich dann mehrere abhatte, tat ich so, als würden sie sich mit Piepsstimmchen

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