Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
Vom Netzwerk:
merklich entspannten. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich so schnell nachgab – und natürlich hatte ich das auch nicht vor.
    »Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?« Misstrauisch beäugte er mich.
    »Dass du in meiner Nähe bleibst.«
    »Wenn du nur dann Vernunft annimmst, bleibt mir wohl keine andere Wahl, als deiner Forderung nachzukommen.«
    Ich aß nur wenig zum Abendbrot. Selbst Christophers Gegenwart konnte die Übelkeit nicht vertreiben, die sich durch die eisige Umklammerung verstärkte. Mehrmals musste ich mein Gesicht abwenden, wenn eine Schmerzwelle mich überrannte, damit Christopher mir nicht in die Augen sehen konnte.
    Er schwieg, doch sein Blick flehte förmlich, dass ich mich ihm anvertraute. Ich sah jedoch keinen Sinn darin, ihn in das böse Spiel der Totenwächterin mit einzubeziehen. Sein erschreckender Anblick, als er ihr bei den Steingräbern gegenüberstand, war mir im Gedächtnis geblieben – seine jadegrünen Augen und die riesigen Flügel, die wütend in der Dunkelheit aufblitzten. Hätte ich ihn eingeweiht, hätte ich seinen und den Zorn der Totenwächterin geschürt. Wenn ich es allein durchstand, würde nicht nur sie erkennen, dass ich stärker war als vermutet. Also schwieg auch ich, was mir zunehmend schwerfiel.
    Am Abend weigerte ich mich, Christopher zum Schloss zurückzubegleiten. »Ich bin noch nicht müde und bleib noch ein wenig am See.«
    »Obwohl dir beinahe die Augen zufallen?! Lynn, kannst du mir nicht endlich sagen, was dich zu zerreißen droht?« Die Qual, die in Christophers Augen lag, kam meiner ziemlich nahe.
    »Drei Tage, du hast es versprochen! Es sind nur noch ein paar Stunden bis zum Morgengrauen.«
    »Warum? Was willst du dir beweisen?«
    Eine frostige Welle flutete mein Herz, breitete sich in mir aus und hinderte mich am Atmen. Christopher war sofort bei mir.
    »Lynn, bitte!« Als ich ihn abwehrte, verfärbten sich seine Augen für einen kurzen Moment. »Lass mich dich zu Coelestin bringen, wenn du dich mir schon nicht anvertrauen möchtest.« Es lag Bitterkeit in seiner Stimme, die nicht weniger schmerzte als die eisige Attacke der Totenwächterin.
    »Nein. Du hast versprochen, nicht einzugreifen.«
    »Dann wenigstens auf dein Zimmer. Du kannst nicht die ganze Nacht hier draußen in der Kälte bleiben. Du siehst jetzt schon aus wie erfroren.«
    Seine Antwort erschreckte mich. Ich hatte darauf gehofft, meine Empfindungen besser vor ihm verbergen zu können.
    »Das liegt am Mondlicht. Aber wenn dir kalt ist, solltest du lieber reingehen.«
    »Ich wusste, dass du ein Dickkopf bist«, seufzte Christopher. »Aber so schnell wirst du mich nicht los. Und sobald die Sonne aufgeht, erwarte ich eine Erklärung von dir.«
    An die Steinmauer gelehnt, saßen wir aneinandergekuschelt und beobachteten, wie der Mond seine glitzernden Spuren auf dem See hinterließ. Christopher hielt mich die ganze Nacht in seinen Armen. Trotz seiner Nähe konnte ich die Eiseskälte nicht mehr zurückdrängen. Beharrlich schob sie sich voran, breitete sich aus wie feuchte Nachtluft und überzog mein Innerstes mit einer frostigen Schicht.
    Ich kämpfte dagegen an, klammerte mich an Christophers Wärme, aber die Dunkelheit war mächtig. Sie riss mich hinab in ihren eisigen Strudel und verstrickte mich in unbarmherzige Träume.
    Christopher hob mich auf seine Arme und trug mich fort. Ich erwachte.
    »Was hast du vor?«
    »Ich bringe dich zu Coelestin!«
    »Nein! Lass mich runter! Ich schaff das auch so.«
    »Dann schließ mich nicht länger aus!«
    »Kannst du nicht abwarten? Hat man dich denn keine Geduld gelehrt?« Es war die falsche Frage. Christophers Augen blitzten jadegrün.
    »Doch! Und gerade deshalb ist es jetzt Zeit, Coelestin um Hilfe zu bitten.«
    Ich wehrte mich gegen seinen Klammergriff und drängte ihn,anzuhalten. »Du hast mir das Versprechen gegeben, nichts zu unternehmen.«
    Erbost funkelte Christopher mich an. »Du verschweigst es mir, weil du befürchtest, ich könnte die Kontrolle verlieren?«
    Seine Verärgerung verstärkte die Kälte in mir. Ich presste die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Christopher setzte sich wieder in Bewegung, und ich war in diesem Moment zu schwach, um ihn aufzuhalten.
    »Bitte, es ist nicht so, wie du denkst«, erklärte ich, als der Schmerz ein wenig nachließ.
    »Dann erzähl mir endlich die Wahrheit!«
    Ich nickte, und er setzte mich auf einer der steinernen Bänke bei der Wiese hinter dem Schloss ab. Die Kälte

Weitere Kostenlose Bücher