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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Was wiederum zur Folge hätte, dass Christopher ihr einen Besuch abstattete.
    »Dann mit Paul – oder Susan?« Christopher wurde nachdenklich. Meinen Eifersuchtsanfall hatte er wohl noch nicht vergessen. »Lynn, was auch immer es ist, ich werde zu dir halten.«
    Er würde nicht lockerlassen. Anscheinend blieb mir nichts anderes übrig, als ihn hinzuhalten.
    »Gib mir drei Tage Zeit.«
    »Drei Tage? Wie meinst du das?«
    »Gib mir drei Tage und versprich mir, so lange abzuwarten und nicht nachzufragen. Wenn du das durchhältst, werde ich dir alles erzählen.« Dann hätte sich die Drohung der Totenwächterin in nichts aufgelöst. »Schließlich wolltest du doch, dass ich lerne, mich zu behaupten. Und wenn du dich immer schützend vor mich stellst, wenn mich jemand blöd anschaut, werde ich das nie lernen.«
    »Zwei Tage!«
    »Keine Chance. Ich lasse nicht mit mir handeln!« Meine Stimme war schärfer als beabsichtigt, und ich hatte Christopher unbewusst von mir geschoben.
    Er lenkte ein. »Gut, dann an unserem freien Tag. Bis dahin werde ich dich nicht aus den Augen lassen.«
    »Das hoffe ich doch«, neckte ich ihn und zerzauste seine goldblonden Locken.
    Heilmittelkunde war schrecklich. Nach einer halben Stunde verließ ich fluchtartig den Raum und stürmte zur nächstgelegenen Toilette. Das Kräutersäckchen wirkte nicht – wie auch, wenn ich kaum geschlafen hatte.
    Mein Magen rebellierte, nachdem Ernesta die Überreste einer Schlange in eines ihrer Ölfeuer geworfen hatte. So verbrachte ich den Rest des Unterrichts zusammengekrümmt auf dem Boden des alten Waschraums und kämpfte gegen den Brechreiz.
    Obwohl mir noch immer speiübel war, schleppte ich mich zuArons Bogentraining – nicht dass er auf falsche Gedanken kam und mich zur Totenwächterin schleppte, um mich zu erlösen . Mit gestrafften Schultern und einem Lächeln auf dem Gesicht betrat ich die Wiese mit den Strohscheiben.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, begrüßte mich Susan. »Du siehst aus, als hättest du einen Stock verschluckt und würdest dich darüber auch noch freuen.«
    Ich lockerte meine steife Haltung und erstickte jede weitere Erwiderung im Keim, indem ich auf Susans wunden Punkt zielte.
    »Ist es verboten zu lächeln, nur weil du deinen Tod nicht so gut verkraftest?«
    Susan zuckte gequält zusammen. Ihre Reaktion traf mich. Ich verdrängte das ungute Gefühl, sie verletzt zu haben, und wählte eine weit entfernt von ihr stehende Scheibe.
    »Das hast du fein gemacht!«, beglückwünschte mich Aron, der unser Gespräch mit angehört hatte. »Schutz bieten ist unser Motto und nicht Salz in offene Wunden streuen. Aber wie solltest du davon etwas verstehen?« Mit einem verächtlichen Seitenblick strafte er meine Tat. »Und, hast du wenigstens den Mut besessen, Christopher zu informieren?«
    »Das geht dich nichts an!«, zischte ich.
    »Also nicht. Das macht nichts, er wird es auch so bald merken.« Aron zuckte die Schultern, ging weiter und widmete sich einem anderen Schüler.
    Ich atmete tief ein und aus. Die Übelkeit war wieder da. Trotzdem entschied ich, den Unterricht durchzustehen, und schoss meine Pfeile – einen nach dem anderen. Es half. Die Konzentration auf das Ziel vertrieb meine unkontrollierten Gedanken an Christopher, die Wächterin und ihre Prophezeiung – kurzfristig zumindest.
    Eine heiße Spitze durchdrang meine Haut und bohrte sich durch meine Brust. Loderndes Feuer breitete sich aus. DerSchmerz raubte mir den Atem. Er fraß sich schnell und unerbittlich in mich hinein und bereitete der nachfolgenden Kälte ihren Weg.
    Meine Beine knickten unter mir weg, und ich stürzte zu Boden. Während ich fiel, sah ich Aron mit angelegter Armbrust. Sein kriegerischer Anblick brannte sich in mein Gedächtnis. Wie konnte ich so dumm sein und ihm jemals vertrauen?
    Das Feuer erreichte meinen Verstand, griff nach meinem Körper und meinem Geist. Das Einzige, wozu ich noch fähig war, war fühlen: den Schmerz, das Feuer – und die Kälte. Als sie folgte, gab ich auf. Erlag der unerträglichen Qual und flüchtete mich in eine rettende Ohnmacht.
    »Lynn, bitte! Komm zurück!« Wie ein wärmender Sonnenstrahl vertrieb Christopher die Kälte und den Schmerz in mir.
    Ich lag auf der Wiese hinter dem Schloss, umringt von meinen Mitschülern und Christopher, dessen Sorge ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Ich lächelte – seine Gegenwart war alles, was ich brauchte, um wieder zu mir zu finden –, und sein bekümmerter

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