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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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dich denken«, waren die letzten Worte, die ich hörte.

Kapitel 17
    Meeresbrandung
    B leib!
    Der Schrei erstickte in meiner Kehle, bevor er zu hören war. Meinem Körper fehlte die Kraft, dem Licht zu folgen. Erneut verdichtete sich der Nebel zu zäher Schwärze, drängte in mein Bewusstsein, bis mein Widerstand brach. Was blieb, war unendliche Leere.
    Meine Augen füllten sich mit schweren Tränen, die ich nicht weinen wollte. Die Traurigkeit in mir war nicht real – durfte es nicht sein. Ich versuchte aufzuwachen und suchte nach etwas Vertrautem: die Bettdecke fühlen oder das morgendliche Vogelgezwitscher hören.
    »Schhh! Du bist in Sicherheit«, flüsterte eine Stimme.
    Ich klammerte mich an ihren Klang, zwang die beängstigenden Gefühle beiseite und kämpfte mich in die Wirklichkeit zurück. Das Gewicht neben mir und die behutsamen Finger, die über meine Stirn streichelten, halfen mir dabei. Mit einem tiefen Atemzug sog ich den vertrauten Geruch ein, bis die Dunkelheit nur noch ein weit entfernter Schatten war.
    Ich unterdrückte ein Stöhnen, als ich versuchte, mich aufzurichten – mein Kopf drohte auseinanderzuplatzen. Kopfschmerzen waren übel, aber Nervenzellen, die einen Tobsuchtsanfall erlitten? – Höllisch!
    Mir wurde schlecht. Ich presste eine Hand vor die Augen, um das grelle Licht auszublenden, das brennend meinen Sehnerv entlangkroch. Vergeblich.
    Warum wollte ich noch mal aufwachen?
    Ich sehnte mich nach der Dunkelheit, doch etwas in mir warnte mich, und im selben Moment schrumpfte der Schmerz zu einem erträglichen Ziehen hinter meiner Stirn. Okay. Damit konnte ich umgehen – eine Weile zumindest. Vorsichtig öffnete ich meine Augenlider.
    »Hallo Süße. Wie fühlst du dich?« Die steile Stirnfalte zwischen den Brauen verriet die Sorge, die die fröhliche Stimme verheimlichen wollte.
    Hatte ich irgendetwas verpasst? Offensichtlich: Der dumpfe Schmerz erreichte meine Glieder, als ich mich aufsetzte, und ich ahnte, dass – abgesehen von dem erneuten Gewitter in meinem Kopf – etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Aber ich kam erst darauf, als mir klar wurde, dass ich mich in der Dachkammer befand, in die ich vor kurzem eingezogen war.
    »Mam, was machst du denn hier?«
    »Sachte, Lynn. Du musst liegen bleiben. Du hast eine Gehirnerschütterung.« Sanft, aber bestimmt drückte meine Mutter mich auf das Kopfkissen zurück.
    Ich schluckte den Einwand, dass ich schon wüsste, was gut für mich ist, hinunter und gab nach. Es musste ernst sein – sie hatte mich Lynn genannt!
    Im selben Moment, in dem mein Kopf das Kissen berührte, verhallte das Gewitterdröhnen. Danke! Wem auch immer.
    »Eine Gehirnerschütterung? Wieso das denn?«
    Die Sorgenfalten in dem perfekt geschminkten Gesicht meiner Mutter vertieften sich. Sie strich ihre glatten, dunklen Haare hinters Ohr, was sie immer dann tat, wenn nicht sie, sondern ihr Gegenüber die Antwort wissen sollte.
    »Kannst du dich nicht mehr daran erinnern?«
    Eine Gegenfrage – klar. Ich schüttelte den Kopf, worauf das Donnern, begleitet von einem hässlichen Schwindelgefühl, neue Kraft gewann und mich daran hinderte, intensiver über ihre Frage nachzudenken.
    »Nein. Erzähl du es mir«, bat ich, während sich der Sturm in meinem Kopf allmählich beruhigte.
    »Nun, es ... Ich ... ich kann es dir auch nicht sagen.« Meine Mutter verstummte – was völlig untypisch für sie war. Wollte oder konnte sie nicht?
    »Und wie bin ich ins Bett gekommen? Vielleicht hilft das meinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge.« Es war besser, sie reden zu lassen – dann konnte ich mir inzwischen eine passende Ausrede überlegen.
    Meine Mutter nahm meine Hand und drückte sie leicht, wobei sie mit einem flüchtigen Blick meinen Unterarm streifte. Als ich die Finger zurückzog, um die roten Striemen auf meiner Haut zu betrachten, wo mein Armband sein sollte, presste sie für einen kurzen Moment ihre Lippen zusammen. Sie war unsicher, was bei ihr nur selten vorkam. Doch sie fing sich schnell wieder und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Die Jogginggruppe hat dich im Wald gefunden – mit einer Platzwunde. Du wusstest nicht mehr, wo du warst und wie du das Internat finden solltest. Also schafften sie dich ins Krankenhaus. Dort wurdest du untersucht und danach ins Schloss zurückgebracht.«
    Meine Finger wanderten zu meiner Stirn und ertasteten den Verband an meiner Schläfe. Ich kramte in meinem Gedächtnis. An das Krankenhaus hatte ich eine vage Erinnerung. Aber

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