Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
Vom Netzwerk:
Mutter drängte mich nicht, über meinen Unfall – wie sie es nannte – nachzudenken. Obwohl ich ihr ansah, wie brennend es sie interessierte, mehr zu erfahren. Stattdessen unterhielt sie mich mit dem wenigen, was in der kurzen Zeit zu Hause passiert war.
    »Übrigens, Philippe will sich am Samstag mit dir treffen«, erwähnte sie betont gelassen. Wahrscheinlich dachte sie, dass sich meine Mädchenträume endlich erfüllten. Doch wir waren nur Freunde.
    »Was? Philippe kommt hierher?«
    »Nein, aber wenn der Arzt es erlaubt, nehme ich dich am Freitag mit nach Hause – nur für ein paar Tage. Frau Germann und Herr Sander denken auch, dass dir ein wenig Erholung guttun würde.« Meine Mutter starrte für einen kurzen Moment auf mein geschundenes Handgelenk, ehe sie bemerkte, dass ich sie beobachtete.
    Sie umschiffte auch am nächsten Tag das Unfallthema. Erst als wir nebeneinander im Flugzeug saßen, kam sie darauf zu sprechen.
    »Linde, sag mir endlich, was los ist! Ich hatte gehofft, du würdest es von selbst erzählen. Ohne dass ich dich dränge – doch anscheinend habe ich mich geirrt.« Ihr verzweifelter Unterton war nicht zu überhören.
    »Mam, du hast nichts falsch gemacht.«
    »Dann erklär mir bitte, woher die Schnittwunden auf deinem Arm kommen!«
    Lange genug hatte sie ihre schlimmsten Befürchtungen zurückgehalten.Doch erst jetzt wurde mir klar, warum ihr Blick so oft besorgt – manchmal beinahe hysterisch – zu meinem verletzten Unterarm gewandert war.
    »Ich ... du, du glaubst, ich hätte ...?« Ich brach ab, als sich ein paar neugierige Köpfe zu uns umdrehten. Offenbar war ich ein wenig zu laut geworden. Ich wusste nicht, ob aus Wut oder Schock über ihre absurde Vermutung.
    »Okay, Mam, es ... es klingt vielleicht verrückt, aber auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, warum ich allein im Wald spazieren war: Wie die Verletzung an meinen Arm kam, weiß ich« – vermutete ich.
    Meine Mutter presste ihre Lippen zusammen, um mir nicht ins Wort zu fallen. Und ich fuhr schnell fort, bevor sich meine erzwungene Gelassenheit wieder verlor.
    »Kannst du dich noch an die Kette erinnern? Das von Philippe?«
    »Das alte Ding mit dem Engelsmedaillon, das er dir zum Abschied geschenkt hat?«
    Ich zuckte unweigerlich zusammen. Ich mochte das alte Ding . Es passte zu mir – es hatte Macken und Kanten.
    »Ja, genau. Ich wollte die Kette nicht ablegen, solange ich auf dem Internat bin. Jetzt ist sie weg. Ich muss irgendwo hängengeblieben sein, als ich gestürzt bin« – so erklärte man meinen Unfall. »Und als das Band riss, habe ich mir die Haut aufgeschürft.«
    Da die Besorgnis nicht aus ihren dunklen Augen weichen wollte, redete ich weiter, obwohl ihr offensichtlicher Zweifel an meiner Geschichte es mir nicht gerade leichter machte, selbst daran zu glauben.
    »Mam, auch wenn ich nicht mehr weiß, was in den beiden Ferienwochen passiert ist, so schlimm kann es nicht gewesen sein. Sonst hätte ich mir ein Ticket besorgt und wäre nach Hause geflogen. Warum sonst habt ihr mir eine Kreditkarte aufein Internat mitgegeben, wo es weit und breit nichts zu kaufen gibt?«
    Endlich löste sich ihre Anspannung ein wenig. Ich sprach vom Shoppen – das Stichwort für meine Mam –, es musste mir wieder bessergehen.
    »Entschuldige. Ich ... du bist zum ersten Mal von zu Hause weg, und ich mache mir Sorgen um dich.« Fürsorglich legte sie ihre Finger auf meine Hand.
    Ich schluckte. Auch wenn mir das irgendwie klar war, so direkt hatte sie das noch nie gesagt.
    Mein Vater erwartete uns am Flughafen in Rom. Trotz seiner freudigen Begrüßung zeigte sich auch bei ihm ein besorgter Zug um seine hellblauen Augen, als er mich in die Arme schloss und an seine breite Schulter drückte, wie ein verlorengegangenes Kind.
    Zur Feier des Tages durfte ich das Restaurant für unser Abendessen auswählen. Natürlich entschied ich mich für die Trattoria in unserem Ort, da ich hoffte, Emilia dort zu treffen – die Tochter der Besitzer und meine beste Freundin.
    Als hätte sie gewusst, dass wir vorbeikommen würden, stand sie wartend am Eingang. Freudestrahlend rannte sie mir entgegen, so dass ihre dicken dunkelbraunen Zöpfe hin und her schaukelten, bevor sie mich mit einer Herzlichkeit begrüßte, die mir Tränen in die Augen trieb. Kaum hatte ich die Trattoria betreten, stürzte sich ihre Mutter auf mich, als wäre ich nicht nur drei Wochen, sondern drei Jahre fort gewesen.
    Mit einem erleichterten Nicken, mich so

Weitere Kostenlose Bücher