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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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sonst ...?
    Meine Mutter kämpfte gegen ihre aufsteigende Besorgnis an, als sie meine Unsicherheit bemerkte, doch ich kannte den Schimmer in ihren Augen, der sich immer dann dort zeigte, wenn ich krank war oder etwas angestellt hatte. Dass es mir nicht besonders gut ging, war offensichtlich, dass mich eine Gardinenpredigt erwartete, gut möglich. Doch viel schlimmer war, dass mir nichts Passendes zu meiner Verteidigung einfallen wollte. Vielleicht stand ich unter Drogen?! Aber auf die Idee würde ich sie besser nicht bringen.
    »Linde, wo warst du?«
    Ich sollte schneller denken – meine Mam wurde ernst.
    »Du hast dich in keine der Projektgruppen eingetragen, obwohl wir vereinbart hatten, dass du dir wenigstens die Angebote anschauen würdest. Sonst hättest du die Winterferien gleich zu Hause verbringen können!«
    »Doch dort war ich nicht?«, rutschte mir mein Gedanke laut heraus.
    Die Frage verwirrte meine Mutter. »Linde, was soll das? Du solltest die Ferien auf dem Internat verbringen, um dich dort einzuleben, bevor die Schule losgeht, nicht damit du dich auf dein Zimmer verdrückst oder allein im Wald umherschleichst!« Ihre Stimme verlor den scharfen Ton, während ihre Finger über meine Haare streichelten. »Warum hast du dich aus den Ferienaktivitäten gemogelt? Gab es da wirklich nichts, das dich interessiert hätte?«
    Ich zuckte mit den Schultern, da ich es selbst nicht wusste.
    Meiner Mutter entwich ein leiser Seufzer. »Lass gut sein. Wahrscheinlich sollten wir darüber lieber ein anderes Mal reden – wenn es dir besser geht.«
    War das alles? Ich musste wirklich schlimm aussehen. Zu meiner Überraschung ließ sie das Thema tatsächlich fallen. Allerdings war das Feriencamp auch nicht meine Idee gewesen.
    Meine Mutter stand auf, füllte aus der bereitstehenden Thermoskanne dampfenden Tee in eine Henkeltasse, stellte sie auf ein Tablett, auf dem bereits zwei Sandwiches lagen, und brachte es zu mir ans Bett.
    »Hier, trink etwas Warmes. Es wird dir guttun.«
    Ich schnupperte an dem dunkelroten Gebräu und verzog angewidert die Nase: Der Tee war mit Honig gesüßt.
    »Gibt es auch was anderes zu trinken? Wasser vielleicht?« Angeekelt schob ich den Becher von mir.
    »Ja, natürlich.« Meine Mutter zog verwundert ihre schmalenAugenbrauen zusammen. »Aber du warst doch sonst immer so verrückt nach Tee mit Honig. Und bei dieser Kälte dachte ich ... Nun, wenn du willst, hol ich dir auch ein Glas Wasser.«
    Sie verließ das Zimmer, um kurz darauf mit einer vollen Wasserflasche und einem Glas zurückzukehren. »Wenigstens hast du Hunger«, stellte sie zufrieden fest, da ich schon eines der beiden Sandwiches verschlungen hatte.
    Abgesehen von meinen Kopfschmerzen, die der Arzt, der mich später besuchte, mit einem Schmerzmittel vertrieb, und gelegentlichem Ohrensausen, fühlte ich mich in meinem Zimmer beinahe wie zu Hause – zumindest am ersten Tag.
    Dank der Bettruhe, die mir verordnet wurde, bekam ich nicht nur Frühstück ans Bett, sondern auch meine Hausaufgaben. Marisa, die Rothaarige mit den auffallend wasserblauen Augen, an die ich mich sonderbarerweise noch erinnern konnte, besuchte mich am nächsten Tag gleich nach dem Mittagessen. Als ob sie mich schon ewig kennen würde, setzte sie sich zu mir aufs Bett.
    »Hi Lynn. Ich bin Marisa, deine Schülerpatin«, stellte sie sich mir nochmals vor – anscheinend hatte sich mein Gedächtnisschwund schon herumgesprochen. »Ich soll dich auf dem Laufenden halten, damit du auch ja nichts verpasst!«
    »Nett!«, entgegnete ich trocken. Wo war ich hier? Durfte man nicht mal entspannt krankfeiern?
    Marisa grinste – offensichtlich war sie meiner Meinung. Doch sie widerlegte ihre Zustimmung, indem sie einen vollgekritzelten Aufgabenzettel und die dazugehörenden Bücher aus ihrer Tasche kramte und auf meinen Schreibtisch stapelte.
    »Damit du dich nicht langweilst. Und glaub bloß nicht, dass deine Hausarbeiten nicht kontrolliert werden«, antwortete sie nachdrücklich, bevor sie mit einem unmissverständlichen Lächeln fortfuhr. »Aber wenn du willst, bring ich dir die korrigierten Lösungen vorbei.«
    Marisa wurde mir noch sympathischer. Was sich auch nicht änderte, als meine Erinnerungen an den ersten Tag im Internat zurückkehrten. An den Tag, als sie mich in der Kantine verteidigt hatte, an dem mein Handy geklaut und mein Kissen geschlachtet wurde. Doch abgesehen davon fehlte mir jede Erinnerung an das, was ich während der Ferien gemacht hatte.
    Meine

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