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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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den Verband an. Aus der Wunde sickerte immer noch Blut. Sie musste genäht werden. Zu Gwent sagte er: »Nimm zwei Männer und reite in das Dorf, an dem wir vorbeigekommen sind. Ich möchte sie nicht dorthin bringen, das wäre zu gefährlich. Du musst mir Nadeln und Faden besorgen, Gwent.«
    Der große Mann bekam eine Gänsehaut. »Ich werde sehen, was ich sonst noch auftreiben kann.«
    Severin bedeckte die Wunde mit einem Stück sauberer grauer Wolle. Beinahe sauberer Wolle. Nun war auch der zweite Ärmel seiner Tunika dahin. Er hockte sich neben sie. Wenn sie wieder erwachte, würde er ihr noch etwas von Carlics Trank einflößen. Er schaute auf und sah, dass seine Männer auf dem Feuer, das sie entfacht hatten, einige Kaninchen rösteten. Der Duft von Gebratenem ließ seinen Magen laut und vernehmlich knurren. Die Männer hatten die beiden Räuber begraben. Sie hatten nichts bei ihnen gefunden, was der Rede wert gewesen wäre.
    Aber Hastings schlief nicht. Er fluchte.
    »Wer hätte gedacht, dass Tiere und ihre Körperteile so vielseitig sind?«
    »Ja, sie sind recht nützlich«, stimmte er zu und beugte sich näher zu ihr. »Wenn Gwent mit Nadel und Faden zurückkommt, werde ich dich nähen müssen, Hastings. Gibt es irgendetwas, das ich tun kann, damit es nicht so weh tut?«
    »Du kannst etwas Ritterspornwurzel darüber streichen. Das hilft, die Wunde zu betäuben.«
    Er rief Carlic, der sofort mit der langen, schlanken Wurzel herbeigeeilt kam. »Soll ich sie so verwenden, wie sie ist?«
    »Zuerst sollten wir sie im Bach waschen und dann eine Weile ans Feuer halten, damit sie sich erwärmt und weich wird.«
    Behutsam rieb Severin die Haut um die Wunde mit der Wurzel ein. Dann hielt er den Atem an bestrich mit ihr das offene Fleisch.
    Er gab Hastings noch etwas von dem Trank. Eine Stunde später kehrte Gwent mit einer Rolle sauberem weißem Leinen, einem Schlauch mit starkem Bier und Nadeln zurück.
    »Tut mir leid, Hastings, aber ich konnte nur schwarzen Faden bekommen.«
    Sie lachte und stöhnte zugleich.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte sie zu Severin und drehte den Kopf zur Seite.
    »Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn du ohnmächtig würdest.«
    Aber sie blieb bei Bewusstsein. Er rieb die Wunde nochmals mit Rittersporn ein.
    Zu seiner großen Erleichterung zuckte sie kaum zusammen, als er die Nadel in die Haut stach. Er arbeitete schnell, und es dauerte nicht lang. Als er fertig war, goss er warmes Bier über die Naht und tupfte sie trocken. Aus dem weißen Leinen faltete er einen dicken Verband und drückte ihn gegen die Wunde. Den Rest band er um ihre Taille.
    Nachdenklich betrachtete er ihren Bauch. Er war ganz flach.
    »Wann wird das Kind deinen Bauch rund machen?«
    »Im Herbst«, sagte sie. »Danke, Severin.«
    Es dauerte lange, bis er Schlaf fand. Er sah zu, wie das Feuer herunterbrannte. Seine Männer schnarchten bereits; einige schnarchten so laut wie der Wolfshund Edgar. Seine Frau erwartete ein Kind. Er konnte es immer noch nicht begreifen.
    Sie stöhnte und wälzte sich auf die Seite.
    Sanft drehte er sie wieder auf den Rücken. Sie schlug die Augen auf, streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen leicht seine Wange.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Severin. Ich habe mich nicht absichtlich mit dem Messer verletzt. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, vor dir wegzulaufen.«
    »Ich hoffe, dass du nie wieder vor mir davonlaufen wirst.«
    Sie blickte ihn nur stumm an. »Marjorie wird sich mit der Rolle der Geliebten nicht zufriedengeben, Severin. Sie will mich ganz verdrängen.«
    »Sie ist nicht meine Geliebte.«
    Hastings schloss die Augen und wandte dann ihren Kopf ab.

Kapitel Vierundzwanzig
    »Du hast mich schon geliebt, als ich erst zwölf Jahre alt war.«
    »Ja, aber es war noch die unreife Leidenschaft eines Jungen.«
    »Deine Leidenschaft war alles andere als unreif, als du mir die Jungfernschaft genommen hast.«
    Sie konnte in seinen dunklen Augen sehen, dass er sich erinnerte. Er erinnerte sich und fühlte neues Begehren in sich aufflammen. Severin drückte seinem Pferd sanft die Fersen in die Flanken. Marjorie rief ihm nach: »Wusstest du, dass ich ein Kind unter dem Herzen trug, als ich den alten Mann heiratete?«
    Er fuhr im Sattel herum.
    »Ja, es ist wahr. Als der miese alte Hurenbock herausfand, dass ich keine Jungfrau mehr war, schlug er mich, bis ich das Kind verlor. Er hatte seinen Spaß daran. Womöglich werde ich nun nie wieder Kinder

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