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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Beamis, Ihr und Lady Marjorie werdet die Aufsicht über Oxborough führen, solange ich nicht da bin. Mutter, gib auf dich Acht.«
    Und damit war er fort.
    Es war zu spät. Lady Moraine ließ die Phiole in die Tasche ihres Kleides gleiten. Sie würde ihm den Liebestrank in den Wein schütten, wenn er mit seiner Frau zurückkam. Falls er Hastings überhaupt lebend wiederbrachte. Er war furchtbar wütend. Was hatte sie bloß getan? Und Lady Marjorie hatte er einstweilen die Führung von Oxborough übertragen. Sie seufzte. Es war ihm kaum zu verdenken, dass er kein Vertrauen in die Verlässlichkeit des Geisteszustands seiner Mutter hatte. Wenigstens jetzt noch nicht.
    Lady Marjorie schenkte Alice ein strahlendes Lächeln und fragte: »Was hat MacDear denn Schönes zum Mittagessen vorbereitet?«
    Kurz vor Sonnenuntergang kam ein scharfer Wind auf. Hastings war auf Marella drei Stunden lang durch Wald und Feld gejagt. Unterwegs war sie an zwei Bauern vorbeigekommen. Der eine hatte auf einem alten Karren gesessen, der von einer Stute mit krummem Rücken gezogen wurde, die bei jedem Schritt vor sich hin schnaubte. Der zweite schleppte gebeugt einen großen Bund Heu, den er sich auf den Rücken gebunden hatte.
    Keiner von beiden hatte Notiz von ihr genommen. Der eine Bauer hatte allerdings einen halb sehnsüchtigen, halb neidischen Blick auf Marella geworfen. Sie konnte es ihm nicht verübeln.
    Den Bogen und die sechs Pfeile trug sie griffbereit am Körper. Über ein Dutzendmal hatte sie geübt, ihn zu spannen, um blitzschnell gewappnet zu sein, wenn Räuber ihren Weg kreuzten.
    Auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe hielt Hastings Marella an. Unter ihnen schmiegte sich ein kleines Dorf mit strohbedeckten Häuschen ins Tal. Sie würde um den Ort herum reiten müssen.
    Marella, die den warmen Stall witterte, behagte es ganz und gar nicht, von dem Dorf weggeführt zu werden. Sie stellte sich auf die Hinterbeine, aber Hastings ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie war mit den Launen ihrer Stute wohlvertraut. »Ist ja gut, wir werden bald Rast machen. Es wird spät, und wir haben beide Hunger. Ich verspreche dir, ich werde einen schönen Bach und besonders saftiges Gras für dich finden. Nicht wahr, du willst genauso wenig wie ich, dass Lord Severin uns findet.«
    Der scharfe Wind ließ etwas nach und verwandelte sich in eine milde Brise. Das war nicht das England, das sie kannte. Vielleicht war es ja ein gutes Omen. Vielleicht gelang es ihr ja wirklich, Rosehaven zu finden, bevor sie den Räubern in die Hände fiel.
    Aber was war mit Severin?
    Erschauernd erinnerte sie sich, wie es sich angefühlt hatte, ihm zwischen die Beine zu treffen. Sie hatte sein ungläubiges Entsetzen gespürt, das Zucken des herannahenden Schmerzes.
    Er hatte bekommen, was er verdiente. Er hätte ihr wehgetan, ihr und dem Kind.
    Eine halbe Stunde später hatte sie den idealen Platz für Marella gefunden. Als die Stute versorgt war, breitete sie ihre Decke auf der abschüssigen Wiese aus, die sich sanft zum Bach hinunterneigte, und inspizierte ihre spärlichen Habseligkeiten.
    Drei Laibe Brot.
    Das Brot schmeckte köstlich. Sie zwang sich, nur einen Laib zu essen und rutschte dann zum Bach hinunter, um von seinem kalten Wasser zu trinken.
    Die Nacht senkte sich schnell herab.
    Für alle Fälle ließ sie Marella gesattelt, wofür sie sich ausführlich entschuldigte. Schließlich legte sie Pfeile und Bogen griffbereit neben sich, schloss die Hand um den Griff ihres Messers und wickelte sich in die Decke.
    »Wie kommt 'n Bürschchen wie der an ein solches Pferd? Ob der Kerl es gestohlen hat?«
    Hastings war augenblicklich wach. Die Männerstimme ließ sie erstarren. Der Mann flüsterte, aber die Nacht war sehr still. Sie konnte jedes Wort verstehen. Sie konnte sogar sehen, wie ein anderer mit Achselzucken reagierte. Wie viele waren es?
    »Jag ihm dein Messer in die Rippen und lass uns mit dem Gaul abhauen.«
    »Haste gesehen ... hübscher Knabe, was? Den könnten wir verkaufen.«
    »Hör mal, wir haben ihn jetzt die ganze Zeit beobachtet, ob seine Leute vielleicht in der Nähe wären, aber das Kerlchen ist ganz allein. Lass ihn in Ruhe. Der macht bloß Ärger. Ich will nur den Gaul.«
    Sie waren nur zu zweit.
    Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Ihre Glückssträhne war zu Ende.
    Die zwei waren zu nah, als dass sie Pfeil und Bogen benutzen könnte.
    Hastings hielt den Atem an und umklammerte den Messergriff. Es war ein recht einfach

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