Schloss der Liebe
wird es nicht mehr weh tun.«
Dass er die Salbe benutzt hatte, musste sie ihm zugestehen. »Ihr habt immer noch Eure Stiefel an. Mir reißt Ihr die Kleider vom Leib, während ihr die Euren anbehaltet.«
Er sah zu ihr hinab und zuckte die Schultern. »Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Deckt Euch wieder zu. Mit den gespreizten Beinen seht Ihr aus wie eine Dirne. Versucht nicht, den Samen aus Eurem Schoß zu spülen. Je eher Ihr ein Kind erwartet, desto sicherer ist mein Besitz.« Mit diesen Worten bückte er sich, hob den Schlüssel auf und öffnete die Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um. »Morgen müsst Ihr im Turm bleiben. Ich werde Richard de Luci finden. Wenn er sich als vernünftig erweist, lasse ich ihn am Leben, obwohl ich fürchte, dass er nur einer von vielen ist, die ihm nachfolgen werden. Solange Ihr nicht schwanger seid, seid Ihr in Gefahr.«
O ja, dachte sie, Severin hatte es wahrlich nicht leicht. Der arme Mann - eine reiche Erbin zu heiraten, musste die Hölle auf Erden sein.
Dann war er fort. Der schwere Schritt seiner Stiefel auf dem Steinboden hallte durch den Flur. Er war immer noch von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet.
Sie lag auf dem Bett mit immer noch geöffneten Beinen. Seit er ihr Jungfernhäutchen durchstoßen hatte, fühlte sie sich, als hätte man ihr Inneres in Stücke gerissen. Alles tat ihr weh. Sie legte die Hand auf den Bauch. Sie war nicht mehr sie selbst, sie hatte aufgehört, einfach Hastings zu sein.
Nicht die leiseste Zärtlichkeit hatte er sich abgerungen, keine zarte Geste, nur die Salbe, die ihn keine sanften Worte gekostet hatte. Sie war seit sechs Stunden verheiratet und hasste ihren Mann bereits von ganzem Herzen.
Kapitel Vier
»Sie ist fort.«
Verständnislos blickte Severin auf die alte Frau herab. »Was sagst du da? Wer ist fort?«
»Hastings, meine Herrin. Eure Frau ist fort. Was habt Ihr mit ihr gemacht? Hastings tut nie etwas Unbesonnenes. Sie ist nicht im Turm.«
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, verlangte Graelam zu wissen, der auf Severin zukam. »Hastings ist fort?«
»So ist es, edler Graelam. Auf ihrem Bett fand ich Blut und in ihrer Waschschüssel blutiges Wasser. Der Lord hat sein Wort gebrochen. Ihr Vater wird heute beerdigt und das Mindeste, was man erwarten konnte, war, dass Ihr sie diese eine Nacht in Ruhe lasst.«
»Es war nicht möglich«, erwiderte Severin. »Richard de Luci wird bald hier sein. Er wird versuchen, sie in seine Gewalt zu bringen. Und jetzt sagst du mir, sie ist fort.« Er fluchte. »Ich hätte sie in ihrer Kammer einschließen sollen. Du behauptest, sie handelt nicht unüberlegt? Wenn sie versucht hat, die Burg zu verlassen, wird er sie finden. Eine solche Dummheit hätte selbst ich ihr nicht zugetraut.« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Wie konnte ich denn auch Vernunft von einem Frauenzimmer erwarten? Was für ein Narr ich bin. Ich habe geglaubt, sie habe begriffen, in welcher Gefahr sie ist. Ich habe geglaubt, sie sei verängstigt genug. Ihr seht, Graelam, dass jetzt alles anders ist. Ich muss sie vor Richard de Luci finden. Verflucht noch einmal. Dafür werde ich sie bestrafen. Nie wieder wird sie es wagen, sich mir zu widersetzen.«
Graelam wandte sich an Dame Agnes. »Es ist erst sieben Uhr. Hast du nur in ihrer Schlafkammer nachgesehen?«
»Ich habe überall gesucht. Niemand hat sie gesehen, es sei denn, jedermann lügt.«
»Warst du schon im Kräutergarten?«
»Nein, ich habe bisher nur im Turm nach ihr gesucht. Ich werde jetzt nachsehen gehen.«
»Ich gehe selbst«, sagte Severin. »Ich habe ihr ausdrücklich befohlen im Turm zu bleiben. Sie muss lernen, zu gehorchen.«
Er hätte niemals zugegeben, wie erleichtert er war, als er sie in einem verschlissenes grünen Wollkleid auf ihren Knien fand. Schweißflecken zwischen den Schultern grub sie die Erde in ihrem Kräutergarten um, der eingezäunt neben einem kleinen Obstgarten mit Birnbäumen angelegt war. Rings um den Zaun blühten unzählige Blumen. Er erkannte Rosen mit unglaublich großen blutroten Blüten. Und Gänseblümchen mit leuchtendem Gelb in der Mitte und schneeweißen Blütenkränzen. Und eine Unzahl anderer Blumen, die er nicht benennen konnte. Der Kräutergarten war in ordentliche Rechtecke aufgeteilt, in denen die unterschiedlichsten Pflanzen wuchsen, alle gesund und kräftig.
Ungläubig schüttelte er den Kopf. Was war so wichtig an einem Kräutergarten? Der Sturm hatte sich
Weitere Kostenlose Bücher