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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Vergeblich kämpfte er dagegen an. Aber es war nicht verletztes Ehrgefühl, das in ihm aufstieg. Er fuhr hoch und erbrach sich in die Schüssel, die sie ihm hinhielt. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er wieder ruhiger zu werden und sagte: »Geht. Ich will Euch nicht in meiner Nähe haben.«
    »Warum nicht? Wäre ich nicht hier gewesen und hätte ich nicht vorausgesehen, dass Euer Magen rebellieren würde, wäret Ihr jetzt über und über mit Erbrochenem beschmiert.«
    Er hatte große Lust, sie zu ermorden.
    »Habt Ihr Eure Schaufel noch?«
    »Nein, die habe ich dem Mann an den Kopf geworfen, den ich außer Gefecht gesetzt habe.«
    Sie hatte sich selbst gerettet, verdammt. Und ihn noch dazu, der Teufel möge sie holen. Ein Mädchen, das halb so groß war wie er, hatte ihn zu Fall gebracht. Hätte sie ihn nicht umgeworfen, hätte er den Mann vielleicht rechtzeitig bemerkt. Vielleicht. Er hatte gesehen, wie sie ihm die Fingernägel in die Augen gebohrt, ihm in die Leiste getreten hatte. Wer hatte ihr so etwas beigebracht? Eine echte Dame wäre besinnunglos umgesunken, anstatt ihn fortzuschubsen und sich dem Angreifer entgegenzuwerfen. Seine Stimme klang verdrießlich, als er fragte: »Was tut Ihr da?«
    »Ah, endlich eine vernünftige Frage. Es wurde auch Zeit. Wenn Eure Laune auch so übel ist wie Euer Atem.«
    »Macht Euch nicht über mich lustig, Mylady.« Er fühlte, wie das Bett nachgab, als sie sich neben ihn setzte. Sie sah ihm nicht ins Gesicht, sondern betrachtete seine Schulter.
    Er hob die Hand und packte sie am Handgelenk. »Was habt Ihr vor?« Der Schmerz ließ ihn scharf die Luft einziehen. Einen Moment lang schloss er die Augen, um sich wieder zu fangen. Er musste sich beherrschen, denn sie beobachtete ihn.
    »Trinkt das.«
    Sie hielt ihm einen Becher an die Lippen. Das Getränk war süß und belebend, und er konnte fühlen, wie der üble Geschmack in seinem Mund verschwand und seine Glieder sich entspannten.
    »Gut. Und nun haltet still«, befahl sie und fügte in sachlichem Ton hinzu: »Ich werde Eure Wunde mit einer Salbe reinigen, die ich aus Eryngiumwurzel gemacht habe; dann verbinde ich Eure Schulter. Die Verletzung ist nicht tödlich, Mylord.«
    »Was ist dieses Eryngium?«
    »Viele nennen es auch Mannstreu. Es wächst genau oberhalb der Gezeitenlinie. Ich mische es mit Perlgraupen und etwas Wasser, das ich mit drei Enzianblättern abgekocht habe. Habt keine Angst, Mylord, es wird Euch nicht umbringen.«
    »Macht den Verband fertig und lasst es dann gut sein. Ich muss den zweiten Mann verhören.«
    »Bleibt noch eine Weile liegen, Severin«, meldete sich Graelam hinter Hastings' Rücken zu Wort. »Es ist ihr gelungen, die Blutung zu stillen. Ich habe mir den Mann bereits vorgenommen.«
    Severin fühlte, wie sich auf seinem Bauch etwas bewegte. Trist steckte den Kopf aus den Decken hervor, mit denen Severin bis zur Mitte zugedeckt war. Er sah, dass er seine Hose noch anhatte - nur die Stiefel hatten sie ihm ausgezogen. Leicht über den Kopf des Marders streichend, sagte er sanft: »Mir geht es gut, Trist. Mach dir keine Sorgen.«
    Der Marder gab ein seltsam schnurrendes Geräusch von sich, legte sein Kinn flach auf den Bauch seines Herrn und schaute in dessen Gesicht.
    »Er weicht nicht von Eurer Seite. Als Ihr Euch erbrochen habt, sprang er kurz davon, aber in Eurem Zustand habt Ihr es nicht bemerkt. Doch er hat sich gleich wieder zu Euch zurückgeschlichen. Heute Morgen im Kräutergarten war er nicht bei Euch. Aber als Graelam, Beamis und Euer Mann, Bonluc, Euch hereingetragen haben, sprang er sofort zu Euch hoch und jaulte ganz entsetzlich. So höflich ich ihn auch gebeten habe, ich konnte ihn nicht überreden, zu verschwinden.«
    Dass sie immer so verdammt geistreich sein musste.
    Wieso hatte er das nicht schon früher bemerkt? Hatte sie sich vor ihm verstellt? Gereizt sah er sie an und meinte: »All das wäre überhaupt nicht passiert, wenn Ihr mir gehorcht hättet.«
    »Nein«, bestätigte sie zu seinem Erstaunen, »da habt Ihr Recht.«
    »Dieser Mann«, begann Graelam, von einem zum anderen blickend, »er weigert sich, uns irgendetwas zu sagen. Er will nicht einmal zugeben, dass er zu de Lucis Leuten gehört. Stattdessen jammert er unaufhörlich, dass er aus dem Ort stamme und nichts anderes wolle, als mit Pelzen zu handeln. Ein paar davon trägt er tatsächlich an seinem Gürtel bei sich.«
    »Ich werde gleich aufstehen. Im Heiligen Land habe ich gelernt, wie man jemanden zum Sprechen

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