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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Agnes' und Eloise auf der Treppe hörte. Dann ging sie zu der Kinderfrau und schlug ihr so fest ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog. Hastings' Hände umschlossen den ausgemergelten Hals der Frau. »Hört mir gut zu, Beale. Ihr seid hier diejenige, die böse ist. Ihr werdet nie wieder auch nur ein einziges Wort an Eloise richten. Und nun geht Ihr in Euer Zimmer und sucht Eure Sachen zusammen. Im Morgengrauen werdet Ihr verschwinden.«
    »Der junge Lord, Euer Herr, wird das nicht zulassen«, protestierte Beale, deren Hals deutliche Abdrücke von Hastings' Händen trug. Sie keuchte, doch wohl kaum von der Ohrfeige, da war sich Hastings sicher, sondern vor Wut. »Dafür werdet Ihr teuer bezahlen, junge Dame. Alle Männer sind gleich. Wenn er schlecht über Euch reden hört, wird er es glauben und Euch züchtigen, bis Euch die Sinne vergehen. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Er mag noch jung sein, aber er ist hart. Je älter er wird, desto härter und gnadenloser wird er werden. Ihr werdet schon noch sehen, dass Ihr machtlos seid. Ihr werdet sehen, dass Ihr mich nicht ungestraft so behandeln dürft. Ihr seid jung und dumm und Ihr werdet jung und dumm sterben.«
    »Ich nehme an, dass Ihr Euren Teil dazu beitragen werdet, damit ich sterbe?«
    »Gott hilft uns, uns selbst zu helfen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr hierfür büßt.«
    In Hastings' Fingern zuckte es, sie hatte große Lust, Beale noch einmal zu schlagen, aber sie unterließ es. Beale war der erste Mensch, gegen den sie je in ihrem
    Leben die Hand erhoben hatte. Das heißt, einmal hatte sie Tim, den Sohn des Hufschmieds, in den Arm geknufft. Damals war sie zehn Jahre alt gewesen und furchtbar schnell gewachsen. Er hatte sie mit einem Maibaum verglichen.
    »Geht mir aus den Augen, Beale, ehe mir die Galle hochkommt. Und lasst Euch nicht mehr blicken, bis Ihr morgen früh Oxborough verlasst. Das heißt, ich werde zur Stelle sein, wenn Ihr geht, um mich zu vergewissern, dass Ihr auch wirklich fort seid.«
    Endlich hatte Beale das Zimmer verlassen, die Luft immer noch unheilgeschwängert von ihrem Gift, und Hastings machte sich daran, die Brombeerblüten in das für sie vorgesehene Schubfach zu füllen. Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen, vorsichtig, um nichts von den kostbaren Heilpflanzen zu verschütten, zerrieb sie Ysop und Bohnenkraut. Dabei fing sie zu summen an. Es war, als bliebe die Zeit still zu stehen, und selbst die Luft um sie herum schien weicher und wärmer zu werden. Allmählich wurde sie ruhiger.
    Sie arbeitete, bis die Tür aufging und Severin hereinschaute. Er sah gesund und kräftig aus, Gesicht und Arme waren sonnengebräunt. Wie immer war er ganz in Grau gekleidet. Zum ersten Mal sah sie ihn als Mann, als einen Mann in der Blüte seiner Jahre, sein Körper so stark und robust war wie der Burgfried von Oxborough. Sie erinnerte sich, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte, an die blanke Furcht, die sie empfunden hatte, als er hünenhaft und geheimnisvoll in jenem gleißenden Lichtstrahl vor ihr gestanden hatte und so gar nicht von dieser Welt schien, sondern eher einem Boten des Satans ähnelte.
    Sie lächelte ihn an.
    Verblüfft wich er zurück und starrte sie an, als habe er sie noch nie gesehen. Er betrachtete die säuberlich aufgehäuften Kräuter und runzelte die Stirn.
    Das Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. Nein, er hatte nichts mit Graelam gemein und sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Kassia. Sie war, wie sie war, und es war nicht zu übersehen, dass sie ihrem Ehemann ganz und gar nicht behagte. »Wie geht es Eurer Schulter?«
    Er trat näher und sie bemerkte einen Riss in seiner grauen Tunika. Er zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: »Sie ist noch etwas wund, aber sie heilt schnell. Ihr habt Euch heute Morgen selbst davon überzeugen können. Was ist passiert, Hastings? Diese verdrießliche Jungfer Beale kam eben zu mir und beklagte bitterlich, dass Ihr Euch in die religiöse Erziehung des Kindes einmischt. Ihr zufolge ist sie diejenige, die für Eloise verantwortlich ist, weil Eloises Mutter das Wohl des Kindes in ihre Hände gelegt hat.«
    »Ich wünschte, Ihr hättet die Knie des Mädchens gesehen, Severin. Sie waren völlig wundgescheuert, weil sie gezwungen wird, stundenlang auf hartem Steinboden zu knien. Es ist wahr, ich habe mich eingemischt. Ich habe entschieden, Eloise unserer Dame Agnes anzuvertrauen, die Ihr beibringen wird, wie man einen Haushalt führt. Bei Dame Agnes

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