Schloss meiner Sehnsucht
Herzinfarkt bekam, ahnte sie nicht.
„Was sagen Sie – Industriespionage? Aber wer kann denn an die Unterlagen? Die lagern hier bei Ihnen im Safe. Behaupten Sie wenigstens.“ Nervös ging er im Büro seines Geschäftsführers auf und ab.
„Da liegen sie auch noch. Unangetastet. Die undichte Stelle muss woanders sein.“
„Aber wo? Glauben Sie, dass es in der Planungsabteilung eine undichte Stelle gibt?“
„Das kann ich mir kaum vorstellen... aber wer kann schon für einen anderen Menschen die Hand ins Feuer legen?“ Der Franzose strich sich übers Haar. „Ich hab schon überlegt, ob wir die Polizei einschalten sollen, aber... das macht zu viel Wirbel.“
„Nein, nein, keine Polizei. Bei Industriespionage bringt das gar nichts.“ Joachim von Sternburg zögerte, dann tippte er eine Nummer in sein Handy. „Ich brauche Sie in Marseille“, sagte er nur. Und dann: „Gut, ich erwarte Ihre Ankunft. Später dann mehr.“ Er wandte sich wieder an seinen Angestellten. „Das ist einer der besten Privatdetektive Europas. Er kommt noch heute her. Bis dahin sollten wir alle Papiere nochmals durchgehen. Und uns im Werk umschauen.“
„Ganz wie Sie wollen. Aber seien Sie versichert: Bevor ich Sie alarmiert habe, bin ich sämtliche Möglichkeiten durchgegangen. Ich kann mir nicht erklären, wo die undichte Stelle ist. Fakt ist nur: Unsere neuen Konstruktionspapiere sind an die Konkurrenz verraten.“
„Und ein fast irreparabler Schaden entstanden.“ Joachim von Sternburg biss sich auf die Lippen. Das war ein Verlust, den auch ein so großer Konzern wie seiner nur schwer verkraften konnte. Man konnte nur hoffen, dass sich daraus keine Konsequenzen für den französischen Standort des Unternehmens ergaben.
Am frühen Abend traf der Privatdetektiv ein. Ein unscheinbar wirkender Mann. Groß, schlank, mit wachen graugrünen Augen. „Die Papiere sind immer hier gewesen?“, erkundigte er sich.
„Ja. Und ich kann versichern, dass sie die Konstruktionsabteilung nicht verlassen haben.“
„Nur... mir haben Sie einiges gefaxt“, warf Graf Joachim ein. „Aber auf mein privates Faxgerät. Das steht in meinem Arbeitszimmer am Chiemsee.“
„Und dorthin hat niemand Zutritt?“
Der Graf zögerte. „Na ja, meine Familie schon. Aber... meine Frau und mein Sohn sind ja wohl über jeden Zweifel erhaben. Außerdem... ich kann mich nicht erinnern, mit ihnen über diese Forschungen gesprochen zu haben.“
Die beiden anderen Herren schwiegen. Aber Jan Vermehren, der Detektiv, hatte einen Ansatz für seine Untersuchungen. Auch, wenn es dem Industriellen nicht gefallen sollte.
„Wenn Sie mich nicht mehr brauchen – ich möchte noch heute nach Hause fliegen. Übermorgen gibt meine Frau ihr traditionelles Frühlingsfest. Außerdem hat unsere Sohn endlich das Staatsexamen in der Tasche. Also doppelter Grund zum Feiern.“
„Gratulation. Lassen Sie sich nicht aufhalten. Ich sehe mich hier noch um, Sie hören dann von mir.“
In Begleitung des Geschäftsführers kontrollierte der Detektiv die Firmenräume, anschließend gingen die beiden Herren in eins der besten Fischrestaurants der Stadt und genossen die dort gereichten Spezialitäten. Joachim von Sternburg flog unterdessen heim, nahm sich aber vor, niemandem von den Ärgernissen zu erzählen. Alle freuten sich auf die Party, da wollte er vor allem seiner Frau und Volker die Stimmung nicht verderben.
+ + +
„Das ist ja wie im Märchen! Wahnsinn!“
„Nun krieg dich mal wieder ein. Das sind nur ein paar Dutzend Pechfackeln, drei Bands und jede Menge Lohnkellner.“
„Kerstin, du bist unmöglich!“ Melanie schüttelte den Kopf. „Bist du denn gar nicht beeindruckt? So ein tolles Haus... und dieser Park – dass es das heute noch in Privatbesitz gibt...“
„Alter Adel macht’s möglich“, warf Tim ein. „Aber jetzt kommt, Volker wartet sicher schon auf uns.“
Die drei waren mit Tims Wagen gekommen, hatten das nicht gerade repräsentable Gefährt allerdings auf dem hintersten Teil des Parkplatzes abgestellt. Jetzt gingen sie über den weißen Kiesweg zum Eingang des Gutshauses hoch.
„Das ist ja fast schon ein Landschloss“, meinte Melanie.
„Ja. Aber drinnen ist es sehr gemütlich. Ich hab schon mal vorgeschlagen, da einen Film zu drehen. Aber... die brauchen das Geld wohl nicht.“ Tim grinste. „Dabei wäre es die ideale Kulisse für eine Soap. Schlossherrin verliebt sich in armen Reitlehrer. Oder so ähnlich.“
Kerstin lachte. „Und du
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