Schloss meiner Sehnsucht
wolltest dann den Reitlehrer spielen, ja?“
„Unsinn. Ich bin und bleibe Regieassistent. Du brauchst keine Angst um mich zu haben, Süße.“
„Ich und Angst um ich... Pah!“
„Eifersucht, dein Name ist Kerstin.“
„Hört jetzt auf damit. Wir sind gleich da...“ Melanies Herz klopfte wie verrückt, als sie die letzten Stufen zur Terrasse hoch ging. Der Haupteingang war verschlossen, man wurde durch die Fackeln aber gleich auf die westlich gelegene Terrasse geleitet, wo die Sternburgs ihre Gäste empfingen.
„Herzlich willkommen – und amüsieren Sie sich gut“, wünschten Gräfin Nora und Graf Joachim. Volker umarmte Kerstin kurz und küsste sie auf beide Wangen. „Schön, dass ihr da seid“, sagte er. Für einen Moment sah es so aus, als wolle er auch Melanie so begrüßen, doch dann reichte er ihr die Hand, zog sie aber gleich mit sich in eine etwas stillere Ecke.
„Na, dann kann ich auch endlich zum gemütlichen Teil übergehen“, lachte er. „Bisher hab ich neben meinen Eltern ausgeharrt – bis ihr gekommen seid.“ Er winkte einem Kellner. „Was mögt ihr trinken? Die Champagnerflips sind echt gut.“ Schon hielt jeder ein Glas in der Hand.
Melanie nippte nur an dem Glas. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Und dann ließen Kerstin in Tim sie auch noch allein und spurteten förmlich zur Tanzfläche rüber. Das war eine abgekartete Sache. Tim war ein ausgewiesener Tanzmuffel. Mochte der Himmel wissen, was Volker ihm geboten hatte!
„Wollen wir auch?“ Schon nahm er ihr das Glas wieder aus der Hand, und ehe sie etwas einwenden konnte, stand sie schon mit ihm auf der improvisierten Tanzfläche. Himmel, konnte es sein, dass eine Finger glühten? Und sie selbst... ihre Füße schienen aus Blei zu sein, jedenfalls konnte sie sich kaum rühren.
Aber das schien auch gar nicht nötig, Volker hielt sie fest, sie wiegten sich nur sacht zum Takt der Musik. „Ich freu mich, dass du da bist.“
„Danke für die Einladung.“
„Das hast du schon mal gesagt.“
„Ja?“
„Ja.“
Die nächste Tanzfolge verlief schweigend. Dann kamen noch ein paar Gäste, die Volker begrüßen musste. Melanie schlenderte ein wenig durch den Park – und stand auf einmal einem hoch gewachsenen Mann gegenüber, der sie bewundern anlächelte. „Dann gibt es also doch noch Wunder“, meinte er.
„Wie meinen Sie das denn?“
„Na – ich treffe hier eine bezaubernde Frau ohne Begleiter. Das ist der reinste Glücksfall. Kommen Sie mit an die Bar?“ Sacht griff er nach ihrem Arm, dirigierte sie zu der Bar, die unterhalb der Terrasse aufgebaut war und wo drei Lohnkellner damit beschäftigt waren, die Gäste mit Drinks zu versorgen.
„Ich hab Sie noch nie hier gesehen“, begann Oliver die Unterhaltung. „Sind Sie eine Freundin von Volker? Etwa eine Studienkollegin?“
„Wir kennen uns zwar von der Uni, aber ich studiere Medizin.“
„Alle Achtung!“ Oliver lächelte. „Ich bin sicher, Sie werden einmal die schönste Ärztin Deutschlands sein.“
Melanie lachte. Das zweite Glas Champagner, das sie getrunken hatte, nahm ein bisschen von ihren Hemmungen. „Mir genügte es, wenn ich mal eine durchschnittlich gute werde“, erwiderte sie. Dann legte sie den Kopf ein bisschen schräg. „Und Sie? Was hat Sie hierher gebracht?“
Oliver lachte. „Glauben Sie mir, ich bin daran ganz unschuldig. Meine Eltern sind schuld – ich bin ein Sternburg.“
„Oh!“
„Ich hoffe, dass es Sie nicht stört. – Oliver.“
„Herr Graf, ich...“
„Hören Sie auf! Das ist ja schrecklich! Herr Graf... ich komme mir vor wie ein lange verwester Urahn. Sag doch Oliver zu mir, ja? Komm, darauf trinken wir noch ein Glas.“ Und schon hielt Melanie das nächste Glas Champagner in der Hand. Diesmal aber trank sie vorsichtiger, sie wollte auf keinen Fall die Kontrolle verlieren.
Oliver seinerseits trank sein Glas aus, doch er spürte keinerlei Reaktion. Alkohol war er gewöhnt. Das Kribbeln, das ihn erfüllte, hatte andere Ursachen: Sein Jagdinstinkt war geweckt. Dieses Mädchen mit den blonden Locken, den dunkelgrauen Augen und dem natürlichen Charme... es war sicher reizvoll, sie irgendwie rumzukriegen. Dass es gelingen würde, stand für ihn fest. Wer konnte schon einem Grafen Sternburg widerstehen? So ein Adelstitel war doch hin und wieder ganz nützlich, er beeindruckte auch heutzutage noch.
Gerade, als er wieder mit Melanie tanzen wollte, stand Volker neben ihnen. „Jetzt musst du mir Melanie mal überlassen“,
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