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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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fühle ich
mich wohl. Alles lästert über den Hasenleiser, aber für mich ist er der schönste
Stadtteil. Die Leute sind ehrlich hier, verstehst du?«
    Ich nickte. Ehrlich – dieses Wort hatte er vorhin schon einmal in den
Mund genommen. Das Verhalten der Stadt empfand er wohl als extrem unehrlich. Deshalb
die Wut, wenn man ihn nach dem Namen des Imbisses fragte.
    Freds Feuerzeug kam wieder zum Einsatz. »Übrigens: Die Bullerei hat
mich schon dreimal gefragt, ob der Schallmo kein Handy bei sich hatte.«
    »Und? Was hast du gesagt?«
    Er sah mich an, mit seinem trüben Wassermannblick. »Na, was wohl? Dass
du es an dich genommen hast.«
    »Wie bitte?«, fuhr ich auf. Und dann, mehr über mich verärgert als
über ihn: »Sehr witzig, Fred. Das heißt also, dass sie keines bei ihm gefunden haben.«
    »Sieht so aus. Komisch, heutzutage.«
    »In seiner Tasche war auch keines.«
    »Und in seinem Auto nicht.« Sein Daumen wies Richtung Parkplatz. »Der
silberne BMW, das ist seiner. Den nehmen sie gerade auseinander. Wenn ich du wäre
…« Er sog an seinem Glimmstängel.
    »Ja?«
    »Wenn ich du wäre, würde ich mal im Garten vom alten Böker suchen.«
    »Du meinst, beim Transport könnte ihm das Handy aus der Jacke oder
der Hose gerutscht sein?«
    »War ein ordentliches Ziehen und Zerren, bis wir den Schallmo überm
Zaun hatten. Ich hätte selbst nachgeschaut, aber mich haben die Jungs ja auf dem
Kieker. Dauernd kommt einer vorbei und will was wissen.«
    Wie zum Beweis näherten sich Schritte. Zügige Schritte. Ehrlich gesagt
gefiel mir das Geräusch nicht, das da beim Auftreffen der Schuhsohlen auf dem Asphalt
entstand. Es hatte etwas Herausforderndes. Und tatsächlich: Bei dem Mann, der in
der nächsten Sekunde mit dem Elan des jugendlichen Karrieristen um den Imbisswagen
bog, handelte es sich um keinen anderen als Herrn Sorgwitz, den blonden Kampfhund
aus dem Verschlag von Kommissar Fischer. Mein erklärter Lieblingsfeind.
    Oder gebührte dieses Attribut seinem Zwillingsbruder Greiner, dem Dunkelhaarigen
mit seiner lächerlichen Sportskanonenaufdringlichkeit? Schwer zu sagen. Wen von
beiden ich im Fall eines Falles als Ersten vor einen Laster schubsen würde, war
eine Sache der Tagesform. Meiner und ihrer.
    Gott sei Dank besaß der Mensch zwei Hände zum Schubsen.
    Dass ich überhaupt die Zeit für derart alberne Gedanken besaß, lag
an Kommissar Sorgwitz. Der Kerl hatte seinen Aufmarsch abrupt unterbrochen, seine
weißblonden Haarspitzen standen als tausend Ausrufezeichen vom Kopf ab, während
die Augen fast aus ihren Höhlen kullerten. Und wie er nach Luft schnappte! Hoffentlich
ließ er Fred und mir noch ein paar Atome Sauerstoff übrig.
    »Tut mir leid, Kollege«, grinste ich. »Der Imbiss ist geschlossen.
Heute keine Feuerwürstchen.«
    Stille. Fred, an seiner Kippe nuckelnd, schaute interessiert von mir
zu dem Polizisten und wieder zurück.
    »Was ist los, junger Mann?«, spielte ich das Spiel weiter. »Sprachcomputer
noch nicht angeschlossen? Festplatte defekt?«
    »Ich hab’s geahnt«, stieß Sorgwitz hervor. Ein paar Sekunden später,
und er wäre geplatzt! »Ich habe es geahnt!« Mit der geballten rechten Faust stieß
er sich in die Handfläche der anderen. »Da lag so was in der Luft, so ein Geruch
… Über dem ganzen Platz, schon heute Morgen. Dieser Geruch nach Einmischung, nach
Unbotmäßigkeit, so eine echte Privatermittlerausdünstung.« Er schüttelte sich.
    »Feines Näschen haben Sie, Herr Sorgwitz.« Ein Kampfhund, ich sagte
es ja.
    »Koller!«, machte der Kommissar angewidert. Er spuckte meinen Namen
geradezu aus. »Was treiben Sie sich hier herum? Ihr Revier ist ganz woanders.«
    »Man wird doch einen alten Freund noch besuchen dürfen!« Ich klimperte
mit den Augenlidern. »Zumal in so schwerer Stunde, wo ihm die deutsche Bürokratie
verwehrt, seiner Arbeit nachzugehen.«
    »Freund?« Sorgwitz glotzte, was die Äuglein hergaben. »Der da? Sie
kennen wohl jeden Heidelberger, was?«
    »Nicht ganz. Auf das Du des Oberbürgermeisters warte ich noch, aber
mit dem Polizeipräsidenten gehe ich jeden Dienstag kegeln.«
    »Sie haben hier nichts zu suchen. Hauen Sie ab, bevor wir Ihnen Ärger
machen.«
    »Ich weiche der staatlichen Gewalt«, sagte ich und stand auf.
    »Und Sie kommen mit«, herrschte der Kampfhund Fred an. »Wir brauchen
Ihre Aussage.«
    »Darf ich noch zu Ende rauchen?«, erkundigte sich der Imbissbesitzer.
    »Wenn Sie sich die Lunge teeren wollen, meinetwegen.«
    »Siehst du?«,

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