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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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wandte sich Fred an mich. »Deshalb mag ich diese Typen
nicht.«
     

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    Nein, diese vom Ehrgeiz zerfressenen Polizisten mochte ich genauso
wenig wie Fred. Jedenfalls nicht die beiden aus meinem Buch. Was dagegen den echten
Kommissar Sorgwitz betrifft und den echten Kommissar Greiner … – aber das gehört
nicht hierher. So wie ich nach Ansicht des Kampfhundes nicht auf den Parkplatz vorm
Schlossblick gehörte, und genau aus diesem Grund kehren wir jetzt schleunigst dorthin
zurück. Während Fred sein Kippchen zu Ende paffte, und zwar betont langsam, wie
ich annehme, fuhr ich einmal mit dem Rad um den Block. Ebenfalls nicht allzu schnell.
Als ich wieder an Ort und Stelle eintraf, sah ich meine beiden Gesprächspartner
gerade in einen Wagen steigen. Sorgwitz vollführte einen Kavalierstart. Gischt sprühend
brausten sie davon.
    Das Rad erneut abstellen, sich einen Überblick verschaffen. Was an
Kriminaltechnikern vor Ort war, tummelte sich in den Büschen des Sportgeländes oder
auf dem Parkplatz, beim Fundort der Leiche. Um das komplette Areal lief rot-weißes
Flatterband. Der Garten, in dem Schallmo bei meiner gestrigen Ankunft gelegen hatte,
gehörte hingegen nicht zum Sperrgebiet. Warum auch? Dass der Zaun schon vor Monaten
niedergetreten worden war, sah man auf den ersten Blick. Dahinter herrschte Wildwuchs:
schießendes Buschwerk, selbst ausgesäte Bäumchen, Disteln, Löwenzahn, auf dem Boden
Efeu und andere Ranken. Kein Ort, an dem mit Spuren eines Mordfalls zu rechnen war.
Weshalb die Absperrung exakt an der Grundstücksgrenze endete.
    So weit, so gut. Als weniger günstig erwies sich die Tatsache, dass
ich vom Parkplatz aus nicht unbemerkt an den Garten herankam. Ich musste es außerhalb
des abgesperrten Areals versuchen, und das bedeutete zwangsläufig einen Gang über
das Gelände dieses Herrn Böker. Der bestimmt schon den ganzen Morgen am Fenster
Wache schob und nur darauf wartete, die Polizei rufen zu können, sobald jemand im
Übermut durch seinen Dschungel tappte. Es sei denn, er war wirklich so nebenspurig,
wie Kurt und Fred behauptet hatten.
    Im Rücken des Imbisswagens näherte ich mich dem Grundstück. Von rechts
drängte sich eine ganze Reihe von Garagen an den Parkplatz, die zu niedrigen Wohnblocks
in schimmligem Braun gehörten. Dann kam Bökers kleines, fast überwuchertes Haus
und dahinter die Turnhalle des Sportgeländes. In dem verwilderten Garten glitzerten
die Regentropfen der vergangenen Nacht in der Sonne, hinter den Fenstern blieb alles
ruhig. Vielleicht war der Alte gar nicht zu Hause?
    Nach einer Weile des Wartens und Abwägens machte ich kehrt, um einen
Bogen zu schlagen, der mich zur Vorderseite von Bökers Häuschen brachte. Die kleine
Straße mitten im Hasenleiser war von einigen putzigen Gebäuden aus den Fünfzigern
gesäumt, dazwischen störten gammlige Zweckbauten aus Beton und Backstein. Bökers
Vorgarten war nicht ganz so zugewachsen wie das rückwärtige Stück; ein gepflasterter
Weg führte seitlich am Haus vorbei, bis ihn das Grünzeug verschlang.
    Noch zögerte ich. Ich hätte mich bei Fred erkundigen sollen, wie genau
es um den Zustand des Alten bestellt war. Wie er zum Beispiel auf ungebetene Gäste
reagierte. Aber wenn meine beiden Helden es riskiert hatten, eine Leiche auf seinem
Grundstück zu deponieren, konnte ich auch durch seinen Garten marschieren. Ich war
ja bloß auf der Suche nach einem Handy. Nach meinem Handy? Klar, was dachten Sie,
Herr Böker? Das hat jemand über den Zaun gepfeffert, einfach so. Ein Bengel aus
der Nachbarschaft. Hauptschüler, ganz bestimmt.
    Gut, dann waren wir uns ja einig, der alte Böker und ich.
    Noch mal den Blick über die Fenster gleiten lassen: alles ruhig. Ich
öffnete das Gartentürchen, neben dem ›Dr. Wilfried Böker‹ auf einem ranzigen Kupferschild
stand, und betrat das Grundstück. Nach rechts, den schmalen Pflasterweg entlang,
schon wurde hinten der Parkplatz mit Freds Imbiss sichtbar. Nasser Farn schlug mir
gegen die Beine. Aus den Augenwinkeln schaute ich nach links. Die Gardinen hinter
den Fenstern hingen bewegungslos. Und weiter durchs Gemüse. Vom Zaun war ich nicht
mehr weit entfernt. Einen schmächtigen Nussbaum, den sich der Efeu gekrallt hatte,
nutzte ich als Blickschutz gegen die Polizisten auf dem Parkplatz. Bloß nicht auffallen!
Es wäre fatal, wenn sie erst durch mein Verhalten auf Bökers Garten aufmerksam würden.
Den kleinen Informationsvorsprung, den ich besaß, musste ich unbedingt

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