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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Hey, Mädchen, weitermachen!
Ich Kunde, ich König.
    »Wer?«, flüsterte sie.
    »Thorsten Schallmo. Der Mann, von dem Sie sich im Stich gelassen fühlten.«
    Ein Geräusch, angesiedelt zwischen Gurgeln und Aufschrei, ließ mich
hochblicken. Gizem starrte fassungslos in den großen Spiegel. Dann schlug sie eine
Hand vor den Mund und rannte hinaus.
    Das gab ein Geglotze! Lena schaute von ihren Lockenwicklern auf und
ließ die Kinnlade fallen, leider nicht in dem Winkel, in dem ihr Haar geschnitten
war; die alte Dame runzelte die Stirn, und sogar die beiden Erstkundinnen verdrehten
die Hälse, um aus ihrer Klappenkonstruktion herauszulugen.
    Von mir und meinem dummen Gesicht einmal ganz abgesehen.
    »Was ist denn mit der los?« Die Chefin kam aus dem Vorraum herein.
»Die heult ja wie ein Schlosshund, die Kleine.«
    Keine Antwort. Lena blickte achselzuckend zu mir herüber, ihre Kundin
tat es ihr nach, und vermutlich schlossen sich auch die beiden Gebleichten dieser
Vorgabe an.
    »Ich hab nix gemacht«, sagte ich schnell, dieselben Worte wählend wie
tags zuvor im Garten der Warburgs. Bestand diese Stadt nur noch aus Fettnäpfchen,
in die ich trat?
    Frau Kaiser näherte sich mit einer Miene, die Grimm und Sorge gleichzeitig
ausdrückte. »So habe ich die Gizem ja noch nie erlebt. Was war denn nun?«
    »Na ja«, druckste ich. Ein Mann gegen fünf Frauen, denen die Solidarität
mit Ihresgleichen aus den Augen loderte! Da half nur noch die Wahrheit. »Ich habe
einen Namen erwähnt, mehr nicht. Aber der brachte sie völlig aus der Fassung.«
    »Was für einen Namen?«, fragte die Kaiser misstrauisch. Sie war wirklich
ein Trumm von Weib!
    »Thorsten Schallmo.«
    »Oh!«, machte Lena und nickte vielsagend. Ihre Kundin riss die Augen
auf. Hinter den Climazon-Wänden wurde eifrig getuschelt.
    Frau Kaiser dagegen schwieg. Mitten im Raum stehend, beide Fäuste auf
den gut gepolsterten Hüftknochen, warf sie mir einen langen, nachdenklichen Blick
zu – so lang, dass ich zu schwitzen anfing. Was hatte dieser Blick zu bedeuten?
Überlegte sie sich eine besonders perfide Strafe für mich, wie sie nur einer Frisörin
einfallen konnte? So eine mit Scheren und Brenneisen?
    »Darf ich Ihren Namen erfahren?«, sagte sie schließlich.
    »Koller. Max Koller.«
    Sie nickte. »Wusste ich’s doch.« Und gleich noch einmal: »Wusste ich’s
doch. Ja ja, schon als Sie reinkamen, dachte ich mir, das Gesicht kennst du. Auch
wenn ich Sie noch nie gesehen habe.« Sie winkte mit einem Finger. »Kommen Sie mal,
junger Mann.«
    Brav gehorchend folgte ich Frau Kaiser zu einem Durchgang neben der
Warteecke, der zu den Toiletten führte. Linker Hand stand ein kleines Bücherregal.
    »Für unsere Kunden, falls sie länger warten müssen«, erläuterte sie.
Ihre Augen suchten das Regal ab, bis sie ein ganz bestimmtes Buch gefunden hatte.
Den Roman, in dem Covet und ich meinen ersten großen Fall verarbeitet hatten. Sie
hielt es mir vor die Nase.
    »Und?«, fragte ich. »Hat es Ihnen gefallen?«
    »Ja. Bis auf die Charakterisierung einiger Figuren, die fand ich plakativ.
Außerdem ist Wieblingen viel hübscher, als Sie es beschreiben. Mit Ihrer Christine
könnten Sie auch etwas netter umgehen. Und Sie trinken zu viel.«
    »Nur in dem Buch!«
    »Möglich.« Sie zählte noch eine ganze Reihe anderer Fehler und Ungereimtheiten
auf, um zu schließen: »Aber sonst hat mir das Buch gefallen.«
    »Na, dann.«
    »Und deshalb, junger Mann, wenn ich hier und heute den Namen Thorsten
Schallmo höre, denke ich mir, dass Sie wieder auf Verbrecherjagd sind.«
    »So könnte man es nennen.«
    »Aber warum in aller Welt belästigen Sie dann die arme Gizem?«
    »Moment, Frau Kaiser, von belästigen kann nicht die Rede sein! Ich
habe sie lediglich zu Schallmo befragt, vielmehr: Ich wollte sie befragen, aber
dazu kam es ja gar nicht.«
    »Kein Wunder.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie nicht gemerkt, dass das Mädel mit den Nerven am Ende ist?«
    »Na ja.« Ich zuckte die Achseln. »Glücklich wirkte sie nicht gerade.«
    »Und das ist noch untertrieben.« Wie vorhin stemmte sie beide Fäuste
in die Hüften. »Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen ein paar Dinge über Gizem. Natürlich
nur unter der Bedingung, dass Sie nichts weitergeben. Waren Sie denn schon durch
mit Ihrer Massage?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht.«
    »Dann übernehme ich das.«
    Also zurück in den Frisörstuhl. Meinen Umhang hatte ich ja noch an.
Während die blonde Lena weiter Lockenwickler auf dem Haupt ihrer

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